Dresden entwickelt weltweit neue Krebsbestrahlung

Präziser, wirksamer und für den Patienten schonender soll die Krebsbehandlung mit Strahlen werden. Komplett neue Technik wird dafür jetzt im Oncoray der Dresdner Universitätsmedizin installiert. TU Dresden, Uniklinik und das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf arbeiten dort zusammen.
Für die Forschung, für neue Geräte und deren Einrichtung stehen in den kommenden Jahren insgesamt rund 25 Millionen Euro zur Verfügung. Die Ausschreibung für die erste Großinvestition von neun Millionen Euro laufe bereits, sagt Eshter Troost der SZ. Die Medizinprofessorin leitet die Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie und ist seit letzter Woche auch Forschungschefin der Medizinischen Fakultät.
MRT-Bilder in 3D in Echtzeit
Eine Kombination von hochgenauen MRT-Bildern in 3-D aus dem Körper in Echtzeit und einem neuen Linearbeschleuniger entsteht. Die extrem starken Röntgenstrahlen können dann die Krebszellen präziser treffen und zerstören. Nur drei solcher Anlagen gibt es bisher in Deutschland. Der Vorteil ist letztlich die bessere Behandlung von solchen Tumoren, die sich bei der Bestrahlung bewegen. Leber, Lunge, Herz, Blutgefäße zum Beispiel. „Dann schaltet sich das Gerät automatisch ab“, sagt Troost.
Gesundes Gewebe wird so geschont. Der bestrahlte Sicherheitsbereich um den Tumor herum kann um die Hälfte verringert werden. Die Bestrahlung an bisher nicht möglichen Stellen nahe der Nerven wird damit machbar, erläutert Troost. In einem Jahr soll das neue Gerät für die Patienten bereits im Einsatz sein.
Die Dresdner Forschung indes arbeitet schon an der übernächsten Generation. Aswin Hoffmann, Gruppenleiter Bildgebung und Hochpräzisions-Strahlentherapie vom Oncoray, will die noch bessere Protonenbehandlung mit einer präzisen 3-D MRT-Bildgebung verbinden. Durch die gigantischen Magnetfelder vom MRT ist das eigentlich unmöglich. Mit physikalischen Tricks jedoch ist genau das dem Team von Hoffmann jetzt weltweit erstmals gelungen. Diese Art von Bestrahlung würde nochmals die Genauigkeit erhöhen. Sonst nicht erreichbare Tumore wären damit behandelbar.
Der Zeitplan steht, wann aus dieser Forschung eine Patientenbehandlung wird. In drei Jahren hofft Aswin Hoffmann auf erste Anwendungen für sich unbeweglich Tumore. Dass das 3-D-Bild vom MRT dann die Protonen einen sich bewegenden Tumor automatisch millimetergenau hinterherschickt, bleibt aber das eigentliche Ziel, sagt Stefan Pieck Administrativer Direktor Oncoray. „Wir haben die Machbarkeit weltweit erstmals nachgewiesen, und wir wollen dies auch weltweit erstmalig am Patienten einsetzen.“ In sieben Jahren etwa.