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Verkehrssicherheit oder Abzocke?

Der Landkreis blitzt an der Gefällstrecke der S148 in Kottmarsdorf. Kein Unfallschwerpunkt - aber durchaus lukrativ.

Von Markus van Appeldorn
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Hier auf der abschüssigen Strecke an der S148 in Kottmarsdorf fällt es vielen Autofahrern schwer, Tempo 50 zu halten.
Hier auf der abschüssigen Strecke an der S148 in Kottmarsdorf fällt es vielen Autofahrern schwer, Tempo 50 zu halten. ©  Matthias Weber

Die Steigung und das Gefälle der S148 bei Kottmarsdorf sind mitunter tückisch. Im Winter etwa bleiben immer wieder Lastwagen auf der vereisten Steigung hängen. Und in die Gegenrichtung lässt die Polizei dann Fahrzeuge nur einzeln und in großen Abständen auf die Gefällestrecke. Dass dieser Streckenabschnitt auch im Sommer und auch ohne Blechschaden und einen Ausflug in den Straßengraben teuer werden kann - diese Erfahrung durfte jetzt unter anderem Michael Domanja machen.

Der Unternehmer aus Wittichenau bei Hoyerswerda fährt oft an der Stelle entlang, weil er in der Gegend Kunden beliefert. Und am Nachmittag des 7. August blitzte es plötzlich aus dem Grünstreifen - auf der abschüssigen Strecke Richtung Löbau, rund 50 Meter vor dem Ortsausgangsschild. Ein Strafmandat des Landkreises bestätigte es wenige Tage später. Mit 66 statt der erlaubten 50 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit war Domanja unterwegs gewesen. Michael Domanja erinnert sich, er hatte seinen Transporter bloß rollen lassen: "Das Auto wurde immer schneller, ohne dass ich aufs Gaspedal treten musste", erzählt er. Weil aber die Straße frei war, ließ er einfach rollen.

35 Euro hat das Strafmandat gekostet und Domanja hat auch gleich bezahlt. Er hat auch Verständnis für Tempolimits und dafür, dass man zahlen muss, wenn man sich nicht daran hält. Aber: "Ich ärgere mich, dass der Kreis an einer Stelle blitzt, an der es keinen Grund dafür gibt", sagt er. Schließlich würden die Behörden stets betonen, nicht zu blitzen, um sich die Taschen zu füllen, sondern nur, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen. "An der Stelle stehen ja nicht mal Häuser an der Straße. Da ist mit einem Blitzer der Verkehrssicherheit nicht gedient", sagt Domanja. Wenige Tage später habe er sich die Stelle angeschaut, wo der Blitzer gestanden habe. "Das Gras da ist ganz ausgetreten", sagt er. Für ihn ein Hinweis, dass dort oft ein Blitzer aufgestellt wird.

Michael Domanja irrt nicht. Die Stelle bildet zwar keinen Unfallschwerpunkt - blitzen tut's im Grünstreifen am Gefälle dennoch immer wieder mal. "Der Landkreis hat aufgrund von Bürgeranfragen eine Geschwindigkeitskontrolle in Kottmarsdorf durchgeführt", informiert Kreis-Pressesprecherin Franziska Glaubitz auf SZ-Anfrage zu jenem Vorfall am 7. August. Und das war nicht zum ersten Mal der Fall. "Die Geschwindigkeitskontrollen werden in unregelmäßigen Zeitabständen durchgeführt", so die Behördensprecherin weiter.

Und augenscheinlich ist dieser Blitzerstandort für den Landkreis auch durchaus lukrativ. "Allein am 7. August wurden 367 Überschreitungen festgestellt", teilt das Landratsamt mit. In diesem Jahr sei der Blitzer bereits dreimal dort postiert worden, einmal im März und zweimal im August.

An jenem Tag, als auch Michael Domanja geblitzt worden sei, seien Verwarn- und Bußgelder verhängt worden, heißt es weiter. Der Spitzenreiter an diesem Tag war demnach mit Tempo 89 innerorts auf der Gefällstrecke unterwegs. Wie viele Euro Bußgeld der Landkreis an dieser Stelle bereits insgesamt erzielt hat, lässt sich laut der Behördensprecherin nicht feststellen.

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