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Ebersbacher Sterngucker

Der ehemalige Lehrer Joachim Leppich schenkt der Oberschule zwei Teleskope für den Physikunterricht.

Von Manfred Müller
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Ungewöhnliches Geschenk beim Tag der offenen Tür: Der pensionierte Physiklehrer Joachim Leppich (3.v.l.) übergibt zwei Teleskope an die Ebersbacher Oberschule.
Ungewöhnliches Geschenk beim Tag der offenen Tür: Der pensionierte Physiklehrer Joachim Leppich (3.v.l.) übergibt zwei Teleskope an die Ebersbacher Oberschule. © Manfred Müller

Ebersbach. Die Saturnringe und die Jupitermonde anschauen? Mit Joachim Leppichs Teleskopen kein Problem. Bei guten Lichtverhältnissen kann man auch den Orionnebel beobachten, und das große Himmelfernrohr macht sogar den erdfernsten Planeten, den Pluto, sichtbar. „Man muss natürlich wissen, wo er gerade steht“, erklärt der ehemalige Physiklehrer der Ebersbacher Oberschule. 

Beim Tag der offenen Tür am Mittwoch schenkte der 69-Jährige die Teleskope den Lehrern und Schülern an seiner ehemaligen Wirkungsstätte. „Aus Liebe zu meiner alten Schule“, sagt er mit einem herzlichen Unterton. Leppich hat hier von 1997 bis zu seiner Pensionierung Unterricht gegeben. 

Als studierter Astronomielehrer fand er es immer bedauerlich, dass die Himmelskunde nach der Wende als separates Fach abgeschafft wurde. Sie wurde in den Physikunterricht integriert, allerdings nur mit wenigen Stunden. Diese will Physiklehrerin Rica Herrmann mit den leistungsstarken Teleskopen nun zu etwas ganz Besonderem machen. 

„Wir hatten bisher nur so ein kleines Spielzeugfernrohr, mit dem man maximal den Mond beobachten kann“, erklärt sie. Ein Spiegelteleskop wie der „Sky Watcher“ sei da eine ganz andere Nummer. Der Pädagogin schweben schon einige Projekte vor, die sich aus dem normalen Unterrichtsalltag herausheben.

Außergewöhnliche Lern- und Betreuungsangebote sind schon seit Jahren eine Stärke der Landschule in Ebersbach. Zum Biologieunterricht etwa gehört die Arbeit im schuleigenen Kräutergarten. Aus den Gewächsen werden dann leckere Gerichte zubereitet und bei den verschiedensten Gelegenheiten an den Mann gebracht. 

Eine gesunde Alternative zu den üblichen Kuchen-Basaren sozusagen. Überhaupt wird in der Oberschule die Gesundheits-Thematik großgeschrieben. Etliche Klassen beteiligen sich an einem Anti-Raucherprogramm, bei dem sich die Schüler bewusst vom Glimmstängel fernhalten. 

Auch im Informatikbereich mischen die Ebersbacher ganz vorn mit. Die Schule war zum Beispiel eine der ersten in der Region, die mit interaktiven Tafeln arbeitete. Darüber hinaus gibt es eine vorbildliche sozialpädagogische Betreuung, etwa eine Inklusionsassistentin, die Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf unterstützt. 

Auch bei der Berufsberatung geht die Bildungseinrichtung ungewöhnliche Wege. Die Schüler werden bei der Orientierung von einer Praxisberaterin unterstützt; es gibt eine Hausmesse und einen „Schau-rein-Tag“ bei ortsansässigen Unternehmen.

Zurzeit lernen in Ebersbach 240 Schüler, die von 22 Stammlehrern unterrichtet werden. „Von 2001 bis 2009 mussten wir um den Erhalt unserer Schule kämpfen“, erklärt Bürgermeister Falk Hentschel. „Jetzt geht es glücklicherweise nur darum, ob wir eine oder zwei fünfte Klassen bilden können.“ 

Um zweizügig fahren zu können, braucht die Oberschule 40 Anmeldungen. Dabei spielen die Demografie eine Rolle, die Verkehrsanbindung und die Tatsache, dass die Schüler mit ihren Eltern frei entscheiden, wo sie ab Klasse fünf lernen wollen. Wenn die Bildungs- und Freizeitangebote stimmen, kann das das Zünglein an der Waage sein.

 Erschwerend kommt hinzu, dass der Freistaat Sachsen die Zugangsvoraussetzungen zum Gymnasium gelockert hat. Deshalb bangt man in Ebersbach schon etwas um die Zweizügigkeit. „Es wäre tragisch, wenn wir Kinder, die in der Gemeinde wohnen, nicht hier aufnehmen können“, sagt Falk Hentschel. „Aber wenn wir die 40 schaffen, lassen wir die Sektkorken knallen.“

Ebersbachs Bürgermeister hat die Schule im Ort selbst besucht und ist ihr durch seine Tätigkeit im Förderverein stets verbunden geblieben. „In Physik war er einer der Besten“, erinnert sich sein ehemaliger Lehrer Joachim Leppich.

 Dass sich der 69-Jährige so einfach von seinen geliebten Teleskopen trennen kann, hat auch mit der besonderen Atmosphäre im Ort zu tun. Viele Absolventen der Oberschule sind in Ebersbach geblieben, haben hier ein Haus gebaut oder übernommen und halten als Eltern und Großeltern Kontakt.

 „Vielleicht können wir mit den Fernrohren ja ein Astronomie-Angebot für die Ganztagsbetreuung machen“, sagt Falk Hentschel. Und da die aktiven Lehrer bereits am Limit arbeiten, seien Ruheständler wie Joachim Leppich immer willkommen.

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