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Darum wird der Müll so teuer

Beim Abfall droht ein Minus von 23 Millionen Euro. Ist die kostenlos geleerte Biotonne daran schuld?

Von Peter Anderson
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Ein Teil des Restmülls aus dem oberen Elbtal und dem Osterzgebirge wird künftig in Lauta verbrannt. Das Angebot war zwar das günstigste in der jüngsten Ausschreibungsrunde, liegt jedoch trotzdem über bisherigen Preisen.
Ein Teil des Restmülls aus dem oberen Elbtal und dem Osterzgebirge wird künftig in Lauta verbrannt. Das Angebot war zwar das günstigste in der jüngsten Ausschreibungsrunde, liegt jedoch trotzdem über bisherigen Preisen. © Bernd Schnabel

Landkreis. Diese Offerte ließ 2016 aufhorchen. Für fünf Jahre bot der Abfallzweckverband Oberes Elbtal (ZAOE) seinen Kunden an, die Biotonne kostenlos zu leeren. In der Folge setzte ein regelrechter Ansturm auf den braunen Abfallbehälter ein. Zeitweise gingen dem Verband die Tonnen aus.

Jetzt führen die riesigen Mengen an Biomüll zu einem finanziellen Problem: In der ursprünglich von 2017 bis 2021 reichenden Kalkulation war jährlich mit rund 3,3 Millionen Euro an Kosten für Abfuhr und Entsorgung von Laub und Küchenresten gerechnet worden. Eine neue Kalkulation, welche die Zeit von 2020 bis 2022 betrachtet, geht dagegen von knapp 7,3 Millionen Euro pro Jahr aus.

Erweist sich die großzügige Geste von 2016 jetzt als Bumerang, der die Einwohner in den Landkreisen Sächsische Schweiz Osterzgebirge sowie Meißen teuer zu stehen kommt? ZAOE-Geschäftsführer Raimund Otteni weist das Mitte dieser Woche in der Radebeuler Geschäftsstelle zurück. Sein Verband sei dazu verpflichtet, kostendeckend zu wirtschaften, sagt er. Es dürfe kein Minus, jedoch auch kein Plus unter dem Strich übrig bleiben. Aufgrund günstiger Abschlüsse drohte allerdings vor drei Jahren eine sogenannte Überdeckung. Vereinfacht gesagt: Es schlug ein veritabler Gewinn in Millionenhöhe zu Buche.

©  SZ-Grafik: Gernot Grunwald

Statt kurzfristig die Gebühren zu senken, entschloss sich der ZAOE, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Der Gesetzgeber hatte die Abfallsammler erst kurz zuvor verpflichtet, Biomüll mittels finanzieller Anreize möglichst flächendeckend getrennt einzusammeln und einer Vermischung etwa mit Restmüll vorzubeugen. In anderen Regionen wurden Grundstückseigentümer in der Konsequenz zwangsweise verpflichtet, braune Tonnen aufzustellen und diese regelmäßig leeren zu lassen. Die Bürger im oberen Elbtal und im Osterzgebirge erhielten dagegen die Möglichkeit, sich freiwillig für die braune Tonne zu entscheiden. Und sie machten in großem Umfang davon Gebrauch. Die gesetzlichen Vorgaben sind damit erfüllt.

Gleichzeitig stellt Otteni klar, dass bei zahlreichen weiteren Kostenpositionen ebenfalls ein drastischer Zuwachs festzustellen ist. So liegen etwa die Ausgaben für den Restmüll in der aktualisierten Kalkulation jährlich 1,4 Millionen Euro über dem früheren Ansatz. „Die Anlagen sind bundesweit voll. Zehntausende Tonnen kommen neu auf den Markt“, so der Geschäftsführer.

Verschärfend kommen parallel laufende Ausschreibungen und der Kohleausstieg hinzu. Das Kraftwerk in Jänschwalde nördlich von Cottbus verbrennt bislang jährlich große Mengen an Restmüll. Damit ist in absehbarer Zeit Schluss. Die Betreiber der übrigen Anlagen reiben sich die Hände.

Das bekam der Abfallzweckverband bereits bei seiner jüngsten Ausschreibung im Sommer zu spüren. Die dort erzielten Preise lagen erheblich über den bislang fälligen Summen. Ähnlich entwickeln sich die Kosten in den Bereichen Sperrmüll, Altpapier und Elektroschrott. Angepasste Löhne, Investitionen in den Umweltschutz und die Mautgebühren sorgen ebenfalls dafür, dass frühere Rechnungen der Abfallplaner in Radebeul obsolet geworden sind.

Um ein 2021 drohendes Loch von rund 23 Millionen Euro zu verhindern, sehe sich der Verband deshalb gezwungen, die Gebühren ab 2020 auf künftig 70 Euro pro Person und Jahr anzuheben, so Otteni. Bezogen auf 2018 ist dies ein Plus von 35 Prozent. Eine gute Nachricht gibt es dabei allerdings: Das Entleeren der braunen Tonnen bleibt bis Ende des übernächsten Jahres kostenlos.

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