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Neue Trasse für Bautzens Südumfahrung

Der erste Abschnitt ist schon seit Jahren in Betrieb, die Pläne für den zweiten lagen lange auf Eis. Nun gibt es einen neuen Vorschlag.

Von Theresa Hellwig
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Hier an der Neukircher Straße endet der erste Abschnitt der Bautzener Südumfahrung. Wann deren Bau weitergeht, ist ungewiss.
Hier an der Neukircher Straße endet der erste Abschnitt der Bautzener Südumfahrung. Wann deren Bau weitergeht, ist ungewiss. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Die Pläne für die weitere Südumfahrung von Bautzen lagen lange Zeit auf Eis – doch dann holte das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) die Ordner doch wieder hervor. Nachdem der Bund alle Neubauprojekte auf den Prüfstand gestellt hatte, gab es vorletztes Jahr grünes Licht für die weitere Planung der Südumfahrung - zumindest für den Abschnitt zwischen der Neukircher Straße und der B 96. Nun gibt es neuen Schwung in der Debatte: Eine veränderte Trassenführung ist im Gespräch. Sächsische.de hat nachgehakt.

Für wen ist die Südumfahrung gedacht?

Die Südumfahrung, auch bekannt als S 106, soll vor allem die Stadt Bautzen vom Verkehr entlasten. Die Autofahrer aus dem Oberland könnten so auf die Autobahn gelangen, ohne durch die Stadt fahren zu müssen, so der Gedanke. Und die Dörfer südlich von Bautzen sollen besser angebunden werden, darunter auch das Gewerbegebiet in Preuschwitz.

Warum gibt es jetzt Pläne für eine neue Trasse?

Ein Teil der Straße ist schon längst gebaut: Der erste Abschnitt der S 106 führt von der A 4 ab Salzenforst über den Kreisverkehr bei Dreistern bis an die Neukircher Straße. Dort endet die Straße in einer T-Kreuzung. Als der Abschnitt gebaut wurde, waren noch zwei weitere Stücke geplant: der nächste Abschnitt über Grubschütz und Doberschau bis nach Ebendörfel und von dort ein dritter zwischen Grubditz und Binnewitz in Richtung Auritz/Jenkwitz.

Um den zweiten Bauabschnitt geht es jetzt; dieser steht im aktuellen Landesverkehrswegeplan. Der dritte jedoch ist gestrichen worden. Und weil es deshalb nicht mehr unbedingt notwendig ist, die Straße bis nach Ebendörfel zu führen, ist nun eine alternative Trasse im Gespräch.

Wo soll die neue Trasse entlangführen?

Der genaue Weg für die neue Trasse steht noch nicht fest. Ohne die Weiterführung von Ebendörfel aus könnte die Südumfahrung aber stadtnäher verlaufen. Sie könnte dann vielleicht, so sieht es der neue Vorschlag vor, statt südlich von Preuschwitz auf der nördlichen Seite des Ortes verlaufen und nördlich von Oberkaina auf die B 96 stoßen. Das Gewerbegebiet in Preuschwitz wäre damit noch immer angeschlossen.

Viel näher zur Stadt Bautzen könnte der zweite Abschnitt der Südumfahrung verlaufen. So sieht es ein neuer Vorschlag vor, der gerade geprüft wird.
Viel näher zur Stadt Bautzen könnte der zweite Abschnitt der Südumfahrung verlaufen. So sieht es ein neuer Vorschlag vor, der gerade geprüft wird. © SZ Grafik

Wie wahrscheinlich ist es, dass die neue Trasse kommt?

Gerade führt das Lasuv einen Variantenvergleich durch. Das bedeutet: Die ursprünglich vorgesehene Route des zweiten Bauabschnitts ist noch nicht vom Tisch. Im nächsten Frühjahr, so schätzt Andreas Biesold, Leiter der Lasuv-Niederlassung in Bautzen, könnte feststehen, welche Route weiterverfolgt wird.

Was sagen die Kritiker zu dem Projekt?

Gegen den zweiten Bauabschnitt der Südumfahrung gibt es Widerstand. Der formierte sich schon, bevor die neue Trasse ins Gespräch kam. Denn für das Projekt müsste das Spreetal überquert und eine 220 Meter lange Brücke gebaut werden.

Vor allem Anwohner aus Grubschütz sorgen sich wegen der Auswirkungen auf das Tal mit seiner besonderen Natur und seinen geschützten Tierarten. Zum Beispiel seltene Fledermausarten sind hier zu finden, ebenso Fischotter und eine empfindliche Fischart, das Bachneunauge. Auch aus einer Antwort auf eine Landtagsanfrage geht hervor, dass das Tal durch die Südumfahrung in Gefahr wäre und mit erheblichen Beeinträchtigungen zu rechnen sei. Das Spreetal muss auch bei der neuen Trassenführung überquert werden – „eine andere Möglichkeit gibt es nicht“, stellt Andreas Biesold vom Lasuv fest.

Doch die Anwohner aus Grubschütz, die eine Bürgerinitiative gegründet haben, stört noch mehr – auch an der neuen Trasse. „Die Westtangente wäre dann nur einige hundert Meter von der Südumfahrung entfernt“, sagt Robert Matschie von der Bürgerinitiative. Beide Straßen hätten dasselbe Ziel: die Autobahn. „Zwei parallel und derart nah zueinander verlaufende Straßen rechtfertigen die gravierenden Eingriffe in die Natur und den Lärmschutz nicht“, findet Robert Matschie.

Wie geht es jetzt also weiter?

Für den Streckenverlauf der geplanten Südumfahrung werden gerade Verkehrswirksamkeits- und Umweltverträglichkeitsstudien durchgeführt. Dabei wird zum einen geprüft, ob es durch den Neubau auch tatsächlich eine Entlastung geben würde. Bevölkerungsprognosen, die Entwicklung der Gewerbezahlen und Verkehrszählungen spielen dabei eine Rolle.

Zum anderen geht es um die Auswirkungen auf die biologische Vielfalt, die Luft, auf Kulturgüter, Tiere, Wasser und Menschen. „Wenn das Ergebnis vorliegt, wird entschieden, ob die ursprüngliche oder die neue Trasse die Vorzugsvariante ist“, erklärt Biesold. Gespräche mit betroffenen Grundstücksbesitzern werde es dann im sogenannten Planfeststellungsverfahren geben, mit dem das Baurecht für die Straße hergestellt werden soll.

Warum dauert es so lange, bis eine Straße gebaut wird?

Schon seit über 20 Jahren wird über den Bau der Bautzener Südumfahrung diskutiert. Dass es sich so lange hinzieht, bis eine Straße gebaut wird, ist nicht unüblich. Ein anderes Beispiel: Schon in den 1990er-Jahren begannen die Planungen zur B 178 n von der A 4 bei Weißenberg bis Zittau. Auch diese Straße ist noch immer unvollendet. Von den rund 43 Kilometern sind rund 30 befahrbar, der Ausbau zieht sich mittlerweile 20 Jahre hin. Woran es liegt, dass das alles so lange dauert? Das hängt von Widerständen seitens Betroffener und Studienergebnissen ab, erklärt Andreas Biesold. Bei der B 178 n hatten Landwirte angegeben, ihre Existenz sei durch den Trassenverlauf bedroht – und Klage beim Bundesverwaltungsgericht eingereicht. Auch Naturschützer hatten geklagt, später fehlten Mittel. Der Weg zu einer neuen Straße – er kann sich hinziehen.

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