SZ + Dresden
Merken

Dresdner Firma will Dampfer übernehmen

Am Montag hat ein Unternehmen aus der Stadt ein Angebot eingereicht. Eine neue Bietergemeinschaft könnte ebenfalls Interesse anmelden.

Von Christoph Springer
 5 Min.
Teilen
Folgen
Etwa ein halbes Dutzend Investoren haben Interesse an den Dresdner Schiffen angemeldet.
Etwa ein halbes Dutzend Investoren haben Interesse an den Dresdner Schiffen angemeldet. ©  Archiv/Ronald Bonss

Dresden. Ein Unternehmen aus der Stadt will die komplette Dampferflotte und die zwei Salonschiffe übernehmen. Zu dem Paket, für das die Firma am Montag ein Angebot gemacht hat, gehören auch der Cateringanbieter Elbezeit und die Personalvermittlung Crashice, beides Tochterfirmen der Flotte. "Wir trauen uns das zu", sagte einer der zwei Geschäftsführer von Richert & Co. im SZ-Gespräch. Zuvor haben die Verantwortlichen die Jahresbilanzen der Sächsischen Dampfschiffahrt (SDS) geprüft und sich lange beraten.

Richert & Co. hat bereits engen Kontakt zur Flotte, denn im vergangenen Jahr haben Rico Richert und Sven Spielvogel vom damaligen Eigentümer Reinhard Saal die Schiffswerft in Laubegast gekauft. Dabei versicherten sie, dass der Werftbetrieb auch mit ihnen als neue Besitzer weitergehen soll. "Wichtig ist uns der Erhalt des von der Dampfschifffahrt genutzten industriellen Kerns, denn Dresden ohne Elbdampfer ist wie Berlin ohne Fernsehturm", erklärten sie damals in einer Pressemitteilung. Diesen Satz wiederholte Sven Spielvogel am Telefon zwar nicht. Aber er stellte fest, die Flotte sei für Dresden wichtig, sie müsse auf jeden Fall auf der Elbe bleiben.

Grüne mit Eilantrag im Stadtrat

Welchen Betrag die Firma für die Flotte auf den Tisch legen will, sagte Spielvogel nicht, er verwies dabei auf das noch laufende Bieterverfahren. Die Frist für die Abgabe von Interessensbekundungen endete am Montag. Etwa ein halbes Dutzend potenzielle Investoren hatte sich bis dahin bei Sanierungsgeschäftsführer Burkhard Jung gemeldet. Wie gut ihre Angebote sind, prüft jetzt die Hamburger Firma Enomyc, die sich laut Eigendarstellung unter anderem darauf spezialisiert hat, potenzielle Investoren zu ermitteln und eine Liste von Kandidaten zu erstellen, mit denen es sich tatsächlich zu sprechen lohnt. Diese Interessenten bekommen später tieferen Einblick in die Geschäftsunterlagen der SDS, um ihr Angebot präzisieren zu können.

Geht es nach den Dresdner Grünen, soll dazu auch ein Bieter gehören, der sich aus der Stadt Dresden, den Landreisen Meißen und Sächsische Schweiz/Osterzgebirge und dem Freistaat zusammensetzt. Am Donnerstag wollen sie einen entsprechenden Eilantrag im Stadtrat behandeln lassen. Demnach soll Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) schnellstmöglich mit dem Freistaat und den Landräten die Gründung einer Bietergemeinschaft aushandeln und sich dann mit einem Angebot bei Sanierungsgeschäftsführer Burkhard Jung melden.

Dort, so erklärten es am Dienstag Stadtrat Torsten Schulze und der Landtagsabgeordnete Thomas Löser, sei ihnen auf Nachfrage signalisiert worden, dass die Verantwortlichen einer Verlängerung der Bieterfrist für eine solche Investorengemeinschaft positiv gegenüberstehen. Schulze und Löser meinen, für die Rettung der Flotte müsste diese Bietergemeinschaft etwas mehr als drei Millionen Euro aufbringen. So viel seien die Schiffe derzeit wert, mit jeweils rund 800.000 Euro schlügen dabei die Salonschiffe Gräfin Cosel und August der Starke zu Buche. Jeweils eine Million könne von der Stadt und dem Freistaat kommen, je 500.000 Euro von den zwei Landkreisen, die nach ihrer Ansicht stark vom Angebot der Sächsischen Dampfschiffahrt profitieren.

Dampferverein bietet Zusammenarbeit an

Später soll die Bietergemeinschaft zur Eigentümergemeinschaft für die Schiffe werden und einem Privatunternehmen den Fahrbetrieb überlassen, heißt es in dem Antrag. Es sei das Wichtigste, die Schiffe "physisch in die öffentliche Hand zu bekommen", erklärt Löser den Hintergrund dieser Bemühungen. Flottengeschäftsführerin Karin Hildebrand halte das durchaus für eine machbare Variante, berichtete er aus einem Gespräch mit der Unternehmenschefin. Sie halte es auch für möglich, dass der Betreiber dann kostendeckend arbeiten kann.

Der "Verein Weiße Flotte Dresden - Freunde der Sächsischen Dampfschiffahrt" begrüßte am Dienstag die Intitiatie der Grünen und bot umgehend seine Zusammenarbeit an. Löser und Schulze verabredeten sich mit den Verantwortlichen, um zu diskutieren, wie die Zusammenarbeit zwischen der Partei und dem Verein funktionieren könnte. Der Vorstandsvorsitzende Dirk Ebersbach und die Rechtsanwältin Nicole Scholze, die ebenfalls zum Vereinsvorstand gehört, erklärten, falls der Verein tatsächlich als Eigentümer der Flotte infrage kommen müsse, werde rechtzeitig die Satzung geändert. Dort steht bisher nichts von solchen Aktivitäten.

Sven Spielvogel, der mit der Firma Richert & Co. bereits mehr als einen Schritt weiter und seit Montag im Rennen um die Übernahme der Flotte ist, findet das Engagement des Weiße-Flotte-Vereins gut. Er kann sich auch eine Zusammenarbeit mit den Dampferfreunden vorstellen. Jetzt geht es für ihn aber erst einmal darum, zu den potenziellen Investoren zu gehören, die demnächst Nachricht aus Berlin bekommen. Darin sollte aus seiner Sicht stehen, dass das Dresdner Unternehmen eingeladen ist, weitere Details zur Lage und dem Geschäft der Flotte zu erfahren und dann sein Angebot zu konkretisieren.

Am Ende der Verhandlungen, die voraussichtlich bis etwa Ende August dauern, wünscht er sich, dass Richert & Co. künftig nicht nur für die Geschicke der Laubegaster Werft verantwortlich ist, sondern zusätzlich für die der Dresdner Ausflugsschiffe.

Abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter "Dresden kompakt" und erhalten Sie alle Nachrichten aus der Stadt jeden Abend direkt in Ihr Postfach.

Mehr Nachrichten aus Dresden lesen Sie hier.