SZ + Döbeln
Merken

Die jüngste Herbergsmutter

Doreen Nitzschke setzt eine Familientradition fort. Mit 28 übernahm sie die Leitung der Jugendherberge Falkenhain. Teil 5 unserer Sommerserie.

Von Dirk Westphal
 6 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Doreen Nitzschke leitet seit zwölf Jahren die Jugendherberge in Falkenhain. Besonders gefällt ihr daran, viel im Grünen und am Wasser sein zu können.
Doreen Nitzschke leitet seit zwölf Jahren die Jugendherberge in Falkenhain. Besonders gefällt ihr daran, viel im Grünen und am Wasser sein zu können. © Dirk Westphal

Talsperre Kriebstein. Herbergsmutter – wer sieht da nicht das Bild einer älteren Frau vor sich, die mit Kopftuch am Kochtopf steht? Hiesem Klischee wird Doreen Nitzschke allerdings überhaupt nicht gerecht. Die 40-Jährige leitet eine der beliebtesten Unterkünfte an der Talsperre Kriebstein, die Jugendherberge in Falkenhain. 

Seit zwölf Jahren sind sie und ihr Ehemann Angestellte des Deutschen Jugendherbergswerks. „Vorher haben die Einrichtung seine Eltern geführt, die die Jugendherberge auch aufbauten“, sagt Doreen Nitzschke und fügt an: „Wir sind natürlich froh, dass wir die Herberge in der Familie weiterführen dürfen.“

Generationswechsel vor zwölf Jahren

Zu der Zeit, als vor einem guten Jahrzehnt der Generationenwechsel anstand, hatte die Falkenhainerin gerade ihr Studium der Betriebswirtschaft beendet. Es sei eine willkommene Herausforderung gewesen, sich um die Stelle zu bewerben und die Unterkunft mit ihrem Mann Holger weiterzuführen, erzählt Doreen Nitzschke und erinnert sich mit einem Lächeln: „Ich war damals Sachsens jüngste Herbergsmutti, als ich begonnen habe.“

 Die als Gäste anreisenden Kinder würden ihr und ihren Mitarbeitern übrigens eher weniger das Herz ausschütten, als man das bei diesem Job denken könnte. „Dafür sind ja in der Regel Betreuungspersonen dabei. Da sind wir nicht die ersten Ansprechpartner“, sagt Doreen Nitzschke und fügt an: „Wir sorgen für die Übernachtungen, für die volle Verpflegung, die Frühstück, Mittag, Abendbrot, Lunch- und Grillpakete beinhaltet. Das gilt es, zu koordinieren und zu organisieren.“

Falkenhainer Jugendherberge mittlerweile 55 Jahre alt

Im Jahr 2015 feierte die ehemalige Zeltjugendherberge ihr 50-jähriges Bestehen. In den 70-er Jahren wurden die ersten Bungalows gebaut. „Es kam immer etwas dazu“, sagt Doreen Nitzschke. Allein in den Bungalows gebe es derzeit 220 Betten. Außerdem ist an die Herberge auch ein Dauercampingplatz angeschlossen. Wer also beim Wort „Jugendherberge“ ein größeres Haus mit Zimmern für Klassenfahrten im Kopf hat, ist in Falkenhain demnach völlig falsch.

Die heutige Jugendherberge geht auf eine Zeltjugendherberge die im Jahr 1965 eröffnet und lange Jahre von Karl-Heinz und Gisela Nitzschke geleitet wurde.
Die heutige Jugendherberge geht auf eine Zeltjugendherberge die im Jahr 1965 eröffnet und lange Jahre von Karl-Heinz und Gisela Nitzschke geleitet wurde. © Repro: Döbelner Anzeiger

 „Das ist natürlich das Besondere bei uns. Dafür sind wir allerdings auch ’nur’ eine Saisoneinrichtung und haben von Ende April bis Anfang Oktober geöffnet“, sagt die Herbergsleiterin. 

