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Diese Dalí-Werke sind vielleicht letztmals in Deutschland zu sehen

Görlitz und Zittau zeigen über 300 Grafiken des Künstlers.

Von Ines Eifler
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Viele sehr farbige Grafiken zeigen Kurator Kai Wenzel (r.) und Peter Knüvener in der Dalí-Ausstellung.
Viele sehr farbige Grafiken zeigen Kurator Kai Wenzel (r.) und Peter Knüvener in der Dalí-Ausstellung. © Nikolai Schmidt

Wer die Uhr sucht, wird sie finden. Ist die zerfließende Zeit auf den Gemälden des surrealistischen Künstlers Salvador Dalí ein immerwiederkehrendes Motiv, hat er sie in seinem druckgrafischen Werk nicht so häufig dargestellt. Auch die Frau mit den Schubladen im Körper, Krücken als Stützen für Gliedmaßen oder andere Körperteile und Tiere mit überlangen Beinen sind im Görlitzer Kaisertrutz zwar zu sehen, aber selten.

Am Freitag öffnet hier am Abend die große Kunstausstellung „Salvador Dalí, grafische Traumwelten“. Bereits am Nachmittag lädt das Zittauer Städtische Museum im alten Franziskanerkloster zur Vernissage der Doppelausstellung ein. Gab es bisher schon häufig Kooperationen zwischen Görlitz und Zittau, ist dies die erste Doppelausstellung der beiden kommunalen Museen mit einem gemeinsamen Ticket.

Die Schau gibt mit insgesamt 320 Werken einen Überblick über Dalís druckgrafisches Werk, das zwischen den 1930er und den 1970er Jahren entstanden ist. Das Zittauer Museum zeigt zwei Zyklen des Künstlers: Dalís Auseinandersetzung mit der „Göttlichen Komödie“ Dante Alighieris und mit der Offenbarung des Johannes, woran weitere Surrealisten, etwa Jean Cocteau, mitgewirkt haben. „Dafür öffnen wir erstmals ein historisches Tonnengewölbe des Klosters, das wir bisher als Depot genutzt haben“, sagt der Zittauer Museumsdirektor Peter Knüvener.

Rund zwei Drittel der Ausstellung, 220 Radierungen, Holzschnitte, Lithografien und Heliografien, zeigt das Görlitzer Kulturhistorische Museum im Kaisertrutz und macht damit die große Vielfalt des grafischen Werkes Salvador Dalís sichtbar. Darunter sind zum Beispiel sechs fantasievoll-surrealistische Illustrationen für eine Sonderausgabe des Buches „Alice im Wunderland“, die in den 1960er Jahren veröffentlicht wurde. Auch für den Zyklus „Pantagruels drollige Träume“ hat sich Dalí mit Literatur beschäftigt, in diesem Fall mit Romanen von Francois Rabelais aus dem 16. Jahrhundert. In 60 Miniaturen hat Dalí sich mit den bis 1799 entstandenen „Caprichos“, Radierungen von Francisco de Goya, auseinandergesetzt. „Dieses Schlüsselwerk für die Moderne wird Dalí sehr fasziniert haben“, sagt der Kunsthistoriker Kai Wenzel, in Görlitz Kurator der Ausstellung. „Deshalb hat es ihn gereizt, sich damit auseinanderzusetzen.“ Die Radierungen Dalís ähneln den Originalen oft sehr, sind aber farbig und enthalten manche zusätzlichen Figuren. Ein Teil der Goya’schen Vorbilder ist auch im Kaisertrutz zu sehen.

Voller Rätsel wie Dalís Gemälde sind auch seine Zeichnungen. In der Görlitz-Zittauer Doppelausstellung wird klar, mit wie viel Literatur sich Dalí beschäftigte.
Voller Rätsel wie Dalís Gemälde sind auch seine Zeichnungen. In der Görlitz-Zittauer Doppelausstellung wird klar, mit wie viel Literatur sich Dalí beschäftigte. © Nikolai Schmidt

Wie die sehr farbigen Grafiken entstanden sind, die zum Teil wie Aquarelle wirken, kann man in Zittau nachverfolgen. Dort ist sogar ein Druckstock ausgestellt, mit dem Salvador Dalí arbeitete. Für seine farbigen Werke habe Dalí jede Farbnuance extra aufgedruckt, sodass er für manche Grafik 30 Druckstöcke brauchte, sagt Peter Knüvener. Die Zittauer zeigen parallel zu Dalís Grafiken Werke seiner Zeitgenossen aus dem Museumsbestand, etwa Drucke von Marc Chagall, Max Slevogt oder von Otto Dix. Dazu kommen solche von Oberlausitzer Künstlern wie Peter Israel oder Ludwig Böhme.

Leihgeber dieser großen Sammlung ist Helmut Rebmann aus dem Baden-Württembergischen Schwieberdingen. Er hatte bei der Auflösung der Werkstatt von Dalís Druckmeister sehr viele Probe- und Zwischendrucke ankaufen können. So kam er auch zu dem Druckstock, den Zittau zeigt. Dass die Sammlung nun dort und im Kaisertrutz zu sehen ist, hat Kreiskulturamtsleiter Joachim Mühle vermittelt.

Als Rebmann anbot, seine Sammlung in Görlitz zu zeigen, war Museumsleiter Jasper von Richthofen hocherfreut. „Ein Jahr Vorbereitungszeit ist zwar wenig, aber so eine Chance konnten wir uns nicht entgehen lassen. Gerade im Winter locken wir so vielleicht ein paar mehr Touristen an.“ Ähnlich wie es vor fast 20 Jahren unglaublich war, Kunst von Josef Beuys in Görlitz zu zeigen, sei es nun mit Dalí. Da der Sammler vielleicht auswandern und ein eigenes Museum gründen wolle, sei es womöglich sogar die letzte Chance, diese Sammlung in Deutschland zu sehen.

Vernissage am Freitag 16 Uhr im Museum Zittau, 19 Uhr im Kaisertrutz, Görlitz

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