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Was ein Nationalspieler in Bischofswerda macht

Der Kanadier Nicholas Prasad spielt in der Regionalliga Nordost – und für Fidschi. Und er sagt, warum er trotz Corona-Krise hiergeblieben ist.

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Verteidigt für den Bischofswerdaer FV 08: Nicholas Prasad.
Verteidigt für den Bischofswerdaer FV 08: Nicholas Prasad. © Rocci Klein

Bischofswerda. Die Nachricht hat Schlagzeilen-Potenzial: Fußball-Regionalligist Bischofswerda verpflichtet Nationalspieler. Klingt unglaublich, stimmt aber. In der Winterpause hat der Viertligist den Kanadier Nicholas Prasad unter Vertrag genommen. Der 24-jährige Innenverteidiger spielte zuletzt für Tulsa Roughnecks in der zweiten amerikanischen Liga.

Die Länderspiele bestritt Prasad allerdings für die Republik Fidschi, den kleinen und für seine Korallenriffe bekannten Inselstaat im Südpazifik. Im saechsische.de-Interview sagt er, was ihn jetzt nach Bischofswerda verschlägt.

Nicholas, Sie sind Kanadier, haben aber elf Länderspiele für Fidschi bestritten. Wieso?

Meine Eltern sind Fidschianer, wanderten aber vor vielen Jahren nach Kanada aus. Ich wurde in Edmonton geboren, habe beide Staatsbürgerschaften. Ab meinem dritten Lebensjahr lebten wir in Vancouver. Dort ist es wärmer als in Alberta, und das Meer ist auch in der Nähe.

Spielen Sie zum ersten Mal in Europa?

Nein, mein erster Berater hatte mich schon vor zwei Jahren nach Deutschland vermittelt. Ich war damals ein Jahr bei der SpVgg Bayreuth in der vierten Liga, und bin danach noch einmal für ein paar Monate in die USA gegangen. Viele Fußballer in Kanada träumen von Europa, ich auch. Daher bin ich sehr froh, dass jetzt noch mal ein Wechsel nach Deutschland zustande kam.

Was sind Ihre Ziele?

Mit Bischofswerda unbedingt noch den Klassenerhalt in der Regionalliga Nordost schaffen und mich mit guten Leistungen empfehlen. Ich möchte gern als Profi in Deutschland bleiben und bis zum Alter von 33, 34 aktiv sein.

Haben Sie sich denn schon eingelebt?

Ja, zum Glück ist es ja derzeit nicht so kalt hier. Zurzeit lebe ich in einem Hotel in Dresden-Weißig. Es ist alles perfekt.

Haben Sie in Vancouver mit dem Fußballspielen angefangen?

Ja, bei Vancouver Whitecaps FC Academy. Bis 2014 war ich dort. Ein Jahr später kam übrigens der jetzige Bayern-Profi Alphonso Davis. Seine Eltern stammen aus Liberia, Alphonso war fünf, als sie nach Kanada kamen. 2016 wurde er dann eingebürgert und kanadischer Auswahlspieler.

Wie ging es bei Ihnen und Ihrer Fußballkarriere weiter?

Ich war von 2014 bis 2018 in den USA. Ich hatte ein Stipendium bekommen und habe dort meinen Master gemacht. In dieser Zeit habe ich beim Team der Seattle Redhawks University gespielt.

Haben Sie noch Familie auf Fidschi?

Ja, meine Großeltern sind in der Hauptstadt Suva zu Hause. Als ich im März 2019 mein erstes Länderspiel gegen Neukaledonien bestritt, habe ich sie zum ersten Mal nach zehn Jahren wiedergesehen.

Gehören Sie aktuell weiterhin zum Auswahlkader?

Ja, ich habe regelmäßig Kontakt zu unserem dänischen Auswahltrainer Flemming Serritslev. Er kam für den Franzosen Christophe Gamel, der jetzt in der zweiten Liga in Belgien arbeitet. Unter Gamel wurden wir im vergangenen Jahr Dritter bei den Pazifikspielen. Unsere Ende März anstehenden Länderspiele gegen Tahiti und Salomonen wurden allerdings jetzt von der Fifa aufgrund des Coronavirus abgesagt.

Sie sind trotz der Corona-Krise hier in Sachsen geblieben und nicht nach Hause geflogen. Warum?

Ich bin hier geblieben, weil ich mich in Deutschland sicherer fühle. Meinen Familien-Angehörigen in Kanada und Fidschi geht es aber auch gut, alle sind gesund.

Das Gespräch führte Jürgen Schwarz.