Groptitz. Wenn Jörg Schumann seinen Platz hinter dem vergitterten Fenster im Empfangshäuschen verlässt, hat das immer einen Grund. „Bitte platzsparend einstapeln“, ruft der Mitarbeiter vom Zweckverband Abfallwirtschaft Oberes Elbland (ZAOE) zwei Kunden zu, nachdem er vor die Tür getreten ist. Zuvor hatte das Duo seinen Sperrmüll im hohen Bogen in die Container auf dem Gelände des Wertstoffhofs in Groptitz geworfen.
„Montag und Freitag ist bei uns schon viel los“, sagt Schumann, der nicht weit weg in Riesa zuhause ist. Auch am Sonnabendvormittag bildet sich eine kleine Autoschlange vor der großen Waage am Eingang zur Abfallentsorgung. „Die ist bis auf zehn Kilogramm genau und wiegt bis 40 Tonnen“, sagt Jörg Schumann. Und: Mit den Kunden gebe es eigentlich kaum Probleme. „Wir müssen aber immer mal prüfen, ob der Abfall in die richtigen Container gebracht worden ist.“
In welche Container was gehört und wo die auf dem Groptitzer Gelände stehen, das erfährt jeder am Eingang von Jörg Schumann. Was dann in den Containern landet, ist manchmal auch kurios. Wie die historische Pistole samt Pulverflasche und einem verbogenen Degen, die zwischen alten Fahrradkörben oder Kochtöpfen im Schrott liegen.
Polystyrol-Abfall geht ins Geld
Gratis ist der Service nicht immer. Einige Müll-Abgeber müssen das Portemonnaie zücken, bevor sie wieder vom Gelände dürfen. So wie Wolfram Klesse, der Bauschutt von einer Zimmer-Renovierung vorbeibringt. „Ich bin Kraftfahrer, die ganze Woche im Dienst und kann halt nur am Sonnabend herkommen“, sagt der Stauchitzer, holt einen Eimer Schutt aus dem Kofferraum seines Kleinwagens und kippt ihn auf den schon ziemlich vollen Container. Für ihn wird die Mindestgebühr von 8,30 Euro für bis zu 100 Kilogramm fällig – auch wenn die tatsächliche Menge, die er vorbeigebracht hatte, geringer war.
Apropos Gebühren: Am teuersten ist in Groptitz die Abgabe von sogenannten HBCD-haltigen Abfällen. Die enthalten die Chemikalie Hexabromcyclododecan, die vor allem in Dämmstoffen aus Polystyrol als Flammschutzmittel eingesetzt wird. Die Mindestgebühr bis 100 Kilogramm Abfall liegt bei 200 Euro, bei einer Tonne sind es 1.951 Euro. So etwas hat am Sonnabend aber niemand geladen. Die Kunden bringen vor allem Sperrmüll, aber auch Elektroschrott wie ausgemusterte Fernseher – und ein wenig Grünschnitt. „Ich bin heute nur wegen dem gekommen“, sagt Andreas Schmidt, der nach dem kurzen Weg aus dem Riesaer Ortsteil Weida seinen Weihnachtsbaum mit Schwung entsorgt.
Unterdessen ist etliche Meter weiter ein bekanntes Gesicht eingetroffen, um Sperrmüll abzuladen: David Wukasch, Ex-Stahl-Riesa-Fußballer und mittlerweile Trainer der zweiten Mannschaft. „Die beiden Schränke hier mussten einfach raus“, sagt er und stellt die Überbleibsel im Container ab. „Wir brauchen halt Platz.“
Sperrmüll gleich entsorgen
Platz ist auch das Stichwort für Anja Berner aus Weida. „Wir haben eine Kommode, einen Schlafzimmerschrank, eine Eckcouch, Sonnenschirm, Wäschetrockner und zwei Campingstühle mitgebracht“, sagt sie beim Blick auf den Autoanhänger, mit dem ihr Papa Hans-Jürgen Günther extra für den Transport aus Leipzig angereist ist.
Dass der Papa mit Anhänger gekommen ist, hat auch noch einen anderen Grund. „Anschließend fahren wir nach Zeithain und holen unsere neuen Möbel ab“, sagt Anja Berner und fügt an: „Den Rest haben wir bei Neckermann bestellt. Ist alles pünktlich heute mit Hermes gekommen. Und den Sperrmüll wollten wir nicht vor dem Haus rumliegen lassen, auch wenn er mal abgeholt wird.“
Sperrmüll war übrigens das, was beim ZAOE 2019 am meisten abgegeben wurde – insgesamt 995,17 Tonnen, wie Sprecherin Ilka Knigge mitteilt. Knapp dahinter folgte der Grünschnitt mit 950,05 Tonnen. Der Sperrmüll wird nach Angaben des Zweckverbands sortiert und landet zum Großteil in einer Müllverbrennungsanlage, die damit Strom oder Wärme erzeugt.