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Dresden bekommt ein Schloss zurück

Das Luckner-Schloss in Altfranken kehrt als Luxus-Hotel zurück. Die Pläne orientieren sich am historischen Vorbild. Drinnen soll es aber wesentlich komfortabler zugehen.

Von Steffen Klameth
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Eine historische Ansicht des Luckner-Schlosses.
Eine historische Ansicht des Luckner-Schlosses. © ML Planungsgruppe Lehni

Maritta Junghanns kann es immer noch nicht fassen: „Ein wunderbares Ereignis für Altfranken!“ Soeben hat sie die Pläne für den Wiederaufbau des Schlosses gesehen, zu dem sie eine ganz besondere Beziehung hat. „Meine Großeltern und meine Mutter haben in einem der Türme gewohnt“, sagt sie und zeigt auf ein Foto. Es zeigt Mutter und Oma vor dem Schloss.

Maritta Junghanns vor dem Foto mit ihrer Mutter und Oma.
Maritta Junghanns vor dem Foto mit ihrer Mutter und Oma. © SZ/Steffen Klameth

Das historische Foto hängt im Kim-Hotel „Im Park“ in Altfranken. Dort, in unmittelbarer Nachbarschaft, soll in den nächsten zwei Jahren ein neues Hotel entstehen. Äußerlich erinnert es sehr stark an das Schloss, das einst hier gestanden hat. Mit seinen Türmen und Zinnen wurde es dem neogotischen Tudorstil zugeordnet – ein Grund, weshalb es von den Nationalsozialisten abgerissen wurde.

„Wir orientieren uns an der Struktur und den Proportionen des Schlosses, wollen es aber nicht im Detail nachbauen“, erklärte Michael Lehni. Der Architekt plant und realisiert das Hotel im Auftrag der Kimmerle Unternehmensgruppe. Am Donnerstagabend präsentierte er das Projekt erstmals der Öffentlichkeit. Mehr als 100 Einwohner waren der Einladung der Interessengemeinschaft Historisches Altfranken gefolgt – und die meisten zeigten sich genauso erfreut wie Maritta Junghanns. „Hier kehrt ein Stück Historie zurück“, sagt Ortsvorsteher Hubertus Doltze. „Das Schloss war das Symbol von Altfranken.“

Das Schlosshotel in der Vorderansicht von Nordwesten. Links befindet sich das Bistro, rechts ein großer Saal.
Das Schlosshotel in der Vorderansicht von Nordwesten. Links befindet sich das Bistro, rechts ein großer Saal. © Visualisierung: ML Planungsgruppe Lehni

Der Neubau mit rotbraunem Putz wird wie sein Vorgänger drei Stockwerke haben. Der Bebauungsplan hätte nur zwei Etagen erlaubt, doch das Landesamt für Denkmalpflege sei nun auch damit einverstanden, sagte Lehni. Im Erdgeschoss soll sich die Lobby befinden, im linken Anbau ein Bistro mit Frühstücksraum und Terrasse, im rechten Anbau ein Saal für bis zu 200 Personen. „Er eignet sich gut für Hochzeiten“, meint der Architekt.

Turm soll öffentlich zugänglich sein

Ein offenes Treppenhaus verbindet die drei Etagen, auf die sich insgesamt 43 Zimmer verteilen. Die Planer wollen mit unterschiedlicher Farbgestaltung und Einrichtung für Abwechslung sorgen, insgesamt soll es zehn verschiedene Zimmertypen geben. Lehni: „Wer wiederkommt, wird immer etwas Neues entdecken.“ Ob das Hotel eine Klassifizierung erhält, sei noch ungeklärt. Das Niveau werde sich jedenfalls am Fünf-Sterne-Standard orientieren – „zu bezahlbaren Preisen.“ Im Fokus stünden vor allem Urlauber und Städtereisende.

Der markante Aussichtsturm soll auch für „interessierte Bürger“ offenstehen, betonte der Architekt. Details wie die achteckige Form und die Fahne auf der Spitze sind eine Reminiszenz an die Historie. Der Blick wird weit über den Park und die Stadt Dresden hinausreichen – bei schönem Wetter bis in die Sächsische und Böhmische Schweiz. Im Keller wird es eine Tiefgarage geben, ein überdachter Gang führt zu den bereits existierenden Gebäuden des Parkhotels. Mit „Riesenaufwand“ soll auch der sogenannte Butterkeller restauriert werden. Ob es mal ein Veranstaltungsort oder ein Weinkeller wird, sei noch offen.

So sieht die Zufahrt heute aus. Die beiden Säulen gehörten einst zur Schlossmauer. Dahinter wird das neue Hotel errichtet.
So sieht die Zufahrt heute aus. Die beiden Säulen gehörten einst zur Schlossmauer. Dahinter wird das neue Hotel errichtet. © SZ/Steffen Klameth

Anfangs habe es lange Diskussionen mit Stadtverwaltung und Denkmalamt gegeben, räumt Lehni ein. Die Reaktionen reichten von „toll“ bis „Dornröschenschloss“. Auch von „Zuckerbäckerarchitektur“ sei die Rede gewesen. Inzwischen seien ihm solche Vorwürfe aber Wurst: „Wir haben eine Baugenehmigung.“

Im Park war ursprünglich ein Motel geplant

Voraussichtlich im Februar 2020 soll Baubeginn sein, anderthalb Jahre später die Einweihung. „Vorausgesetzt, wir finden Baufirmen“, sagte der Planer. Die Zufahrt für die Baufahrzeuge ist bereits angelegt. Einwohner befürchten, dass das die ohnehin kritische Verkehrssituation in dieser Gegend verschärfen könnte.

Auf die Frage nach den Kosten wollte Michael Lehni keine Aussagen machen. Fakt ist: Der Schlosspark mit dem Parkhotel gehört seit den 1990er-Jahren der Unternehmensgruppe von Rudolf Kimmerle, die ihren Stammsitz im schwäbischen Dillingen hat und im Dresdner Westen unter anderem mehrere Wohnparks errichtete. Weil im Park ursprünglich ein Motel geplant war, besteht hier ein umfangreiches Baurecht. Allerdings wolle man mit dem Schlosshotel „voraussichtlich die Bautätigkeit beenden“, sagte Lehni. Um möglichst wenig in die Natur einzugreifen, wird der Neubau um etwa zehn Meter vor seinem früheren Standort errichtet. Zwar käme man nicht umhin, einige Bäume zu fällen. Dafür gebe es aber selbstverständlich Ersatzpflanzungen.

Das Luckner-Schloss

Schloss Altfranken wurde von 1850 bis 1852 im Auftrag von Graf Wilhelm Heinrich von Luckner errichtet. Architekt war Karl Alexander von Heideloff.

Der erste Schlossherr geriet alsbald in finanzielle Schwierigkeiten. 1865 beging er Selbstmord.

Nachfolger war sein Sohn Felix von Luckner, der wegen seines exzentrischen Auftretens als „roter Graf“ bzw. „toller Graf „in die Geschichte einging.

Nach dessen Tod 1902 errichtete seine Witwe im Schloss einen Stift für adlige Frauen. Ihr ältester Sohn Nikolaus von Luckner verkaufte zunächst Teile der Inneneinrichtung und schließlich das Schloss.

Die Nazis ließen es 1939/40 abreißen. Pläne für den Bau einer HJ-Schule wurden nicht mehr verwirklicht.

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