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Eine Schönheitskur für die Himmelswiese

Die Höckendorfer Kirche ist ein besonderes Denkmal. Um das zu bewahren, wird das Gotteshaus aufwendig saniert.

Von Anja Ehrhartsmann
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Pfarrer Michael Heinemann schaut regelmäßig auf der Baustelle in der Höckendorfer Kirche vorbei. Unter anderem steht die Restauration der Malereien an, etwa der Himmelswiese an der Decke im Chorraum.
Pfarrer Michael Heinemann schaut regelmäßig auf der Baustelle in der Höckendorfer Kirche vorbei. Unter anderem steht die Restauration der Malereien an, etwa der Himmelswiese an der Decke im Chorraum. © Egbert Kamprath

Kunstvoll ranken sich die zarten Blüten über dem Chorraum, wie aufgefädelt an grünen Ornamenten, die sich in wiederkehrenden Formen schwungvoll über die Decke schlängeln. Doch so schön die Himmelswiese aus der Ferne auch anzusehen ist, von Nahem zeigen sich die Schwachstellen. 

Der alten Farbe fehlt es zwischenzeitlich an Bindung, schon bei der kleinsten Berührung fängt es an zu bröckeln, schildert Pfarrer Michael Heinemann. Und das ist nicht die einzige Baustelle in der Höckendorfer Kirche. Die Holzdecke in der Vorhalle beim Haupteingang, kunstvoll bemalt, hat an einigen Stellen Wasserflecken. Auch an der aufwendig gestalteten Kassettendecke nagt der Zahn der Zeit, eine Ecke war außerdem vom Hausschwamm befallen. An vielen Stellen muss neu verputzt und gestrichen werden, Restauratoren werden sich Fenster, Türen und Malereien vornehmen. Eine der größeren Aufgaben wird sein, den Dachstuhl wieder ins Lot zu bringen. „Die Kassettendecke war ursprünglich circa 40 Zentimeter niedriger. Wegen der Orgel wurde sie angehoben. Dabei wurde in den Dachstuhl eingegriffen, was sich ungünstig auf die Statik der Kirche auswirkt“, erklärt Pfarrer Heinemann. Die Folge davon sind tiefe Risse im Mauerwerk. Ein Fachmann für Kirchendachstühle ist bereits auf das Problem angesetzt, eine neue Kreuzverspannung soll es richten.

Im Treppenaufgang löst sich die Wandfarbe auf. Auch muss an einigen Stellen neu verputzt werden. Foto: Egbert Kamprath
Im Treppenaufgang löst sich die Wandfarbe auf. Auch muss an einigen Stellen neu verputzt werden. Foto: Egbert Kamprath © undefined
Die aufwendigen Malereien an der Brüstung der Empore im Chorraum blättern ab. Foto: Egbert Kamprath
Die aufwendigen Malereien an der Brüstung der Empore im Chorraum blättern ab. Foto: Egbert Kamprath © undefined
An einigen Stellen gibt es große Risse im Mauerwerk. Das ist der Statik der Kirche geschuldet. Foto: Egbert Kamprath
An einigen Stellen gibt es große Risse im Mauerwerk. Das ist der Statik der Kirche geschuldet. Foto: Egbert Kamprath © undefined

Die baulichen Ursprünge der Höckendorfer Kirche reichen bis um 1200 zurück. Laut Unterlagen der Kirchengemeinde wurde das Gotteshaus zuletzt von 1907 bis 1909 saniert, also vor mehr als 100 Jahren. Pläne, die Kirche instand zu setzen, gibt es schon seit Längerem. Bereits Ende 2012 habe der Kirchenvorstand den Beschluss gefasst – 2015, zum 500-jährigen Jubiläum des spätgotischen Flügelaltars, sollte dann eigentlich alles fertig sein, erklärt Pfarrer Heinemann mit einem Augenzwinkern. Aber es kam anders. Denn wie so oft bei der Sanierung alter Gebäude gab es auch in der Höckendorfer Kirche viele Überraschungen. Anfang 2014, beim gemeinsamen Rundgang mit der Baupflegerin der Landeskirche, kam die erste Ernüchterung: „Wir haben an einer Ecke Hausschwamm entdeckt.“ Doch damit nicht genug. Als die Holzdielen angehoben wurden, zeigte sich erst das ganze Ausmaß, erinnert sich Pfarrer Heinemann. Der Pilz musste entfernt werden. Im Zuge dessen sei klar geworden, dass erst die Grundmauern trockengelegt werden müssen, um dem Hausschwamm den Garaus machen zu können. Um die ungeahnten Mehrkosten abdecken zu können, wurden schließlich beim EU-Förderprogramm Leader Gelder beantragt – und bewilligt. 50 Prozent der Kosten konnten mit den Fördermitteln abgedeckt werden, auch die Landeskirche gab einen großen Betrag dazu. 2017 wurden die Kirchenmauern schließlich trockengelegt.

Zwischenzeitlich ging auch noch der erste Bauabschnitt der Innensanierung über die Bühne. „Damit waren jegliche finanzielle Rücklagen aufgebraucht.“ Für den zweiten Teil – veranschlagt waren 330.000 Euro – mussten neue Gelquellen aufgetan werden. „Wir haben uns als Kirchenvorstand dahintergeklemmt.“ Und das mit Erfolg. Das Landesamt für Denkmalpflege, das die Höckendorfer Kirche als besonders bedeutsames Denkmal wertet, unterstützt die Sanierung mit 95.000 Euro. Auch mehrere Stiftungen erklärten sich bereit, einen Zuschuss zu gewähren, außerdem die Landeskirche, die ein Drittel der Gesamtkosten übernimmt. „Für uns als Kirchengemeinde bleiben 45.000 Euro übrig, die wir beitragen müssen. Und da fehlen nur noch 9.000 Euro“, freut sich Pfarrer Heinemann. Zu verdanken sei das auch der enormen Spendenbereitschaft der Menschen aus Höckendorf und der umliegenden Orte. „Wir hoffen, dass wir den restlichen Betrag auch noch schaffen.“

Im ersten Bauabschnitt der Innensanierung stand 2016 die Erneuerung der ganzen Elektrik, die zum Teil noch aus den 1930er-Jahren stammte, auf dem Plan. Auch der alte Terrazzo-Fußboden wurde gegen Sandstein getauscht. Nun hat der zweite Bauabschnitt begonnen. Mitte Juni kamen die Handwerker, die das Gerüst im Innenbereich aufgebaut haben. Außerdem wurden Taufstein, Orgel, Altar und die Brüstungsmalerei eingehaust, der Kronleuchter abgenommen. Derzeit wird schadhafter Putz abgeschlagen und Gewände und Stufen aus Sandstein saniert. Wenn die schmutz- und staubintensiven Arbeiten geschafft sind, kommen die Restauratoren. „Wir hoffen, dass wir die Kirche Weihnachten wieder nutzen können“, erklärt Pfarrer Heinemann. In der Zwischenzeit können die Höckendorfer nach Ruppendorf oder Dorfhain ausweichen. Aber ganz auf die Messe im eigenen Ort verzichten müssen sie trotzdem nicht. „Das Erntedankfest soll in der Pfarrscheune stattfinden.“ Außerdem sind auch Gottesdienste im Pfarrgarten, zumindest bei schönem Wetter.

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