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Lässt Dipps Wohnungen verkommen?

Im Ortsteil Naundorf ist der Leerstand besorgniserregend. Dabei sind Wohnungen in dem Ort gefragt.

Von Franz Herz
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Hier in der Siedlung Naundorf müssten die Fassaden der Häuser wegen Asbest saniert werden.
Hier in der Siedlung Naundorf müssten die Fassaden der Häuser wegen Asbest saniert werden. © Frank Baldauf

Heiko Franz schlägt Alarm. Der Naundorfer war viele Jahre Vorsitzender der Wohnungsgenossenschaft Schmiedeberg. Ihm liegen die Wohnungen in seinem Ort immer noch am Herzen, auch wenn sie nicht zu seiner Genossenschaft gehören, sondern der Stadt. Allein in Naundorf stehen im Schnitt um die 25 bis 30 Wohnungen leer, teilweise seit vier Jahren, berichtet er. Insgesamt besitzt die Stadt in diesem Ortsteil 131 Wohnungen.

Nun ist Naundorf ein schwieriger Ortsteil. „Hier gibt es nichts. Zum Einkaufen, zum Arzt, man muss immer fahren“, berichtet Karin Weitfeld, die in Naundorf wohnt. Selbst der Weg zum Bus ist aus der Siedlung Naundorf beschwerlich. Ein halber Kilometer Weg und 30 Höhenmeter sind zu überwinden. „Für Ältere ist das schon ein Hindernis“, sagt Weitfeld und berichtet von drei Nachbarn, die in jüngster Zeit weggezogen sind ins betreute Wohnen nach Altenberg.

Fehlende Geschäfte sind ein Nachteil in Naundorf, aber nicht entscheidend. Dort besteht durchaus Nachfrage nach Wohnungen. Franz berichtet, dass die Genossenschaft, die ebenfalls einen Teil ihrer Wohnungen in Naundorf stehen hat, eine Warteliste für ihre Wohnungen führt. „Das kann doch nicht Ziel der Stadt sein, dass sich der Zustand der Wohnungen immer weiter verschlechtert“, sagt er. Gerade angesichts des beginnenden Winters ist die Gefahr groß, dass in Wohnungen, die nicht geheizt werden. Rohre einfrieren und platzen.

Die Wohnungen der ehemaligen Gemeinde Schmiedeberg werden seit 2014 nicht mehr direkt durch die Gemeinde oder jetzt die Stadt verwaltet, sondern von dem Berliner Unternehmen „Dick Immobilienmanagement“. Diese Vergabe an eine Fremdfirma hält Franz aber für einen Flop. „30 freistehende Wohnungen. Das ist ein Unding“, sagt er.

Wer auf die Internetseite der Stadt geht und dort bei Immobilien auf die Zeile „Freier Wohnraum im OT Schmiedeberg“ klickt, bekommt ein Dokument gezeigt mit neun Wohnungen „Vermietung ab 1. April 2017“. Das ist nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Wer auf die gängigen Internetportale guckt, findet etliche Wohnungen in Dippoldiswalde, aber keine städtischen in Naundorf. So sind auf dem Portal SZ-Immo drei Wohnungen der Kommunalen Wohnungsgesellschaft KWG im Angebot, aber keine, die der Stadt direkt gehört. So kann man keine Mieter gewinnen.

Die Folgen sind fatal. Wenn man pro Wohnung eine Kaltmiete von 280 Euro im Monat annimmt und von 25 unvermieteten Wohnungen ausgeht, entgehen der Stadt damit schon 84.000 Euro Mieteinnahmen im Jahr. Leerstehende Wohnungen bringen auch noch andere Nachteile. Für die Nachbarn steigen die Heizkosten, wenn eine Wohnung im Haus kalt bleibt. Die Nebenkosten für das Haus teilen sich auf weniger Mieter auf oder müssen von der Stadt als Eigentümer mitgetragen werden, und Leerstand macht insgesamt ein Wohnhaus unattraktiv. Und jeder mögliche Naundorfer, der sich eben nicht hier niederlässt, sondern womöglich in einer anderen Gemeinde, bringt für Dippoldiswalde Verluste an Einnahmen.

Nun hat schon die Gemeinde Schmiedeberg Probleme gehabt mit den Wohnhäusern in Naundorf. In den 1990er-Jahren hat sie die Wohnungen innen saniert und die Heizung modernisiert. Später ist nicht mehr viel passiert. An elf sogenannten Standardhäusern drängt schon seit Jahren eine Asbestsanierung der Fassaden. 2009 hat die Gemeinde an einem Haus die Fassade erneuern lassen, geriet dann aber in Finanzprobleme. Eigentlich war damals geplant, jedes Jahr ein Haus zu sanieren. Der Gemeinde ging aber das Geld aus. 2013 hat Schmiedeberg noch ein weiteres Haus in Ordnung bringen lassen. Seit der Eingemeindung nach Dippoldiswalde ging gar nichts mehr voran.

2017 hat der Stadtrat beschlossen, die Kommunalwohnungen in Schmiedeberg zu verkaufen. Dann hätte sich der neue Eigentümer um die Sanierung kümmern müssen und die Stadt hätte noch Einnahmen bekommen. Aber auch darum ist es völlig still geworden.

Die neue Oberbürgermeisterin Kerstin Körner (CDU) hat das Problem nun von ihren Vorgängern übernommen. Auf Anfragen der Sächsischen Zeitung teilt sie mit, dass der neue Stadtrat das Thema noch einmal beraten möchte. Eine grundsätzliche Entscheidung zur weiteren Verfahrensweise werde nicht vor Dezember 2019 getroffen. Fragen zu dem Thema werde sie in der Stadtratssitzung oder danach beantworten. Die Zahl von 25 bis 30 Leerständen dementiert sie aber auch nicht.

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