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Das neue Prunkstück von Bechstein

In Seifhennersdorf wurde der 1,1 Millionen Euro teure Flügel gebaut. Das Werk bietet noch eine große Überraschung.

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© Thomas Eichler

Von Holger Gutte

Vorsichtig zieht Matthias König das Abdecktuch vom neuen Prunkstück der C. Bechstein Pianofortefabrik in Seifhennersdorf herunter. Der Sphinx-Flügel ist ein Meisterwerk und verkörpert Schönheit bis ins Detail. Für 1,1 Millionen Euro ist der Flügel zu haben, sagt der Seifhennersdorfer Produktionsleiter. Jedes Jahr baut Bechstein in Seifhennersdorf eine andere Sonderedition. Vor dem Sphinx-Flügel wurde hier ein Louis-Flügel für 1,4 Millionen Euro gebaut. Dieser stand im Schloss Sanssouci und ist mit 24 Karat vergoldet gewesen. Die finanzkräftigen Kunden für solche Instrumente kommen meist aus Asien und Russland, erzählt er.

Bevor in dieser Produktionshalle neue Maschinen aufgebaut werden, wird sie für einen Tag zum Konzertsaal.
Bevor in dieser Produktionshalle neue Maschinen aufgebaut werden, wird sie für einen Tag zum Konzertsaal. © Thomas Eichler
Klavierbauer Maik Tusche beim Ausarbeiten – dem letzten Feinschliff – an einem Flügel.
Klavierbauer Maik Tusche beim Ausarbeiten – dem letzten Feinschliff – an einem Flügel. © Thomas Eichler
Der Seifhennersdorfer Bechstein-Standort. In der rot markierten Halle findet das einmalige Konzert statt.
Der Seifhennersdorfer Bechstein-Standort. In der rot markierten Halle findet das einmalige Konzert statt. © Thomas Eichler

Auch der Sphinx-Flügel ist reichlich verziert und vergoldet. „Er ist ein königlicher Flügel“, verrät er. Form und Verzierungen sind eine Hommage an die Epoche des Empire-Stils zu Zeiten Napoleon Bonapartes. Erstmals wurde dieser Flügel 1886 als Sonderausstellungsstück für C. Bechstein London gebaut und nach Ägypten verkauft. „2014 haben wir den Sphinx-Flügel bei einer Auktion in New York entdeckt und ein Foto von ihm gemacht.

Nach diesem Foto ist er nun originalgetreu innerhalb von 32 Monaten bei Bechstein noch einmal gebaut worden. 1 800 Arbeitsstunden haben die Mitarbeiter in Seifhennersdorf dafür gebraucht. Die Figuren sind aus Bronzeguss und feuervergoldet. „Wir haben das gemacht, weil wir der Welt zeigen wollen, dass auch heute noch so etwas möglich ist“, sagt der Klavierbaumeister.

Über 260 Produktvarianten – unterteilt in zehn Flügel- und 14 Klaviermodelle – werden bei Bechstein hergestellt. 15 Millionen Euro sind seit 1992 in den Standort Seifhennersdorf investiert worden. Jetzt wird erneut modernisiert. Um den Produktionsprozess zu optimieren, sind einzelne Bereiche innerhalb der Fabrikgebäude im Seifhennersdorfer Werk bereits umgezogen. Die große

Produktionshalle ist nun fast leer. Sechs neue Fünf-Achs-CNC-Maschinen sollen hier rein. Die erste im Wert von 750 000 Euro ist schon da, ebenso eine neue Absaugvorrichtung für 350000 Euro.

Aber bevor die Maschinen in die Halle eingebaut werden, gibt es hier für alle Musikliebhaber ein einmaliges Erlebnis. Die leere und 870 Quadratmeter große Produktionshalle wird für einen Tag zu einem riesigen Konzertsaal umgebaut.

Bechsteins eigentlicher Konzertsaal bietet Platz für etwa 200 Gäste. Beim letzten Konzert in der Adventszeit ist er schnell ausverkauft gewesen. Zum großen Konzert am 13. Mai wird die Halle nun zu einem riesigen Konzertsaal für 1 200 Gäste. So ein Musikerlebnis gibt es in Seifhennersdorf wahrscheinlich nie wieder, meint Matthias König.

Die international erfolgreichen Showpianisten David & Götz werden für ein einmaliges Erlebnis sorgen. „Das Konzert wird nicht kostendeckend sein. Aber wir wollen damit von der Region etwas für die Region geben“, sagt er. Danach werden die Fundamente gegossen und die Halle für die neuen Maschinen vorbereitet. Der Einbau dauert dann etwa fünf Wochen. Der Produktionsstart ist für August geplant.

Bechstein gehört zu den bedeutendsten Konzertflügelbauern der Welt. Zum Unternehmen mit seinen über 360 Mitarbeitern gehört auch die Manufaktur im tschechischen Hradec Králové (Königgrätz) und der Firmensitz mit der Geschäftsleitung in Berlin. Über 150 Mitarbeiter sind davon bei Bechstein in Seifhennersdorf beschäftigt.

Karten für das einmalige Konzerterlebnis gibt es ab jetzt unter anderem bei der SZ im Vorverkauf für 16,80 Euro/ermäßigt 14,80 Euro sowie später an der Abendkasse für 22,80 Euro und 20,80 Euro.