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Taubenheims neue Mitte

Das alte Gemeindeamt wurde für viel Geld saniert. Nun können die Vereine wieder einziehen. Doch drumherum ist immer noch eine Menge zu tun.

Von Franziska Springer
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In den vergangenen anderthalb Jahren wurde das ehemalige Taubenheimer Gemeindeamt saniert. Sohlands Bürgermeister Hagen Israel freut sich, dass hier nun wieder Vereine einziehen können.
In den vergangenen anderthalb Jahren wurde das ehemalige Taubenheimer Gemeindeamt saniert. Sohlands Bürgermeister Hagen Israel freut sich, dass hier nun wieder Vereine einziehen können. © SZ/Uwe Soeder

Sohland. Einiges ist noch zu tun: Ein bisschen Fassadenfarbe hier, ein paar Möbel dort, ein Putzeinsatz – dann kann das neue Dorfgemeinschaftshaus an der Sohlander Straße im Taubenheimer Ortszentrum von den Vereinen in Beschlag genommen werden. 

Ende Mai soll es soweit sein, stellt Sohlands Bürgermeister Hagen Israel (parteilos) in Aussicht. Mit dem neuen Vereinszentrum einher geht der Abschluss eines Bauprojektes, das zunächst kleiner schien, als es dann wurde: Seit Herbst 2018 saniert die Gemeinde das historische Umgebindehaus, das bis zur Fusion mit Sohland Sitz der Taubenheimer Gemeindeverwaltung war.

Doppelt so teuer wie geplant

Reichlich 500.000 Euro sollte die Maßnahme kosten – ursprünglich. Für den Abriss eines in die Jahre gekommenen Nebengebäudes und die Erneuerung des Daches steuerte das Förderprogramm "Brücken in die Zukunft" knapp 160.000 Euro bei. Weitere etwa 200.000 Euro für die Innensanierung kamen aus dem Leader-Fördertopf. "Doch dabei blieb es nicht", sagt Hagen Israel mit einem Seufzen.

Vom Dachstuhl sei weniger erhaltenswert gewesen, als ursprünglich angenommen. Sparren mussten ausgetauscht, der Dachhecht – die typische langgezogene Gaube an der Straßenseite des Hauses – neu hergestellt werden. Dann zerstörte ein Brand an einem Kühlschrank den großen Gewölberaum samt Küche in der ehemaligen Stallanlage. Zu guter Letzt musste der gesamte Hof neu gepflastert werden, weil sich die darunterliegende Kanalisation als nicht mehr funktionstüchtig erwies.

Entgegen der Planungen musste der komplette Innenhof erneuert werden. Entstanden ist hier nach Abriss eines Gebäudes ein Ort für Märkte und Dorffeste.
Entgegen der Planungen musste der komplette Innenhof erneuert werden. Entstanden ist hier nach Abriss eines Gebäudes ein Ort für Märkte und Dorffeste. © SZ/Uwe Soeder

Am Ende der Rechnung stehen nunmehr eine Million Euro Sanierungskosten. Die Differenz zu dem ursprünglich geplanten Betrag trägt die Gemeinde. Kein Pappenstiel – das weiß auch der Bürgermeister: "Natürlich ist das viel Geld. Aber wir konnten diese Maßnahme ja nicht einfach anhalten. Sonst hätten wir im Gemeinde-Bestand ein nicht zu nutzendes Gebäude gehabt und die Fördermittel auch nicht ordentlich abrechnen können." 

Nun, sagt er, hätten die Taubenheimer wieder ein ansehnliches Gemeindezentrum. Stolz führt er durch die Räume, die noch auf die Inbesitznahme durch ihre neuen Nutzer warten; zeigt Vereinszimmer nebst Toiletten für Faschings- und Seniorenverein, für den Dorfclub, die Feuerwehr und den DRK-Ortsverein. Im ersten Obergeschoss hat die Bibliothek ihren alten Standort bereits wieder bezogen. Die Sonnenuhren-Ausstellung im ehemaligen Stall wird folgen. 

Im ehemaligen Stall soll der Taubenheimer Jugendclub ein neues, modernes Domizil bekommen.
Im ehemaligen Stall soll der Taubenheimer Jugendclub ein neues, modernes Domizil bekommen. © SZ/Uwe Soeder

Durch einen neuen Durchbruch gelangt man in den ehemaligen Ratssaal mit angrenzender Küche. "Hier war nur noch Mauerwerk", sagt Israel und deutet in die Kochnische, von der seinerzeit der Brand ausging. Daran erinnert in dem langgezogenen Raum mit den breiten Fensternischen und dem gemütlichen Gewölbe nichts mehr. "Bis zu 40 Personen können hier feiern und tagen", sagt Israel und ist schon in den nächsten Raum geeilt. Wenn es nach dem Willen des Bürgermeisters geht, zieht in dem lichtdurchfluteten Raum mit direktem Zugang ins Obergeschoss bald der Jugendclub ein.

Mit der Fertigstellung des Vereinshauses nimmt die Gemeinde die weitere Entwicklung des Taubenheimer Dorfzentrums in den Blick. Aus städteplanerischer Sicht gibt es hier noch viel zu tun: Auf dem Areal, das von Sohlander Straße, der Straße Am Bahnhof und den Bahnschienen begrenzt wird, gebe es ein unübersichtliches Konglomerat aus Gemeinde- und Bahnflächen sowie Privatgrundstücken. Um die Fläche in ihrer Gesamtheit entwickeln zu können, beschloss der Sohlander Gemeinderat in seiner Sitzung am 23. April eine Änderung des Bebauungsplans. 

Der Taubenheimer Bahnhof wird nicht mehr genutzt, liegt aber mitten im Ortszentrum. Die Gemeinde will die Immobilie erwerben und entwickeln.
Der Taubenheimer Bahnhof wird nicht mehr genutzt, liegt aber mitten im Ortszentrum. Die Gemeinde will die Immobilie erwerben und entwickeln. © SZ/Uwe Soeder

Der sieht für das Areal in seiner Funktion als Ortszentrum vor allem Wohn- und Gewerbenutzung vor. Neben der Schaffung von mindestens zwei Bauflächen für Eigenheime beabsichtigt die Gemeinde auch, den Taubenheimer Bahnhof zu kaufen. Mit der Bahn, die das Gebäude veräußern will, habe man sich bereits darauf verständigt, dass die Gemeinde den Zuschlag erhält, sagt der Bürgermeister. Nun müsse man sich noch auf einen Kaufpreis einigen. "Einen Verkauf des Bahnhofs, der nicht förderlich für die künftige Entwicklung der Gemeinde ist, wollten wir auf jeden Fall vermeiden", so der Bürgermeister.  

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