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Ein Wochenende – drei Weihnachtsmärkte

Im Riesaer Klosterhof, in Gröba und Gostewitz wird gefeiert. Die SZ ist dabei.

Von Christian Kluge
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Schmied Werner Richter (links) und Michael Rudolph braten in Gröba leckere Plinsen über dem Holzfeuer.
Schmied Werner Richter (links) und Michael Rudolph braten in Gröba leckere Plinsen über dem Holzfeuer. © Sebastian Schultz

Riesa. Windig – egal! Regenschauer – auch egal! Trotzdem sind am Wochenende Hunderte von Menschen auf die drei Weihnachtsmärkte im Klosterhof Riesa, in der Gröbaer Kirchstraße und auf dem WohnKulturGut Gostewitz geströmt. Und da war für jeden etwas dabei. Schlittschuhlaufen in Riesa, Eselreiten in Gostewitz und eine Tombola in Gröba.

Alles, was Weihnachtsmärkte sonst so ausmacht, gab es an allen drei Stellen. Glühwein, Bratwurst und zahlreiche Stände mit Weihnachtsartikeln und vielem mehr. „Ich komme jedes Jahr hierher“, sagt Marika Priemer aus Stauchitz, der es die kleinen Verkaufsstände im alten Stall in Gostewitz angetan haben. „Hier ist es klein und gemütlich. Wir machen heute sozusagen einen Mädelsabend mit meiner Tochter, Mutter und meiner Schwester.“

Bei Kathrin Dronigke aus Großenhain finden die vier Mädels dann schöne Kleinigkeiten wie kleine blaue Anhänger für den zukünftigen Weihnachtsbaum. „Die sind alle selbst gebastelt“, sagt Dronigke, die allerdings einen sehr starken Bezug zum Gut in Gostewitz hat. „Ich bin hier nebenan aufgewachsen und komme nur hierher, um das zu verkaufen. Inzwischen bin ich schon das vierte oder fünfte Mal da.“

Fünf Meter weiter hinten hat der Riesaer Dietmar Taugnitz seine Schätze ausgebreitet: Altes Besteck in alten Kästen und zahlreiche Leuchter. „Ich bin Sammler, repariere die alten Stücke aber auch“, erklärt der 79-Jährige, der sich schon auf seinen 80. Geburtstag Anfang Februar 2020 freut. „Ich bin jedes Jahr hier. Mit dem Hobby bleibe ich frisch im Kopf.“ Und mit seiner Kunst, denn Taugnitz macht aus alten Mokkalöffeln auch Anhänger und Ringe. „Das fetzt“, staunt eine Besucherin beim Blick auf die selbst gemachten Schmuckstücke.

Jaroslav Sliva verkauft im Riesaer Klosterhof die Maxi-Teufelswurst – eine tschechische Spezialität.
Jaroslav Sliva verkauft im Riesaer Klosterhof die Maxi-Teufelswurst – eine tschechische Spezialität. © Sebastian Schultz

Feuerschalen für die Gemütlichkeit

Auf dem Vorhof von Gut Gostewitz können die Kleinen dann auch mal für drei Euro eine Runde Eselreiten auf Mario, Tamino oder Laila genießen. Die hat Tom Meyer aus Meißen mitgebracht. So etwas gibt es auf dem Riesaer Klosterhof und in der Kirchstraße Gröba nicht, aber jeder Weihnachtsmarkt hat sein eigenes Ambiente und zieht unterschiedliche Besucher an. Vorteil Riesa: Im Innenhof pfeift der Wind nicht so wie auf der Kirchstraße. Dafür sorgen in Gröba zahlreiche Feuerschalen für ein besonderes Erlebnis beim Bummel zwischen den Ständen, die mit Zelten vor dem wechselhaften Wetter geschützt sind.

Mittendrin Schmied Werner Richter, der gemeinsam mit Michael Rudolph und Wolfgang Hahnefeld über dem offenen Grillfeuer Plinsen zubereitet. Mit Apfelmus für einen Euro, mit Schinken 1,50 Euro. „Früher gab es auf dem Dorf oft Gaststätten mit einer Schmiede“, weiß Richter, der sich problemlos von der Eisen- auf die Teigverarbeitung umstellen kann.

Schon gleich hinter dem mit zwei Tannen geschmückten Eingang können die Besucher in Gröba an einer Tombola teilnehmen. „Keine Nieten“, verspricht vor dem Regenschauer eine Kreideschrift auf der Straße mit einem großen Pfeil Richtung Zelt. „Hier ist es jedes Jahr sehr schön“, freuen sich zwei ältere Damen, die am Sonnabend lieber inkognito auf der Kirchstraße unterwegs sind und erst einmal beim kleinen Flohmarkt-Angebot hängen geblieben sind. „Natürlich essen wir auch etwas und gehen noch in das schöne Konzert. Ist ein bisschen schade, dass gleichzeitig in Gostewitz Weihnachtsmarkt ist. Aber da können wir ja Sonntag noch hin.“

Oder zur Riesaer Klosterweihnacht. Da gibt es immerhin einen fast echten Teufel, der an seinem Erlebnisstand eine Maxi Teufelswurst für 3,50 Euro das Stück anbietet. Gebrüht, nicht gebraten. „Das ist eine Spezialität bei uns in Tschechien zur Weihnachtszeit“, grinst der hochgewachsene Jaroslav Sliva zwischen seinen zwei Hörnern hindurch hinunter auf den Berichterstatter. „Der Stand hier gehört dem Satan“, schiebt er noch hinterher. „Aber wir waren schon oft hier.“

Die fünfjährige Lia Eliette aus Dresden beim Eselreiten mit dem Meißner Tom Meyer
Die fünfjährige Lia Eliette aus Dresden beim Eselreiten mit dem Meißner Tom Meyer © Sebastian Schultz

Glückströpfchen gibt es in Riesa

Verkauft er auf Festen in Tschechien oder Deutschland keine Wurst, ist Sliva auf Stelzen oder mit einer Feuershow am Start. Ein Multitalent eben – im Gegensatz zu seinen spezialisierten Landsleuten, die nebenan im Klosterinneren ihre kleinen Verkaufsstände aufgebaut haben. Mit Keramik – da gibt es die Glückströpfchen für 3,50 Euro – Honigwein, Holzkunst, Lederarbeiten, Kerzen, gebastelten Engeln und mittendrin Goldschmied Jirka, der in Riesa live seine Schmuckstücke produziert und verkauft.

Bleibt zum Abschluss die Frage, welcher Weihnachtsmarkt am schönsten ist – aber die können sich nur die Besucher selbst beantworten. Denn jeder hat eben andere Vorstellungen von dem, was er zwei Wochen vor dem Fest vorfinden möchte. Tipp: Einfach mal alles ausprobieren!

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