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Betonsperren mit riskanten Lücken

Der Striezelmarkt ist ringsum gesichert. Zu anderen Dresdner Weihnachtsmärkten gibt es dagegen breite Autoschneisen.

Von Christoph Springer
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© Christian Juppe

Gleich hinter den Betonklötzern stehen die Glühweintische. Fünf sogenannte Nizzasperren schirmen sie an der Treppe neben der Centrum Galerie zum Rest der Prager Straße ab. Am Fuß der Treppe: ein Glühweinstand und eine Bude, in der Fanartikel von Dynamo Dresden zu haben sind. In den Hütten daneben gibts Gegrilltes, Kerzen und Glühbier. Davor stehen keine Nizzasperren, die breite Treppe ist ungeschützt. Ein Fehler? Frank Schröder wert ab. „Dem ist nicht so“, sagt der Chef der Eventagentur, die den Weihnachtsmarkt auf der Prager Straße organisiert hat. „Wir haben uns hierzu eng mit Polizei, Feuerwehr und Stadt abgestimmt.“ Das heißt, die Nizzasperren stehen genau dort, wo die Sicherheitsverantwortlichen sie haben wollten. Und dort, wo sie keine Gefahr erkannten, stehen keine der großen Betonblöcke. Auch das haben Polizei, Stadt und Feuerwehr dann so gewollt.

Blick auf die gesicherte Prager Straße
Blick auf die gesicherte Prager Straße © Christian Juppe

Alle Augen sind in Dresden auf den Striezelmarkt gerichtet: mit Superlativen gespickt und international berühmt gilt er als einer der besonders gefährdeten Weihnachtsmärkte. Die Polizei spricht von einer „abstrakten Gefahr“, die Sicherheit auf dem Striezelmarkt ist ein heiß diskutiertes Thema. Es ist der einzige Markt, der mit Wasserbehältern und Schranken gesichert ist, bei allen anderen reichen die Betonklötzer.

Blick auf den Striezelmarkt, der mit Betonsteinen, Wasserbehältern und speziellen Schranken gesichert ist. 
Blick auf den Striezelmarkt, der mit Betonsteinen, Wasserbehältern und speziellen Schranken gesichert ist.  © Robert Michael

Das gilt auch für den Neumarkt. Der Platz mit der Frauenkirche ist ähnlich prominent wie der Altmarkt mit dem ältesten Weihnachtsmarkt Deutschlands. Auf dem Neumarkt ist die Firma Neuland-Zeitreisen aus Struppen in der Sächsischen Schweiz Lizenznehmer für den Weihnachtsmarkt. „Die Betonsperren sind in diesem Jahr umfangreicher als im vergangenen Jahr“, sagt Mitarbeiterin Peggy Schindler. In der Moritzgasse habe es 2017 zum Beispiel keine Sperre gegeben. Jetzt sind dort neun Nizzasperren aneinandergereiht. Die Zufahrt von der Wilsdruffer Straße aus ist damit dicht. Doch es gibt mehrere Straßen zum Neumarkt, auf denen auch kleine Lkws zwischen den massiven Steinblöcken hindurchpassen. Zum Beispiel auf der Brühlschen Gasse neben der Einfahrt zum Hilton-Hotel und auf der Straße An der Frauenkirche direkt neben der Kunstakademie. „Der Neumarkt muss ja auch mit dem Auto erreichbar sein“, sagt Peggy Schindler. Lieferfahrzeuge, Taxis und Hotelgäste, die mit dem Auto kommen, müssten auf den Platz fahren können. 

Auf den Neumarkt kommt man auch mit dem Auto
Auf den Neumarkt kommt man auch mit dem Auto © Christian Juppe

Die großen Durchfahrten würden mit Polizeifahrzeugen gesperrt, berichtet die Neuland-Mitarbeiterin. Allerdings nicht zu jeder Zeit, ergab ein Abendbesuch auf dem Neumarkt. Zu dieser Zeit war es zum Beispiel möglich, sich auf der Brühlschen Gasse mit einem kleinen Laster durch die Betonschikane hindurchzuschlängeln. Sie besteht aus vier Nizzasperren, die so aufgestellt sind, dass man eine kleine S-Kurve fahren muss, um an ihnen vorbei zu kommen. Danach sind es dann nur noch knapp 100 unverbaute Meter bis zur ersten Weihnachtsmarktbude. Stadt und Polizei finden das in Ordnung. Die Stadt habe den Aufbau der Steine in Auftrag gegeben, sagt Peggy Schindler. Das Ergebnis macht den Verantwortlichen bei Neuland-Zeitreisen vor allem deshalb Sorgen, weil sie für die Christvesper vor der Frauenkirche, die am 23. Dezember stattfindet, einige Buden abbauen müssen. „Dazu müssen wir mit einem Sattelschlepper und einem Tieflader auf den Neumarkt.“ Peggy Schindler ist nicht sicher, ob das dann problemlos funktioniert.

© Christian Juppe

Auf dem Postplatz ist für die Sicherheit fast schon eine Betonstein-Burg entstanden. Rings um das Winterdorf stehen die Nizzasperren, teilweise sogar übereinander. Die Käseglocke haben die Aufsteller gleich mit eingemauert. Doch auch dort gibt es eine Zufahrt, durch die auch ein Kleinlaster passt. Sie führt vovom Postplatz aus zwischen die Partybuden neben der Käseglocke.

Der Augustusmarkt auf der Hauptstraße ist vor allem durch die Häuserzeilen und die Grünflächen beiderseits der weißen Pagoden gut geschützt. Doch auch dort sind Betonklötzer verbaut. Zum Beispiel am Marktende auf der Albert-Platz-Seite. Die Durchgänge sind gerade breit genug für Fußgänger und Radfahrer oder einen Zwillingskinderwagen.

Auch am Augustusmarkt sind die Klötzer verbaut. 
Auch am Augustusmarkt sind die Klötzer verbaut.  © Christian Juppe