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Wieso die Eislöwen auf die großen Stars verzichten

Der Eishockey-Zweitligist aus Dresden setzt mehr denn je auf den eigenen Nachwuchs. Corona ist ein Grund, erklärt aber nicht alles.

Von Maik Schwert
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Dresdens Spieler erwärmen sich fürs Hockey-Open-Air Anfang Januar im Rudolf-Harbig-Stadion. Bald machen sie das in der Eishalle. Im August beginnt die Vorbereitung auf die Saison ab Mitte September.
Dresdens Spieler erwärmen sich fürs Hockey-Open-Air Anfang Januar im Rudolf-Harbig-Stadion. Bald machen sie das in der Eishalle. Im August beginnt die Vorbereitung auf die Saison ab Mitte September. ©  dpa/Robert Michael

Dresden. Die Dresdner Eislöwen leisten ausgezeichnete Nachwuchsarbeit. Das haben sie schriftlich vom Deutschen Eishockey-Bund. Er betreibt seit 2015 sein Talente-Programm im Rahmen des Konzeptes Powerplay 2026. Dessen Ziel ist eine schlagkräftige Nationalauswahl für die Olympischen Winterspiele in Mailand und Cortina d’Ampezzo.

Die Spieler werden bereits jetzt in beinahe 60 Klubs ausgebildet, die Teil des Projektes sind. 13 machen das so gut, dass sie vom Verband die Bestnote bekommen: fünf Sterne. Der Zweitligist aus Dresden gehört erneut dazu, er schneidet da also schon erstklassig ab.

Eines fällt dabei auf: Bei den drei Vereinen aus der DEL 2, zu denen die Eislöwen zählen, konnte der Verband besonders in den U-9- bis U-15-Mannschaften viele Punkte vergeben. Für die Klubs macht sich das Engagement wieder bezahlt. Sie bekommen Prämien in Höhe von 851.500 Euro, 73.000 mehr als in der Saison davor. Die Eislöwen geben ihren Anteil nicht bekannt. Er dürfte bei gut 18.500 Euro liegen, beinahe 1.600 Euro mehr als in der Vorserie.

Der sportliche Eislöwen-Berater Marco Stichnoth bezeichnet das Nachwuchskonzept als hervorragend.
Der sportliche Eislöwen-Berater Marco Stichnoth bezeichnet das Nachwuchskonzept als hervorragend. © Christian Juppe

„Es macht uns stolz, dass unser Nachwuchs erneut mit fünf Sternen ausgezeichnet wurde“, sagt Eislöwen-Geschäftsführer Maik Walsdorf. Gerade für den Profikader sei es ein enormer Vorteil, immer wieder eigene, junge Talente behutsam ans Zweitligateam heranführen und sie dort integrieren zu können. „Beispielhaft dafür stehen Lucas Flade und Arne Uplegger.“ Beide hätten sich hervorragend entwickelt und seien inzwischen auch zu festen Größen im DEL-2-Kader geworden. 

Ihre Namen fallen in diesem Zusammenhang immer wieder, und es ist sicherlich kein Zufall, dass sie zu den bisher gerade einmal fünf Profis in der Dresdner Mannschaft für die nächste Spielzeit gehören. Dazu zählt mit Joe-Richard Kiss ein weiteres Talent. Der 20-jährige Angreifer bekam bereits 2019 einen U-21-Fördervertrag bis 2021. 

Damals führte die zweite Liga derartige Vereinbarungen ein, sie beinhalten ein Grundeinkommen und gelten für mindestens zwei Jahre. Die Eislöwen verraten nicht, wie viel die Talente bekommen, angeblich orientiert sich das Gehalt am durchschnittlichen Lohn eines Auszubildenden in Deutschland. Dessen Vergütung beträgt mehr als 900 Euro.

