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"Eltern sollten mutiger sein"

Ingo Elmenthaler ist der neue Schulleiter am Oberlandgymnasium in Seifhennersdorf. Er sagt, dass viel mehr Kinder das Abitur schaffen könnten. 

Von Romy Altmann-Kuehr
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Ingo Elmenthaler leitet jetzt das Oberlandgymnasium in Seifhennersdorf. Neu ist er nicht an der Schule.
Ingo Elmenthaler leitet jetzt das Oberlandgymnasium in Seifhennersdorf. Neu ist er nicht an der Schule. © Rafael Sampedro

Ausgerechnet Mathe! Was für manchen Schüler eine Zitterpartie ist, ist Ingo Elmenthalers Leidenschaft. Elmenthaler ist Lehrer für Mathematik und Chemie - und seit Schuljahresbeginn der neue Schulleiter am Oberlandgymnasium in Seifhennersdorf. "Ich hatte tolle Lehrer in Mathe und Chemie. Sie haben es verstanden, uns Schüler dafür zu begeistern", begründet er seine Berufswahl. Deshalb sei für ihn schon in der neunten Klasse klar gewesen, dass er Lehrer wird. Und auch, für welche Fächer.

Ein Lehrer, der seine Schüler begeistern kann, ist er auch geworden. Einer, der seinen Job mit Leib und Seele macht. Jetzt als Schulleiter gibt der 55-Jährige allerdings nur noch wenige Unterrichtsstunden, weil andere Aufgaben auf ihn warten. Er unterrichtet in diesem Schuljahr eine fünfte Klasse und einen Leistungskurs in der Klassenstufe elf in Mathe. Das sei schon ein riesen Unterschied, ob man die Kleinen unterrichtet, die gerade aus der Grundschule kommen oder Jugendliche in der Oberstufe. "Aber das ist gerade der Reiz an unserem Beruf." Für die kleinen Fünftklässler sei das natürlich besonders aufregend - und immer wieder auch für Lehrer und Schulleiter spannend. "Neue Schule, neue Klasse,  neuer Schulweg - da ist man schon froh, wenn dann nachmittags alle im richtigen Bus sitzen." 

Elmenthaler stammt aus Görlitz, ist aber seit 20 Jahren Zittauer. Hier lebt er mit seiner Frau, hat die drei mittlerweile erwachsenen Töchter großgezogen. Noch bis 2009 unterrichtete Ingo Elmenthaler in Görlitz am Curie-Gymnasium, arbeitete danach einige Zeit als Referent in der Bautzner Bildungsagentur. 2011 wechselte er schließlich nach Seifhennersdorf ans Gymnasium und war hier zuletzt stellvertretender Schulleiter. Bis 2016 arbeitete er zusätzlich als Fachberater für Mathematik und war in dieser Funktion für die gesamte Region Ostsachsen zuständig. Nach Seifhennersdorf ging er auch wegen der Nähe zu seinem Wohnort Zittau. Die Pendelei nach Görlitz hatte er satt. So bleibt nun auch mehr Zeit für seine sportlichen Hobbys: Der Schulleiter joggt, fährt Rad und wandert gern, liest aber auch gern mal ein Buch. 

Lehrermangel plagt ihn hier an seiner Schule derzeit noch nicht. "Wir können mit unserem Stammpersonal die gesamte Stundentafel abdecken." Das Stammpersonal - das sind 40 Kollegen. Sie unterrichten knapp 500 Schüler am Oberlandgymnasium. In einigen Jahren jedoch werden etliche Kollegen in den Ruhestand gehen. Inzwischen hat er aber auch etwa zehn junge Kollegen. Elmenthaler sagt, es ist wichtig, dass Leute aus der Region den Lehrerberuf ergreifen und nach dem Studium wieder hierher zurückkommen. Die Chance, dass sie bleiben, sei größer als bei zugezogenen Referendaren. Sie interessieren sich dann doch mehr für eine berufliche Laufbahn in den größeren Städten wie Dresden, weil ihnen der Bezug zur Region fehlt. Das Oberlandgymnasium hat derzeit sogar einen Praktikanten, der selbst hier Schüler war. 

Er selbst will in seinem neuen Job als Schulleiter zwei Projekte voranbringen: Zum Einen gibt es jetzt auch für die siebenten, achten und neunten Klassen Förderunterricht. Hier lernen die Schüler unter anderem das wissenschaftliche Arbeiten. Das fängt damit an, dass sie lernen, ihren Arbeitstag zu strukturieren oder auch, wie man eine Bibliothek richtig nutzt. "Blickt man in Richtung Studium später sind das wichtige Voraussetzungen für die Jugendlichen", so der Schulleiter. Zum Anderen will er die Kooperation mit dem Partner-Gymnasium im tschechischen Rumburk intensivieren. 

Und noch einen Wunsch hat Ingo Elmenthaler für die Zukunft: "Eltern sollten mutiger sein und ihren Kindern mehr zutrauen", sagt er. "Auch, wenn die Eltern selbst kein Abitur gemacht haben, kann das Kind das trotzdem schaffen." Leider sei es immer wieder so, dass Schüler, die eine Bildungsempfehlung für das Gymnasium bekommen, von ihren Eltern dennoch zur Oberschule geschickt werden. Später noch zu wechseln sei zwar möglich, so der Direktor. Es ist aber nicht so einfach und bedeutet für das Kind eben wieder einen Wechsel. 

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