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Diese Dresdnerin will hoch hinaus

Eléa Gaba gehört zu den größten deutschen Basketball-Talenten. Jetzt geht die 18-Jährige in die USA - auch, weil sie hierzulande an ihre Grenzen stößt.

Von Alexander Hiller
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Eléa Gaba bekommt ein hochdotiertes Stipendium.
Eléa Gaba bekommt ein hochdotiertes Stipendium. © Fiba

Dresden. Die junge Frau ist nicht zu übersehen. Groß, kräftig. Ihr schweres schwarzes Haar trägt Eléa Gaba gewöhnlich in langen Rastalocken gewickelt. Doch die junge Dresdnerin wird für knapp vier Jahre weitestgehend aus der deutschen Wahrnehmung verschwinden. Das 18-jährige Basketball-Talent hat in den USA ein hochdotiertes Sport-Stipendium an der Universität von Buffalo im Bundesstaat New York unterzeichnet. Das Finanzvolumen für das Vollstipendium im Zeitraum von 2019 bis 2023 liegt angeblich zwischen 150.000 und 200.000 Dollar. „Das dürfte so hinkommen“, bestätigt Gaba.

Sie bekommt das Geld natürlich nicht direkt, sondern es fließt ins Studium, in Kost und Logis während ihrer Aufenthalte. Auch ein Heimflug pro Semester ist mit inbegriffen. „Ich bin die Semester drüben. Im Sommer komme ich wieder hierher, um für die Nationalmannschaft spielen“, erklärt Gaba. Für den deutschen Klubbasketball ist die U-18-Europameisterin von 2018 allerdings nun lange nicht greifbar. „Für mich war die Entscheidung dennoch sehr leicht. Der deutsche Frauen-Basketball ist noch ziemlich hinterher. Gerade für mich als frische Abiturientin, wenn ich jetzt studieren will, bietet Amerika viel mehr Perspektiven und Chancen, Sport und Studium gut zu kombinieren“, sagt die 1,90 Meter große Centerspielerin. In Buffalo spielt sie mit der Würzburgerin Jessika Schiffer.

„Das College hat mich angeschrieben und betont, dass sie schon viele Spiele von mir gesehen, Interesse an mir als Spielerin haben und mir gern ein Stipendium anbieten wollen“, erzählt Gaba. Also flog die Tochter eines Togolesen und einer Dresdnerin für zwei Tage nach Buffalo. „Ich habe einmal mittrainiert und mir das alles angeschaut. Dann habe ich mich für Buffalo entschieden“, sagt die Dresdnerin.

Die Teenagerin zählt nicht nur dank ihrer Körpergröße zu den hoffnungsvollsten Talenten im deutschen Frauenbasketball. Sie wurde in dieser Saison deutsche Nachwuchsmeisterin mit dem Chemcats aus Chemnitz, spielte auch für deren Frauen in der Bundesliga. Außerdem war Gaba im Sommer mit der deutschen U18 (EM-Sechster) und U19 (WM-13.) unterwegs. „Sie war bei allen starken Platzierungen für den deutschen Juniorinnen-Basketball mit dabei“, betont U-19-Bundestrainer Stefan Mienack. 2016 holte Gaba beispielsweise schon EM-Silber mit der U-16-Auswahl.

Die Teenagerin kennt sich mit radikalen Schritten aus

Dennoch ist die Vorfreude auf das Unbekannte viel größer als die Wehmut, Gewohntes verlassen zu müssen. „Ich hätte mich sicherlich auch noch in den nächsten ein, zwei Jahren in einem deutschen Team weiterentwickeln können, aber ich denke, in Chemnitz eben nicht. Ich bin da schon sechs Jahre. Man braucht auch Veränderungen, um einen Schritt nach vorn machen zu können“, erklärt sie.

Die junge Frau hat solch einen radikalen Schritt schon einmal gewagt: vor sechs Jahren, aber nur innerhalb von Sachsen – von Dresden nach Chemnitz. Durch ihre Leistungen und ihr Potenzial beim BC Dresden geriet sie in den Fokus der Chemnitzer Talentspäher.

Dazu muss man wissen, dass Dresden kein Basketball-Stützpunkt ist. Überragende Nachwuchshoffungen müssen, wenn sie Sport und Schule optimal verbinden wollen, nach Chemnitz wechseln. Am Dresdner Sportgymnasium werden keine Basketballerinnen aufgenommen. „Chemnitz ist nie so richtig meine Stadt geworden. Ich fand es ein bisschen öde und trocken“, erzählt Gaba verblüffend offen. Mit 14 Jahren verließ sie das Internat, weil sie es dort nicht mehr aushielt, und zog nach Absprache mit ihrer Mama in eine Wohngemeinschaft. Ernsthafte Probleme wegen ihrer Hautfarbe bekam sie aber nie. „Natürlich hatte ich auch Angst, als es in Chemnitz aufgrund der Vorfälle beim Stadtfest 2018 losging, aber meine Mitschüler waren immer korrekt zu mir. Ich habe in Chemnitz tolle Menschen kennengelernt.“

Aber in Dresden wartet die Familie als Wohlfühloase. In einem Mehrgenerationenhaus ist jeder für jeden da. Das wird sie am meisten vermissen: „Ich möchte gern viel mitnehmen, reisen und Erfahrungen sammeln. Aber keine Skype- oder Facetime-Schalte kann ein Gespräch unter vier Augen ersetzen. Das fällt mir schon schwer“, erklärt die Basketballerin.

Was sie in Buffalo studiert, weiß Gaba noch nicht genau. „In den USA kann man sich für diese Festlegung zwei Jahre Zeit lassen und bis dahin in verschiedene Kurse einschreiben, die einen interessieren“, sagt sie. Vielleicht kann Gaba nach ihrem Studium dort sogar Profi werden. „Sie ist jetzt an einem Punkt, an dem sich die Spreu vom Weizen trennt. Für Eléa kann es sehr weit nach vorn gehen“, schätzt Mienack ein.