SZ + Löbau
Merken

Die Kartenleger vom Kottmar

Das Bierzug-Team hat jetzt die Reihenfolge für den Umzug festgelegt. Warum dabei Pappkärtchen die wichtigste Rolle spielen, es heiß hergeht und wer eigentlich das Sagen hat. 

Von Romy Altmann-Kuehr
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Das Kartenlegen für den Bierzug hat Tradition. Diesmal dabei (im Uhrzeigersinn): Cornelia und Michael Görke, Ingolf Herrmann, Christfried Heinrich, Beate Renger und Christfried Riedel. Zum Stammteam gehören noch Anke Hojenski, Steffen Dittmar und Stefan K
Das Kartenlegen für den Bierzug hat Tradition. Diesmal dabei (im Uhrzeigersinn): Cornelia und Michael Görke, Ingolf Herrmann, Christfried Heinrich, Beate Renger und Christfried Riedel. Zum Stammteam gehören noch Anke Hojenski, Steffen Dittmar und Stefan K © Matthias Weber

Wenn der Bürgermeister in die heimische Stube einlädt, dann geht es um etwas Wichtiges. Und was könnte in Eibau in den nächsten Wochen wichtiger sein, als das Großereignis Bierzug? Genau darüber beriet jetzt das Organisationsteam beim traditionellen Kartenlegen für den Bierzug. 

Das geht so: Auf zahlreiche kleine Pappkärtchen werden die Namen der Teilnehmer geschrieben. Dafür gibt's unterschiedliche Farben. Rot sind Darbietungen mit Musik, schwarz sind Laufgruppen, grün Pferde und mit blau sind Technikbilder gekennzeichnet. Die Karten werden aneinandergelegt und so lange hin und her geschoben, bis die Reihenfolge passt, thematisch Sinn macht und ein schönes Bild ergibt. Die guten, alten Pappkarten sind von Anfang an das Hilfsmittel dafür. Man kann sie einfach überkleben und neu beschriften und behält gut den Überblick, sagen die Organisatoren. 

Zum Kartenlegen hatte Kottmar-Bürgermeister Michael Görke (parteilos), der fest zum Orga-Team gehört, diesmal zu sich nach Hause eingeladen. Bis in die Stube vom Bürgermeister kommt die Truppe aber gar nicht. Am Abend eines grauen Frühlingstages kommt doch noch die Sonne raus und man kann auf der Terrasse Platz nehmen. 

Hier wird diskutiert, in welcher Reihenfolge die Umzugsteilnehmer mit ihren Wagen, Pferdegespannen, Kapellen und Laufgruppen am besten angeordnet werden könnten. Diskutiert ist dabei durchaus untertrieben, hin und wieder wird es in der Runde ziemlich laut. Am lautesten dabei: Christfried Riedel. Der Eibauer gehört beinahe von Anfang an, also seit mehr als 20 Jahren zum Team. Darüber hinaus macht das Urgestein selbst im Umzug mit und stellt privat mit der Familie einen geschmückten Wagen. Manchmal schlägt er beinahe mit der Faust auf den Tisch. Allein die filigrane Glasplatte auf dem Tisch von Bürgermeisters Freisitz scheint ihn in der hitzigen Diskussion davon abzuhalten. 

"Der Brauerei-Block bleibt zusammen und da kommt auch keine Kapelle dazwischen", legt Christfried Riedel lautstark fest. Ihm ist das zu gefährlich wegen der vielen Pferde, die sich erschrecken könnten. "Die Brauereien haben alle Pferdegespanne. Wenn da was passiert, wird es ernst." Die Wernesgrüner Brauerei, die erstmals teilnimmt, kommt zum Beispiel sogar mit einem Sechsspänner. Der soll den Brauerei-Block abschließen. Das sieht auch der Bürgermeister ein und gibt nach. 

Der zweite Christfried in der Runde - Heinrich - mit Nachnahmen, ist als Museumschef und gute Seele im Faktorenhof bekannt. Und ebenfalls als einer der Männer der ersten Stunde beim Eibauer Bierzug. Er mimt in der Runde den besonnen Part und behält in der teils aufregenden Debatte den Überblick. Als wieder ein Streitgespräch aufkommt - diesmal geht es um die Darbietung der Motorradfreunde und wo sie am besten im Umzug aufgehoben wäre - macht er den diplomatischen Vorschlag zur Güte: "Wir können ja auf dem Film nachsehen." Heinrich verfolgt gemeinsam mit drei anderen Hobbyfilmern den Umzug mit der Kamera. Jedes Jahr wird ein Film erstellt, der dann auf DVD erhältlich ist. Christfried Heinrich hat sie alle aufbewahrt. "Da sieht man nicht nur, wie wir uns verändert haben in den 27 Jahren, sondern auch, wie der Ort sich gewandelt hat." Und man kann anhand der Filmaufnahmen eben auch Diskussionen ganz schnell beenden. 

Christfried Heinrich hat auch beim Legen der Karten schon den Bierzugfilm im Kopf, erzählt er. "Ich überlege mir: Wie könnte das dann im Film aussehen?". Und er betont, dass die Reihenfolge keinesfalls eine  Wertung sein soll. 

80 Karten mit Namen von Vereinen, Firmen und Gruppen darauf zählt Mitstreiterin Beate Renger, nachdem sie alle Pappkärtchen auf dem Gartentisch verteilt hat. Zu sehen sein werden aber deutlich mehr Wagen im Umzug. Denn manche Teilnehmer, wie etwa die Brauereien, haben mehrere Wagen dabei. Und: Das sind diejenigen, die sich bislang angemeldet haben. Bereits Ende April endete die Anmeldefrist. Die Erfahrung zeigt aber: Auch nach diesem Termin werden noch einige verspätete Meldungen und Anfragen kommen. "Da ist auch kein Problem, dann gibt es eben eine Nummer a oder b", sagt Christfried Heinrich. Es müsse aber schon etwas besonders Originelles sein, wenn jetzt noch jemand mitmachen möchte. "Wir weisen aber niemanden ab. Wir sind froh, wenn die Leute mitmachen und uns damit zeigen, dass der Bierzug immer noch ein beliebtes Event ist", so Heinrich. 

Nach einer knappen Stunde steht der Plan - und der Hausherr bringt den Topf mit den Würstchen auf den Tisch. Immerhin erledigen alle die Vorbereitungen in ihrer Freizeit und da darf auch die Geselligkeit nicht zu kurz kommen. Die Arbeit für den Bierzug-Plan ist damit aber längst nicht vorbei. Nun wird die gemeinsam festgelegte Reihenfolge auf die Ortskarte von Walddorf gebracht. Denn in den Straßen des Ortsteils müssen die Teilnehmer am Bierzug-Tag morgens Aufstellung nehmen. Anschließend bekommen alle, die mitmachen, Post vom Bierzug-Team. So erfahren sie, wann sie am Treffpunkt sein müssen und wo ihr Standplatz ist. 

Und dann geht's für die Macher rund um den Bierzug, der am 30. Juni stattfindet, erst richtig los: Festplatz einrichten, Sicherheitsvorkehrungen treffen, Absperrungen besorgen, Ehrengäste bewirten und vieles mehr ist zu tun. Vor dem Endspurt heißt es aber erst mal durchschnaufen, zurücklehnen und in der Abendsonne mit einem Bierchen anstoßen. 

Mehr lokale Themen:

Löbau

Zittau