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Dresdner Handballer zu schusselig für den Sieg

Lange ist der HC Elbflorenz dran an einer Überraschung gegen das Spitzenteam aus Coburg. Doch dann bringen sie sich um den Erfolg.

Von Alexander Hiller
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Seine acht Treffer nutzen nichts: Hennig Quade spielte bärenstark.
Seine acht Treffer nutzen nichts: Hennig Quade spielte bärenstark. © Foto: Ronald Bonß

Mit dem Großteil der Partie gegen ein Spitzenteam der 2. Handball-Bundesliga dürfte Rico Göde durchaus zufrieden gewesen sein. Dass sein Team des HC Elbflorenz gegen den Tabellenzweiten HSC Coburg am Ende mit leeren Händen dastand, hatten sich die Gastgeber bei der 28:32-Niederlage (13:16) vor 1.717 Zuschauern jedoch selbst zuzuschreiben.stein.

Zunächst gehen die Hausherren nach einer eigentlich relativ ausgeglichenen ersten Hälfte mit einem Drei-Tore-Rückstand in die Pause. Nur fünf Minuten nach dem Wiederanpfiff schaffen sie aber den Ausgleich (16:16.). „Wir sind super aus der Kabine raus, haben uns hinten wie vorn super zurückgekämpft, unsere Linie gefunden“, sagte HC-Regisseur Arseniy Buschmann. Bis zur 41. Minute dauert es in der fairen Partie, bis die Schiedsrichter die erste Zwei-Minuten-Strafe aussprechen – an den Dresdner Linksaußen Julius Dierberg.

Es bleibt die einzige Strafe für die Gastgeber. Dierbergs Trainer Rico Göde wird später in der Pressekonferenz sagen, dass ihm das Zupacken bei seinem Team gefehlt habe. „Wir können nicht nur mit schönem Handball gewinnen, so gut sind wir nicht. Wir müssen hinten ein bisschen ekliger sein“, unterstreicht der Ex-Profi, der damit keineswegs unfair meint. „Wir müssen Coburg einfach noch mehr stressen, das war mir in der Abwehr ein bisschen zu wenig“, sagt der 37-Jährige.

Vielleicht war das auch eine jener Kleinigkeiten, durch die es in der Endphase doch noch eine klare Angelegenheit wird. Coburg spielt keineswegs überragend, sondern abwartend, clever auf die entscheidenden Fehler der Dresdner lauernd. Und die kommen ausgerechnet in der Schlussphase. In den letzten zehn Minuten entscheidet sich das Spiel. Die sogenannte Crunchtime beginnt der HC Elbflorenz in Überzahl und mit minimalem Rückstand von 24:25. Coburgs Andreas Schröder musste eine Strafe abbrummen. Zum fälligen Siebenmeter tritt Marc Pechstein an – überwindet Torhüter Jan Kulhanek, doch der Ball tropft an den Pfosten, will über den Schlussmann zurück zu Pechstein springen, doch mit seiner rechten Hand wischt Kulhanek das Leder in Richtung eigenes Tor und nur um Zentimeter am anderen Pfosten vorbei. „Das war einer der Knackpunkte, spielentscheidend“, räumt Pechstein ein. Coburg spielt sich in Unterzahl eine Zwei-Tore-Führung heraus.arc Pech

In der Schlussphase nicht abgezockt genug

Doch die Chance auf wenigstens einen Punkt bleibt. Coburg muss nach der dritten und insgesamt letzten Zeitstrafe des Spiels erneut mit einem Spieler weniger agieren. Dresden nutzt das nicht, verhaspelt sich stattdessen in technischen Fehlern (Pechstein) oder scheitert völlig frei am Gäste-Schlussmann (Mindaugas Dumcius). „Das war schusselig und dusselig. Da gibt es nicht viel drumherum zu reden, wir müssen die Überzahlsituationen deutlich besser nutzen, dann haben wir alles selbst in der Hand“, analysiert Arseniy Buschmann.

„Alle haben gemerkt, dass heute deutlich mehr drin gewesen wäre, Coburg musste sich die Tore lange und schwer erarbeiten, wir haben ihnen in die Hände gespielt, indem wir leicht Fehler machen und sie ihre Gegenstöße laufen können“, sagt der 27-Jährige. Auch der beste Mann der unglücklichen Gastgeber sucht die Fehler in seinem Team. Acht Treffer erzielte Kreisläufer Henning Quade. „In der letzten Viertelstunde entscheiden die Kleinigkeiten. Da haben wir zu oft die falschen Entscheidungen getroffen“, betont der 31-Jährige.

Es steht den Unterlegenen gut zu Gesicht, dass an diesem Abend nicht einmal der Name Sebastian Greß fällt. Der 24-Jährige hat sich in dieser Saison als kreativer Spielmacher und als Vollstrecker für ganz wichtige Treffer aufgedrängt. Gegen Coburg fiel Greß kurzfristig wegen eines Magen-Darm-Infektes aus. Auch seine Ideen und seine Kraft fehlten in der Schlussphase. Als Ausrede benutzt das niemand. „Es liegt einfach an uns, inwiefern wir unsere Leistung abrufen können. Coburg war nicht cleverer als wir“, sagt Pechstein, aber er sucht nach einer treffenderen Beschreibung: „Wir waren nicht abgezockt genug – speziell in den Überzahlsituationen“.

In der Tabelle liegen die Dresdner nun mit 7:11 Punkten auf Rang 14. Jetzt kommt die Länderspielpause. Und die brauchen die Sachsen auch. „Dass wir uns auskurieren können und nicht von Woche zu Woche gucken müssen, wie wir uns spielfähig bekommen. Um dann wieder mit Vollgas zu starten“, sagt M