Flade und Uplegger - zwei Talente ragen heraus

Auch Flade wurde jetzt mit einem solchen Standardvertrag bis 2022 ausgestattet. Der 19-jährige Verteidiger durchlief seit 2013 den Eislöwen-Nachwuchs und absolvierte in der abgelaufenen Saison 48 DEL-2-Partien. „Lucas hat bewiesen, dass ein großes Talent in ihm steckt“, sagt Dresdens sportlicher Berater Marco Stichnoth. Er sei ein Paradebeispiel für die Möglichkeiten, die der Standort jungen Spielern biete. „Lucas arbeitet sehr akribisch, ist schon sehr selbstständig und hat ein großes Eishockey-Sachverständnis.“

Gleiches gilt für Uplegger. Er kam 2016 von den Lausitzer Füchsen zu den Eislöwen und gehört zu den positiven Überraschungen. Der 22-Jährige wechselte nach einer Spielzeit bei den Junioren zu den Profis und bestritt in der vergangenen Saison 51 Partien. Dabei erzielte der Verteidiger zwei Tore und steuerte sieben Vorlagen bei. „Mit Arne können wir weiter auf die Dienste eines guten Spielers aus dem Nachwuchs setzen“, sagt Stichnoth. Er verkörpere die vorbildliche Entwicklung eines Talentes, das den Sprung in den Profi-Kader geschafft und sich im DEL-2-Team etabliert habe.

Der Trainer bekommt nicht jeden Wunsch erfüllt

Für Flade sind die Eislöwen sein „Heimatverein“, Uplegger bezeichnet Dresden als seinen „Lebensmittelpunkt“. Stichnoth geht es bei Spielergesprächen auch um diese „Identifikation mit dem Standort“. Die derzeitige Transferzurückhaltung erklärt er mit Corona. „Wir holen keine großen Namen, sie garantieren keinen Erfolg.“ 

Stichnoth erfüllt auch Trainer Rico Rossi nicht jeden Wunsch: „Er hätte gern fünf Ausländer. Wir verpflichten nur die vier, die spielen dürfen.“ Er plant mindestens drei Feldspieler, darunter keinen Verteidiger, also ein Sturmtrio plus Torhüter. Einen Ausverkauf befürchtet Stichnoth nicht. Er verspricht eine schlagkräftige Mannschaft mit gutem Teamgeist, mehr Defensivdenken, weniger Offensivspektakel und legt sich auf zwei bis drei Torhüter, sieben oder acht Verteidiger und zwölf Angreifer fest.

Der kaufmännische Eislöwen-Geschäftsführer Maik Walsdorf hebt zwei Talente heraus.
Der kaufmännische Eislöwen-Geschäftsführer Maik Walsdorf hebt zwei Talente heraus. © Ronald Bonß

Die künftige Kooperation mit der Düsseldorfer EG hilft ebenfalls wirtschaften. Der Erstligist bekam für seine Nachwuchsarbeit wie der Zweitligist fünf Sterne vom Verband, und genau um den Austausch von Talenten geht es bei der Zusammenarbeit. „Wir können junge, hungrige Spieler mit Charakter und Qualität holen und ihnen auch eine Perspektive anbieten“, sagt Stichnoth. „Sie können sich bei uns entwickeln und den Sprung in die DEL schaffen.“ Das sei doch der Wunsch aller Profis.

Eislöwen wie Flade und Uplegger würden genauso bei der DEG mittrainieren und -spielen wie Düsseldorfer Profis bei den Eislöwen zum Einsatz kommen. „Wir wollen unseren Spielern die Möglichkeit geben, dass sie bei Bedarf entsprechende Eis- und Einsatzzeiten in Dresden erhalten“, sagt der sportliche DEG-Leiter Niki Mondt. Man kennt und schätzt sich. Stichnoth spricht von einer großen Vertrauensbasis. „Die Partnerschaft passt sehr gut.“ Das sei ein für alle Seiten interessantes, rundes Paket – vor allem dank der ausgezeichneten Nachwuchsarbeit beider Klubs.