Ursprünglich war das heutige Sozial- und Verwaltungsgebäude Anfang der 1930-er Jahre als Strandbad gebaut worden. Im Gebäude befanden sich Umkleideräume und sanitäre Einrichtungen. Zudem gab es einen einen Kiosk, der – der damaligen Zeit entsprechend – Bockwurst, Bier und Fassbrause anbot. 

Durch schwimmende Balken war das Strandbad in Schwimmer und Nichtschwimmerbereich eingeteilt. Zudem gab es eine Holzbrücke mit Sprungturm und neben dem Badebereich eine Anlegestelle für die Ausflugsboote.

Aufgaben sind umfangreich

Ins kalte Wasser wurde Doreen Nitzschke, als sie ihren Job übernahm, nicht geworfen. Zum einen standen ihr die Schwiegereltern Karl-Heinz und Gisela Nitzschke noch mit Rat und Tat zur Seite und andererseits hatte sie bereits während des Studiums im Objekt ausgeholfen.

 „Ich hab das gerne gemacht und als kleine Herausforderung gesehen, das hier weiterzumachen“, sagt die 40-Jährige, die mittlerweile natürlich nicht mehr die jüngste Leiterin einer solchen Einrichtung ist. Ihre Aufgaben würden sich vom Planen und Organisieren über das Führen der Mitarbeiter bis dahin erstrecken, dass die Betriebsmittel bereitstehen und sich die Gäste wohlfühlen.

Gäste reisen vor allem aus Sachsen an

 Überwiegend aus Sachsen, aber auch den anderen angrenzenden Bundesländern würden die Gäste anreisen. „Aber auch darüber hinaus. Gerade in der Ferienzeit beherbergen wir auch Gruppen und Familien, die eine weitere Anreise haben“, sagt Doreen Nitzschke und fügt an: „Die Resonanz ist schon sehr gut, wir sind recht ordentlich ausgelastet.“

 Probleme haben bis zu den Sommerferien natürlich die Absagen der Klassenfahrten durch die Corona-Krise gemacht, was zwei Drittel der Gesamtbuchungen betraf. „Das hat uns schon ganz schön hart getroffen“, sagt die Herbergsleiterin. 

Langeweile kommt nie auf

Doreen Nitzschke selbst gefällt an der Talsperre und ihrer Arbeit vor allem, immer in der Natur zu sein. „Das viele Grün, das Wasser“, sagt die Herbergsleiterin, die sich mit ihrem Rund-um-die-Uhr-Job glücklich zeigt. Selbst wenn es auch mal nachts den einen oder anderen Anruf gibt, weil bei irgendjemanden mal ein Problem aufgetaucht ist.

Das Außengelände der Jugendherberge Falkenhain ist heute geprägt von vielen Freizeitmöglichkeiten.
Das Außengelände der Jugendherberge Falkenhain ist heute geprägt von vielen Freizeitmöglichkeiten. © Dietmar Thomas

Diese Urlauber sind ihr und ihrem Mann dennoch genau so lieb und teuer wie alle anderen, die teilweise schon Stammgäste von der Jugendherberge Falkenhain sind. „Man freut sich, denn die kommen ja nicht ohne Grund immer wieder gern zu uns, sondern auch, weil es ihnen offensichtlich auch gefällt“, sagt Doreen Nitzschke. 

Mitarbeiter freuen sich über positives Feedback

Über ein entsprechendes Feedback und eine solche Resonanz freuen sich sie und ihre Mitarbeiter natürlich. Auch weil die in der Regel sehr positiv ausfallen würde, auch wenn das durchaus wetterabhängig wäre.

 „Wenn die Sonne scheint, dann überträgt sich das schon aufs Gemüt“, sagt Doreen Nitzschke, die mit ihren Mitarbeitern alles dafür tut, dass die Gäste zufrieden abreisen.Deshalb ist in und um die Jugendherberge Falkenhain auch für reichlich Abwechslung gesorgt. „Die Freizeitmöglichkeiten, die sich hier am und ums Wasser bieten, die sind schon super. Wir haben schöne Wanderwege, man kann überall aufs Schiff steigen, alles kombinieren“, sagte die 40-Jährige.

