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Der lange Weg des Oldtimers

Das älteste Auto im Zeithainer Feuerwehrmuseum feiert bald seinen 100. Geburtstag. Dabei sieht es fast wieder aus wie neu.

Von Christian Kluge
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Siegfried Bossack im ältesten Bereich des Sächsischen Feuerwehrmuseums in Zeithain. Im Hintergrund steht das Fahrzeug, das im nächsten Jahr seinen 100. Geburtstag feiert. Es wurde in zahllosen Arbeitsstunden wieder flott gemacht.
Siegfried Bossack im ältesten Bereich des Sächsischen Feuerwehrmuseums in Zeithain. Im Hintergrund steht das Fahrzeug, das im nächsten Jahr seinen 100. Geburtstag feiert. Es wurde in zahllosen Arbeitsstunden wieder flott gemacht. ©  Sebastian Schultz

Zeithain. Wer noch nie das Sächsische Feuerwehrmuseum in Zeithain besucht hat, hat etwas verpasst. Was die Arbeitsgemeinschaft Feuerwehrhistorik Riesa (AG) um ihrem Chef Siegfried Bossack in den großen Hallen am Alten Lager zusammengetragen hat, ist schon vom Umfang her unfassbar – vom Top-Zustand der Oldtimer ganz zu schweigen. Das älteste Stück wurde 1920 gebaut, ist in mehreren Hundert Stunden ehrenamtlicher Arbeit von Vereinsmitgliedern so herausgeputzt worden, als wäre es eben aus der Produktion gekommen. 

Wer es nicht schon am vorigen Wochenende beim Tag-der-Sachsen-Umzug in Riesa gesehen hat, kann das am Sonnabend von 10 und 17 Uhr in Zeithain nachholen. Dann findet dort das 17. Museumsfest statt. – Der AG-Vorsitzende Siegfried Bossack, der direkt zwischen den Hallen wohnt, erinnert sich noch gut an den Tag, als der alte Mannschaftsgerätewagen, Baujahr 1920, in Zeithain ankam. 

„Unter anderem war der Motor kaputt, es gab viele Farbschäden und wir haben auch die originale Beleuchtung wieder angebracht. Die mussten wir erst mal auftreiben. Aber da wir uns natürlich in der Oldtimerszene bewegen, hat das schließlich auch geklappt.“

Gerd Langer (links) und Frank Zacharias reparieren eine Frontlampe am Oldtimer von 1920.
Gerd Langer (links) und Frank Zacharias reparieren eine Frontlampe am Oldtimer von 1920. ©  Sebastian Schultz

Der Blick in die Fahrzeughistorie ist interessant: Das Fahrgestell wurde 1920 als Lkw gebaut, bevor 1922 die Firma Koebe den Feuerwehraufbau draufsetzte. Dann spendierte der Feuerversicherungs-Verein im niedersächsischen Fallingbostel seiner Feuerwehr das rote Auto, auf dem bis zu zehn Mann mitfahren können und das eine motorgetriebene Wasserpumpe besitzt.

„Als dieses Feuerwehrfahrzeug 1966 aus dem Dienst ging, da war es rund 1 700 Mal im Einsatz“, weiß Bossack. Dabei wurde es früher noch vorn am Motor mit einer Kurbel angelassen. Der Ottomotor leistete 30 PS, schluckte rund 30 Liter Benzin auf 100 Kilometer und konnte auf bis zu 80 km/h fahren. Die Beleuchtung bestand aus Karbidlampen und die Reifen waren erst aus Vollgummi, ehe sie 1925 durch Luftbereifung ersetzt wurden.

Doch warum stecken die derzeit 84 AG-Mitglieder so viele Freizeit in den Wiederaufbau und die Pflege der inzwischen 65 Oldtimer, die auf 3 000 Quadratmeter Hallenfläche ausgestellt sind? Natürlich aus purer Begeisterung, die man Siegfried Bossack anmerkt. „Natürlich war ich selbst auch Feuerwehrmann“, sagt der ehemalige Kreisbrandmeister.

Gunter Hamann (links) und Lutz Schmidt wechseln einen Reifen am Löschfahrzeug LF 15, Baujahr 1958.
Gunter Hamann (links) und Lutz Schmidt wechseln einen Reifen am Löschfahrzeug LF 15, Baujahr 1958. ©  Sebastian Schultz

Wer Vereinsmitglied in der AG Feuerwehrhistorik Riesa ist, braucht übrigens keinen Beitrag zu zahlen. „Unsere Mitglieder sollen hier aktiv sein“, so Bossack. Allein das Staubwischen an und in den Autos ist schon eine Riesenaufgabe. Und jetzt, wenige Tage vorm Museumsfest, wuseln natürlich viele Helfer durch die Hallen und um die Fahrzeuge herum. „Wir veranstalten das alle zwei Jahre, der Eintritt ist frei. Aber natürlich hoffen wir auf Spenden“, sagt der Vereinschef, der sich am 14. September viele Besucher wünscht.

Zurück zum Oldtimer von 1920. Wo ist der denn gelandet nach seiner Außerdienststellung 1966? Bossack weiß natürlich auch das: „Die Feuerwehr Fallingbostel hat es bei Daimler-Benz in Zahlung gegeben und ein neues Fahrzeug dafür erworben. Daimler-Benz hat es dann dem Deutschen Feuerwehrmuseum in Fulda übereignet. Die Firma hat ja eine Stiftung, die den Deutschen Feuerwehrverband unterstützt. In Fulda wurde der Oldtimer allerdings im Übernahmezustand ausgestellt.“

Als die Wende kam, begann Bossack, mit Mitstreitern in Zeithain das heutige Feuerwehrmuseum aufzubauen. Aus der anfänglichen Sammlung, mit der schon 1985 begonnen wurde, entstand 1994 die AG Feuerwehrhistorik Riesa. Die nahm Kontakt mit dem Museum in Fulda auf, das laut Bossack „die Meilensteine der Entwicklung der Feuerwehr in Deutschland“ zeigen soll und nun auch die DDR-Fahrzeuge benötigte.

Und so wurde einfach getauscht. „Wir haben diesen Oldtimer dann mit einem Transporter hier nach Zeithain geholt.“ Und dort wurde er dann wieder in den Originalzustand versetzt. Nun wird er zusammen mit der kompletten Sammlung von DDR-Feuerwehrfahrzeugen und vielen anderen Dingen gehegt und gepflegt.