Maritta Junghanns kann es immer noch nicht fassen: „Ein wunderbares Ereignis für Altfranken!“ Soeben hat sie die Pläne für den Wiederaufbau des Schlosses gesehen, zu dem sie eine ganz besondere Beziehung hat. „Meine Großeltern und meine Mutter haben in einem der Türme gewohnt“, sagt sie und zeigt auf ein Foto. Es zeigt Mutter und Oma vor dem Schloss.
Das historische Foto hängt im Kim-Hotel „Im Park“ in Altfranken. Dort, in unmittelbarer Nachbarschaft, soll in den nächsten zwei Jahren ein neues Hotel entstehen. Äußerlich erinnert es sehr stark an das Schloss, das einst hier gestanden hat. Mit seinen Türmen und Zinnen wurde es dem neogotischen Tudorstil zugeordnet – ein Grund, weshalb es von den Nationalsozialisten abgerissen wurde.
„Wir orientieren uns an der Struktur und den Proportionen des Schlosses, wollen es aber nicht im Detail nachbauen“, erklärte Michael Lehni. Der Architekt plant und realisiert das Hotel im Auftrag der Kimmerle Unternehmensgruppe. Am Donnerstagabend präsentierte er das Projekt erstmals der Öffentlichkeit. Mehr als 100 Einwohner waren der Einladung der Interessengemeinschaft Historisches Altfranken gefolgt – und die meisten zeigten sich genauso erfreut wie Maritta Junghanns. „Hier kehrt ein Stück Historie zurück“, sagt Ortsvorsteher Hubertus Doltze. „Das Schloss war das Symbol von Altfranken.“
Der Neubau mit rotbraunem Putz wird wie sein Vorgänger drei Stockwerke haben. Der Bebauungsplan hätte nur zwei Etagen erlaubt, doch das Landesamt für Denkmalpflege sei nun auch damit einverstanden, sagte Lehni. Im Erdgeschoss soll sich die Lobby befinden, im linken Anbau ein Bistro mit Frühstücksraum und Terrasse, im rechten Anbau ein Saal für bis zu 200 Personen. „Er eignet sich gut für Hochzeiten“, meint der Architekt.
Turm soll öffentlich zugänglich sein
Ein offenes Treppenhaus verbindet die drei Etagen, auf die sich insgesamt 43 Zimmer verteilen. Die Planer wollen mit unterschiedlicher Farbgestaltung und Einrichtung für Abwechslung sorgen, insgesamt soll es zehn verschiedene Zimmertypen geben. Lehni: „Wer wiederkommt, wird immer etwas Neues entdecken.“ Ob das Hotel eine Klassifizierung erhält, sei noch ungeklärt. Das Niveau werde sich jedenfalls am Fünf-Sterne-Standard orientieren – „zu bezahlbaren Preisen.“ Im Fokus stünden vor allem Urlauber und Städtereisende.
Der markante Aussichtsturm soll auch für „interessierte Bürger“ offenstehen, betonte der Architekt. Details wie die achteckige Form und die Fahne auf der Spitze sind eine Reminiszenz an die Historie. Der Blick wird weit über den Park und die Stadt Dresden hinausreichen – bei schönem Wetter bis in die Sächsische und Böhmische Schweiz. Im Keller wird es eine Tiefgarage geben, ein überdachter Gang führt zu den bereits existierenden Gebäuden des Parkhotels. Mit „Riesenaufwand“ soll auch der sogenannte Butterkeller restauriert werden. Ob es mal ein Veranstaltungsort oder ein Weinkeller wird, sei noch offen.
Anfangs habe es lange Diskussionen mit Stadtverwaltung und Denkmalamt gegeben, räumt Lehni ein. Die Reaktionen reichten von „toll“ bis „Dornröschenschloss“. Auch von „Zuckerbäckerarchitektur“ sei die Rede gewesen. Inzwischen seien ihm solche Vorwürfe aber Wurst: „Wir haben eine Baugenehmigung.“
Im Park war ursprünglich ein Motel geplant
Voraussichtlich im Februar 2020 soll Baubeginn sein, anderthalb Jahre später die Einweihung. „Vorausgesetzt, wir finden Baufirmen“, sagte der Planer. Die Zufahrt für die Baufahrzeuge ist bereits angelegt. Einwohner befürchten, dass das die ohnehin kritische Verkehrssituation in dieser Gegend verschärfen könnte.
Auf die Frage nach den Kosten wollte Michael Lehni keine Aussagen machen. Fakt ist: Der Schlosspark mit dem Parkhotel gehört seit den 1990er-Jahren der Unternehmensgruppe von Rudolf Kimmerle, die ihren Stammsitz im schwäbischen Dillingen hat und im Dresdner Westen unter anderem mehrere Wohnparks errichtete. Weil im Park ursprünglich ein Motel geplant war, besteht hier ein umfangreiches Baurecht. Allerdings wolle man mit dem Schlosshotel „voraussichtlich die Bautätigkeit beenden“, sagte Lehni. Um möglichst wenig in die Natur einzugreifen, wird der Neubau um etwa zehn Meter vor seinem früheren Standort errichtet. Zwar käme man nicht umhin, einige Bäume zu fällen. Dafür gebe es aber selbstverständlich Ersatzpflanzungen.