Man kann sich Boote ausleihen, es gibt Grill- und Lagerfeuerstellen, überdachte Tischtennisplatten, ein Volleyballfeld, einen Fußballplatz, einen wunderschönen Spielplatz im Gelände und vor der Tür. „Langweilig wird es hier aber sowieso nicht“, fasst Doreen Nitzschke zusammen. Nicht ihren Gästen, aber auch nicht ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Jugendherberge Falkenhain.

Bereits Anfang der 30-er Jahre wurde in Falkenhain gezeltet und gepaddelt. Der geschäftstüchtige Bauer Kluge hatte sogar eine "Milchbude" eröffnet. 
Bereits Anfang der 30-er Jahre wurde in Falkenhain gezeltet und gepaddelt. Der geschäftstüchtige Bauer Kluge hatte sogar eine "Milchbude" eröffnet.  © Repro: Döbelner Anzeiger
An der Stelle des in den 30-er jahren eröffneten Strandbades Falkenhain befindet sich heute die Jugendherberge.
An der Stelle des in den 30-er jahren eröffneten Strandbades Falkenhain befindet sich heute die Jugendherberge. © Repro: Döbelner Anzeiger
Im renovierten  Gebäude des Strandbades befinden sich heute unter anderem die Rezeption und Gemeinschaftsräume der Jugendherberge.
Im renovierten  Gebäude des Strandbades befinden sich heute unter anderem die Rezeption und Gemeinschaftsräume der Jugendherberge. © Dietmar Thomas
Insgesamt 220 Betten sind in den ab 1972 gebauten Bungalows der Jugendherberge vorhanden, die immer sehr gut ausgebucht sind.   
Insgesamt 220 Betten sind in den ab 1972 gebauten Bungalows der Jugendherberge vorhanden, die immer sehr gut ausgebucht sind.    © Dietmar Thomas
Während des Aufenthalts in Falkenhain befinden sich die Gäste fast immer in der freien Natur.
Während des Aufenthalts in Falkenhain befinden sich die Gäste fast immer in der freien Natur. © Dirk Westphal
Für Abwechslung im Freizeitbereich sorgen auch die zahlreichen sportlichen Angebote der Herberge.  
Für Abwechslung im Freizeitbereich sorgen auch die zahlreichen sportlichen Angebote der Herberge.   © Dirk Westphal
Im Jahr 1965 begann in Zelten der Jugendherbergsbetrieb  in Falkenhain 
Im Jahr 1965 begann in Zelten der Jugendherbergsbetrieb  in Falkenhain  © Repro: Döbelner Anzeiger
Im gepflegten Außenbereich der  Anlage haben die Gäste alle Möglichkeiten, sich wohl zu fühlen.
Im gepflegten Außenbereich der  Anlage haben die Gäste alle Möglichkeiten, sich wohl zu fühlen. © Dirk Westphal

Schifffahrt, Wandern, Kultur. Mit diesen Erlebnissen wirbt die Talsperre Kriebstein seit 90 Jahren. Mitten im Herzen von Sachsen, keine Autostunde von den Metropolen Leipzig, Dresden oder Chemnitz entfernt, prägt der Kriebsteinsee nicht nur die mittelsächsische Landschaft, sondern auch Biografien der Leute in der Region zwischen Waldheim und Mittweida. Der Döbelner Anzeiger und Sächsische.de erzählen die Geschichten von Menschen, deren Lebensweg eng mit der Historie des Stausees verbunden ist.

Die nächste Folge unserer Sommerserie lesen Sie ab 13. August auf Sächsische.de.

Mehr lokale Nachrichten aus Döbeln und Mittelsachsen lesen Sie hier.