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Bautzen: Spreehotel wird entrümpelt

Arbeiter sind angerückt, um Baufreiheit zu schaffen. Eigentlich war noch mehr geplant – aber dann kam Corona.

Von Theresa Hellwig
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Ingolf Brahmann trägt alte Möbel aus dem einstigen Spreehotel zum Sperrmüllcontainer. Noch bis zum Ende der Woche wird hier geräumt - wann es danach weitergeht, ist aber noch offen.
Ingolf Brahmann trägt alte Möbel aus dem einstigen Spreehotel zum Sperrmüllcontainer. Noch bis zum Ende der Woche wird hier geräumt - wann es danach weitergeht, ist aber noch offen. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Die Sägen surren im Hintergrund. Immer mehr Grün muss weichen, immer weiter wird die Sicht auf Bautzens Spreehotel freigelegt. „Ich muss schon sagen, das ist einfach geil“, sagt Ralf Gläser, einer der Inhaber des Gebäudes. „Da lohnt es sich, Gas zu geben.“ Fast blind, erzählt er, habe die Firma Bankimmobilien aus Halle das Bautzener Spreehotel im vergangenen Herbst gekauft. Und jetzt? „Jetzt wird es hier immer hübscher“, sagt er, „die Talsperre ist der Hammer“. Fast überrascht klingt er, als er sagt: „Das ist hier ja eine super Lage, wirklich eine Top-Lage.“

Schränke, alte Betten, Stühle, Gerümpel – nach und nach werden Arbeiter all das in den nächsten Tagen aus dem Haus tragen. Das meiste davon stammt aus den Zeiten, in denen das Haus als Asylunterkunft genutzt wurde. Die alten Möbel werden nicht mehr gebraucht. Und das Grünzeug soll weg, damit es nicht modrig wird und damit es sich die Tiere jetzt nicht allzu gemütlich machen auf dem Gelände. Auch die Sicht auf das einstige Vier-Sterne-Hotel soll freigemacht werden – und die Sicht aus dem Haus auf das Wasser.

Corona macht einen Strich durch die Rechnung

Seit 2017 steht das Objekt leer. Manch einer befürchtete damals, dass das Haus zur Ruine wird – jetzt tut sich etwas. Dennoch: „Wir machen hier nur sauber, damit das Haus nicht verkommt“, sagt Ralf Gläser. „Das ist nichts weiter als die erste Etappe“, sagt er – mehr als nur einmal wiederholt er das. Er wolle keine falsche Hoffnung machen, sagt er – und wiederholt auch das.

Die Arbeiten sind ein erster Schritt vor der eigentlichen Renovierung. Wann die startet, ist aber noch völlig offen. Denn eigentlich sollte es noch in diesem Jahr richtig losgehen im Spreehotel. Doch wegen Corona ist das erst einmal abgeblasen. „Wir hatten etwas Konkretes vor, wir hatten ein ordentliches Konzept“, sagt der Inhaber. Aber wie sich die Sache mit dem Tourismus angesichts der Pandemie entwickelt, sei ihm einfach zu unsicher.

Auch Gunnar Schlicht, einer der anderen Inhaber, sieht das so. „Es ist gerade eine schwierige Phase für Hotels“, sagt er. Das bemerke er auch in den anderen Hotels, die die Firma Bankimmobilien betreibt. „Wir dürfen angesichts der Pandemie noch immer keine Buffets anbieten. Aber wir sind froh, dass wir öffnen können“, sagt er. Dennoch: Die Inhaber wollen abwarten, bis sicher ist, dass der Tourismus wieder ordentlich anlaufe.

Wassersport und Radtouren am Stausee

Viel verrät auch Gunnar Schlicht nicht, aber eines schon: Ein Wellnesstempel wird aus dem Spreehotel nicht. Bevor aus dem Haus ein Asylheim wurde, nächtigten vor allem Busreisende in dem Hotel. Für die Zukunft haben die Inhaber aber eine andere Zielgruppe im Blick: Gunnar Schlicht sieht in dem Haus eher eine Art Sport- oder Aktivhotel. Ein Haus, das sich an Menschen richtet, die sich gern bewegen.

Die Inhaber wollen sich dabei nicht nur auf eine einzelne Sportart konzentrieren, sondern eher ein breiteres Spektrum anbieten. Was genau, das wollen sie noch nicht verraten. Gute Fahrradtouren und Wanderungen seien aber so gut wie selbstverständlich, auch Wassersport-Angebote oder Kayak-Fahrten könnten dazu gehören. „Wir wünschen uns einen Zugang zum See und sind dazu mit der Stadt im Gespräch“, erzählt Ralf Gläser. „Das lässt sich hier alles super entwickeln.“ Und wenn Sportarten wie Tennis zum Zuge kommen, dann soll es dafür professionelle Netze geben – „Sport auf gutem Niveau“, sagt Gunnar Schlicht, sei das Ziel. Erfahrungen hat die Firma damit – allein vier solcher Hotels besitzt die Firma nach eigenen Angaben, baut gerade im Sauerland ein ähnliches auf.

Kern der Immobilie bleibt wie sie ist

Wann die Bauarbeiten nun tatsächlich starten, ist offen. In welchem Jahr es mit einem Hotelbetrieb losgehen könnte, erst recht. Relativ sicher hingegen ist, dass die Gebäudestruktur im Großen und Ganzen bleiben soll, wie sie ist. Ein Abriss komme nicht in Frage, beteuert Schlicht. Zu jung ist das Haus, zu gut die Bausubstanz. „Wir wollen deshalb auch nicht massiv in die Bausubstanz eingreifen“, sagt Gunnar Schlicht. Einige Zimmer könnten vielleicht zu größeren zusammengelegt werden – aber der Kern der Immobilie soll beibehalten werden.

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