Es sind gute Zeiten für Biker, die sich eine neue Maschine anschaffen wollen. „Denn 2020 wird die Auswahl noch größer“, sagt Michael Lenzen, Vorsitzender des Bundesverbandes der Motorradfahrer. Nahezu jeder Hersteller versuche, jede Nische und jedes Segment mit einem Modell zu besetzen. Bestes Beispiel sei Harley-Davidson: „Selbst diese auf ur-amerikanische Motorradgattungen spezialisierte Marke bietet mit dem Modell Pan America nun eine große Reise-Enduro an“, so Lenzen.
Auf der Messe Sachsenkrad in Dresden sind von Freitag bis Sonntag viele Neuheiten zu sehen. So feiern dort von BMW die S 1000 XR sowie die Crossover-Geschwister F 900 R und XR ihre Deutschlandpremiere. Zwar könne man darüber diskutieren, ob ein Motorrad mit 900 ccm und 105 PS noch in die Mittelklasse gehöre, so Lenzen. „Aber BMW will es so und bietet mit dieser Weiterentwicklung der 800er-Baureihe einen konkurrenzfähigen Sporttourer im Zweizylinderbereich an.“ Yamaha wendet sich mit dem Einsteiger-Naked Bike MT-125 an Jugendliche, die Erfahrung sammeln wollen.
„KTM hat mit der 390 Adventure ein Reise-Motorrad für Einsteiger dabei“, sagt Ines Kurze vom Messe-Veranstalter Ortec. „Außerdem sind in Dresden die 890 Duke R und die KTM 1290 Super Duke R erstmals zu sehen.“ Triumph präsentiere mit der neuen Rocket 3 einen Power-Roadster in zwei Ausführungen und Kawasaki die Z 900 als Deutschlandpremiere. Honda-Fans können sich über den neu aufgelegten Supersportler CBR 1000 RR-R Fireblade freuen. Einen Preis der 217 PS starken Maschine haben die Japaner aber noch nicht genannt. „Honda versucht, die Pole Position im Segment der Supersportler zurückzuerobern“, erklärt Lenzen.
Ihre Nische finden wollen kleine Hersteller wie Herald Motor Company aus England und Brixton Motorcycles. Mit Modellen zwischen 125 und 500 Kubikzentimetern (ccm) und gezeichnet im klassischen Scrambler- oder Café-Racer-Look, erfüllen ihre Maschinen die Sehnsucht nach einfach konstruierten, bezahlbaren und schön anzuschauenden Motorrädern. Besonders Brixton legt hier mit den fast deckungsgleichen Modellen Crossfire 500 und Crossfire 500 X vor. Lenzen sieht darin etwas „Ursprüngliches als Gegenbewegung zum Höher, Schneller, Weiter“. Das schlage sich in oft im Retro-Gewand daherkommenden Einsteigermodellen mit bis zu 48 PS nieder.
Dennoch geht es bei den Neuheiten 2020 auch um Leistungsschau: „Man zeigt, was technisch machbar ist“, so der Experte. Ein Beispiel sei die 180 PS starke AMB 001, eine britische Gemeinschaftsproduktion der Manufaktur Brough Superior und des Luxussportwagenherstellers Aston Martin. Die Maschine ist auf 100 Exemplare limitiert und 108.000 Euro teuer.
Laut Lenzen nehmen viele Hersteller die Mittelklasse wieder mehr in den Blick und reagieren auf die wachsende Zahl der Ein- und Wiedereinsteiger. So bringe etwa der italienische Hersteller Aprilia mit der neuen RS 660 einen leichten Sportler mit Reihentwin-Motor auf den Markt.
Zum Programm der Sachsenkrad gehören zwei Bühnen, das Messekino und der Biker-Gottesdienst am Sonntag. (rnw/dpa)