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Ausgezeichnet gebaut

Zwei Preise für ländliches Bauen gehen in die Region. Eine Namensdopplung sorgt für Verwirrung.

Von Christoph Scharf
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Unzweifelhaft ein Neubau: Das Sportlerheim in Wülknitz sei klar gegliedert und kostengünstig gebaut worden, lobt eine Jury. Und er passe zur Lindenbaumreihe.
Unzweifelhaft ein Neubau: Das Sportlerheim in Wülknitz sei klar gegliedert und kostengünstig gebaut worden, lobt eine Jury. Und er passe zur Lindenbaumreihe. ©  Foto: Sebastian Schultz

Landkreis. Preiswert und gut: Auf diese knappe Formel lässt sich die Begründung bringen, mit der das Wülknitzer Sportlerheim am Sonnabend einen Preis des Freistaats erhielt. Beim Landeswettbewerb „Ländliches Bauen“ kam die Gemeinde mit ihrem Projekt auf den zweiten Preis in der Kategorie „Öffentliche Nutzung“. Ein Leipziger Architekturbüro hatte den etwas mehr als eine Million Euro teuren Neubau entworfen. „lm Ergebnis entstand ein filigraner quaderförmiger Neubau, der sowohl durch eine präzise städtebauliche Einordnung als auch mit einer klaren und modernen Formensprache überzeugt“, heißt es in der Begründung der Jury.

Der Eingeschosser beziehe die alten Lindenbaumreihen und eine neu angelegte Wildblumenwiese „vorbildlich“ ein. Was man dem Haus nicht ansieht: Es wurde aus Holzmodulen errichtet, was einen klar gegliederten und kostengünstigen Sportbau ermöglicht habe. In dem kann seit 2018 gekegelt werden, allerdings bringe der neue Komplex verschiedene Vereinssportarten an einem Ort zusammen – und stärke so den Gemeinschaftsgedanken.

Die Nutzung des neuen Wülknitzer Sportlerheims erkennt man erst von innen: Im jetzt preisgekrönten Bau wird gekegelt – wie hier bei der Eröffnung 2018.
Die Nutzung des neuen Wülknitzer Sportlerheims erkennt man erst von innen: Im jetzt preisgekrönten Bau wird gekegelt – wie hier bei der Eröffnung 2018. © Foto: Sebastian Schultz

Wülknitz erhält für das Projekt 1.500 Euro Preisgeld vom Freistaat. Weitere 1.000 Euro fließen in den Diera-Zehrener Ortsteil Schieritz. Dort baut ein privater Bauherr ein denkmalgeschütztes Wehr neu auf. Er hatte das Areal der historischen Schlossmühle nach Hochwasserschäden und jahrzehntelangem Verfall wieder neu belebt und errang so Platz 3 in der Kategorie „Gewerbe und sonstige Nutzung“.

Um das Schieritzer Mühlrad wieder mit Wasser aus dem Ketzerbach anzutreiben, sei eine aufwendige Sanierung von Mühlgraben und Stauwehr nötig gewesen. „Mit Ausdauer, Mut und vielen Helfern ist dieses ambitionierte Vorhaben des studierten Wasserbauingenieurs umgesetzt worden“, teilt das Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft mit. Die historische Anlage liefere jetzt wieder Strom. „Außergewöhnlich ist hierbei, dass ein oberschlächtiges Wasserrad einen Generator wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts antreibt.“ Zudem habe der Bauherr auch an die Tierwelt gedacht: Das neue Wehr mit Tosbecken und Fischtreppe sei ein außergewöhnlicher Beitrag zur alternativen Energiegewinnung in Eigeninitiative – wobei Natur- und Denkmalschutz berücksichtigt worden seien.

Ein ungewöhnlicher Altbau: Die Jury lobt den privaten Bauherren der Schieritzer Wassermühle in Diera-Zehren für sein Sanierungsprojekt.
Ein ungewöhnlicher Altbau: Die Jury lobt den privaten Bauherren der Schieritzer Wassermühle in Diera-Zehren für sein Sanierungsprojekt. ©  Foto: Claudia Hübschmann

Insgesamt hatten sich am Landeswettbewerb 156 Projekte beteiligt und waren durch eine Jury aus Architekten, Denkmalpflegern, Historikern und Freiraumplanern begutachtet worden. Vergeben wurden je drei Preise in den Kategorien „Wohnen“, „Gewerbliche und sonstige Nutzung“ sowie „Öffentliche Nutzung“, außerdem fünf Sonderpreise und neun Anerkennungen. „Der ländliche Raum bietet für vielfältige Nutzungen ideale Bedingungen, sei es für Wohngebäude, Büros, Werkstätten oder auch Gast- und Hotelbetriebe“, sagt Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt (CDU). Die ersten Preise sind mit jeweils 2.500 Euro dotiert. Sie gingen an ein umgebautes Bauernhaus in Claußnitz, eine neu gebaute Grundschule in Gornsdorf und einen umgestalteten barocken früheren Pfarrhof in Wendishain (Kreis Mittelsachsen). Dort gab es ein Kuriosum: Denn dessen Bauherr heißt genauso, wie der Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt – was den Freistaat zu einer Klarstellung nötigte: Der genannte Preisträger sei nicht identisch mit dem Staatsminister.

Der Wettbewerb „Ländliches Bauen“ findet seit 1991 statt. Ein Preis war auch schon an den Umbau des früheren Zabeltitzer Kindergartens gegangen.

Liefert wieder Energie: Wasser aus dem Ketzerbach wird in Schieritz aufgestaut und betreibt ein Wasserrad. Und an die Fische hat der Besitzer auch gedacht.
Liefert wieder Energie: Wasser aus dem Ketzerbach wird in Schieritz aufgestaut und betreibt ein Wasserrad. Und an die Fische hat der Besitzer auch gedacht. ©  Foto: Claudia Hübschmann