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Dippoldiswalde jagt Funklöcher 

Mehrere Dörfer im Osterzgebirge können immer noch nicht mobil telefonieren. Nun gibt es einen neuen Anlauf, diese Lücken zu schließen.

Von Franz Herz
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Hier am Sportplatz ganz oben in Hennersdorf schlägt der Ortschaftsrat vor, einen Mobilfunkmasten zu errichten.
Hier am Sportplatz ganz oben in Hennersdorf schlägt der Ortschaftsrat vor, einen Mobilfunkmasten zu errichten. © Egbert Kamprath

Einwohner und Besucher von etlichen Dörfern im Osterzgebirge kennen den Ärger. In Hennersdorf ist das so: Wer mit dem Handy telefonieren will, muss ins Oberdorf fahren. Dort ist der Funkmast von Frauenstein in Sicht, also auch der Empfang von Daten und Gesprächen einwandfrei. Geht man aber in die Dorfmitte, schwindet der Empfang zusehends. Aus einer guten Verbindung, die mit vier Balken auf dem Display angezeigt wird, werden drei, dann zwei, bis zuletzt nur noch ein Balken übrig ist und der Empfang ganz abbricht. 

Das Unterdorf ist ein einziges Funkloch. Das ist ein handfester Nachteil für viele Einwohner. Wer beispielsweise einen Beruf hat, in dem er Bereitschaftsdienste übernehmen und daher dauernd telefonisch erreichbar sein muss, kann sich nur in einem engen Umkreis ums Haus bewegen, weil er sonst keine Telefonverbindung mehr hat.

Ähnlich sieht die Lage in Reichstädt aus, nur dass sich hier das Funkloch im Oberdorf befindet. „Vom Gasthof ,Zu den Linden' weiter hoch geht gar nichts“, beschreibt Helfried Lohse die Situation. In Ammelsdorf bietet Peer Kempe, der Wirt im Eschenhof, seinen Gästen gleich an, dass sie sich ins Haus-Wlan einwählen können. Denn sein Gasthof liegt ebenfalls im Funkloch.

© Grafik: SZ/Romy Thiel

Das alles soll aber nicht so bleiben. Die Stadt Dippoldiswalde schließt sich der Aktion der Deutschen Telekom an, die unter dem Motto steht: „Wir jagen Funklöcher“. Dazu hat die Telekom Gemeinden aufgerufen, solche Funklöcher zu melden, die auch eine gewisse Größe haben. Mindestens zehn Haushalte oder Gewerbebetriebe müssen betroffen sein. Weiter fordert die Telekom einen Beschluss des Stadtrats. Den hat das Dippoldiswalder Gremium auf seiner jüngsten Sitzung gefasst. Und die Stadt muss auch Vorschläge für den Standort für einen Mobilfunkmasten machen. Ideen dazu kamen vom Ortschaftsrat Hennersdorf. „Wir machen damit natürlich die Arbeit der Telekom“, stellt Ortsvorsteher Henry Krenz (Freie Wähler) fest. Aber wenn es den Einwohnern hilft, spricht nichts dagegen.

Die Hennersdorfer haben zwei Standorte genannt, einen am Sportplatz im Oberdorf und einen in der Mitte des Orts, etwas außerhalb der Wohnbebauung. Sadisdorf schlug das Dorfgemeinschaftshaus „Alte Schäferei“ und das Feuerwehrhaus als mögliche Standorte vor. Außerdem hat der Ortschaftsrat angeregt, auf den Windkraftanlagen der WKE Windkraftelektroenergie GmbH Sadisdorf Antennen anzubringen. Die könnten Sadisdorf und Hennersdorf erreichen. Vorher müsste aber erst die Statik dieser Masten geprüft werden, forderte Nikolaus Flämig, Geschäftsführer der WKE. Der Ortschaftsrat von Ammelsdorf geht davon aus, dass dieser Ortsteil von einem Masten am Sportplatz oberhalb von Hennersdorf mit versorgt werden könnte. Reichstädt hat mehrere Standorte vorgeschlagen, einen am ehemaligen Badeteich, einen am Feuerwehr-Gerätehaus und am alten Feuerwehr-Schlauchturm, den neuen Sirenenmast an der Röthenbacher Straße, das Grundstück der ehemaligen Busgarage, die obere Feuerwehrgarage und einen an der Hauptstraße im Oberdorf. 

Im Stadtrat äußerte Karelli Krischker (SPD/Grüne) noch Bedenken, dass zwar die Funklöcher geschlossen werden sollten, aber dabei auch darauf geachtet wird, dass die Strahlung begrenzt bleibt. Denn es gab auch schon Fälle in Schmiedeberg und Obercarsdorf, in denen neue Mobilfunkmasten errichtet wurden und Bürger sich dagegen gewandt haben. Die beiden Stadträtinnen dieser Fraktion enthielten sich dann auch der Stimme, während alle anderen für die Teilnahme an dem Telekom-Projekt „Wir jagen Funklöcher“ stimmten.

Die Telekom hat nun die Bewerbungen für die Aktion eingesammelt. Die Frist ist Ende November abgelaufen. Nun will das Telekommunikationsunternehmen die angebotenen Standorte prüfen und bis Februar nächsten Jahres entscheiden, wo sie neue Mobilfunkantennen errichten wird. Deren Ausbau ist dann bis Ende des Jahres 2020 geplant.

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