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„Das war eine Attacke auf die Feuerwehr“

Ein Unbekannter stoppte in Radeberg einen Löschwagen auf dem Weg zum Einsatz. Radebergs Feuerwehrchef ist schockiert.

Von Thomas Drendel
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Blaulicht und hohes Tempo: Bei Einsätzen der Feuerwehr zählt jede Minute. In Radeberg ist ein Fahrzeug bei einer Fahrt zum Brandort gestoppt worden. Die Wehr hat Anzeige bei der Polizei erstattet.
Blaulicht und hohes Tempo: Bei Einsätzen der Feuerwehr zählt jede Minute. In Radeberg ist ein Fahrzeug bei einer Fahrt zum Brandort gestoppt worden. Die Wehr hat Anzeige bei der Polizei erstattet. © xcitepress/rl

Es ist bereits dunkel in Radeberg, als gegen 17 Uhr Feuerwehrsirenen in der Stadt zu hören sind. Mit Blaulicht fährt ein Löschwagen Richtung Südvorstadt. Brandalarm. Eine Hecke steht in Flammen. Vermutlich wurde sie mit Feuerwerkskörpern in Brand gesetzt.

Jede Minute ist kostbar. Das Feuer könnte auf Gebäude oder Autos übergreifen. Dann, auf der abschüssigen Pulsnitzer Straße passiert das Unfassbare. Als sich der Einsatzwagen etwa in Höhe der Otto-Uhlig-Straße einer Gruppe Jugendlicher nähert, rennt ein junger Mann auf die Straße. Nur mit einer Notbremsung bringt der Fahrer das 15 Tonnen schwere Feuerwehrfahrzeug zum Stehen. Das genügt dem Mann offenbar nicht. Er springt vor dem Wagen herum, bevor er davonrennt. Laut dem Leiter der Radeberger Feuerwehr, Frank Höhme, hat der junge Mann große Worte geschwungen, nicht alles sei verständlich gewesen. Der Feuerwehrchef ist noch immer außer sich. „Nur knapp konnte der Fahrer einen Zusammenstoß mit dem Mann verhindern. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn es zum Zusammenstoß gekommen wäre.“

In Gefahr seien bei einer solch starken Bremsung auch die Feuerwehrleute selber. Sie könnten aus ihren Sitzen geschleudert werden und sich verletzen. „Auch wenn unmittelbar niemand zu Schaden gekommen ist, das war eine Attacke auf die Arbeit der Feuerwehr“, sagt er. Auf dem Weg zum Brandort zählt jede Minute, dort könnten Menschen in Gefahr sein. „Ich bin immer noch schockiert und enttäuscht, dass es ein solches Verhalten gibt. Einen derartigen Vorfall hatten wir bisher nie.“ Auch Jürgen Wähnert, Sprecher der Stadtverwaltung, spricht von einem ernsten Ereignis.

Professionell reagiert

Vermutlich zahlte sich aus, dass der Fahrer an den Sicherheitstrainings teilgenommen hat. „Wir als Radeberger Feuerwehr absolvieren regelmäßig Schulungen auf dem Lausitzring. Unter professioneller Anleitung lernen die Fahrer, in Gefahrensituationen richtig zu reagieren. Womöglich wäre das Ganze sonst nicht so glimpflich abgelaufen. Finanziert wird das dankenswerterweise durch die Stadt“, sagt er. Inzwischen hat die Radeberger Feuerwehr Strafanzeige gestellt. „Wir wollen, dass der Verursacher gefunden wird. Es handelt sich nicht um eine Bagatelle. Die Polizei wird den Vorfall untersuchen.“

Auch wenn es einen derartigen Übergriff in Radeberg bisher nicht gegeben hat, insgesamt nehmen Attacken und Respektlosigkeiten gegenüber Feuerwehrleuten und Rettungskräften zu. Schon 2018 sagte der Chef des Kreisfeuerwehrverbandes Gert Schöbel aus Radeberg: „Die Einsatzkräfte werden bei ihren ehrenamtlichen Einsätzen behindert, verbal und sogar tätlich angegriffen. Solche Verwahrlosungen müssen stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden.“ Angriffe dieser Art schlagen sich auch in der offiziellen Kriminalstatistik des Freistaates nieder. Allein in den Jahren 2017 und 2018 stiegen die Fälle, die unter der Rubrik „Widerstand gegen sowie Angriffe auf die Staatsgewalt“ zusammengefasst sind, um zwölf Prozent auf 1.274 Straftaten an.

Feuerwehr immer wichtiger

Im Gegenzug wird die Arbeit der Feuerwehr immer wichtiger. Allein die Radeberger Kameraden waren 2019 mehr als 200-mal im Einsatz. So rückten sie aus, als Mitte Januar 2019 zahllose Bäume unter hohem Neuschnee knickten. Sie machten Straßen wieder befahrbar und beseitigten Gefahren für Passanten und Gebäude. Auch bei einem Brand in einer Firma an der Straße des Friedens waren sie unverzüglich zur Stelle. Dort war im August Feuer in einer Abluftanlage ausgebrochen. Die Löscharbeiten gestalteten sich schwierig, da die Einsatzkräfte kaum an die betroffene Brandstelle gelangten. Rund 60 Feuerwehrleute waren im Einsatz. 

Wie wichtig die Feuerwehrleute auch für den Schutz öffentlicher Einrichtungen sind, zeigte sich Ende November bei einer Übung in der Asklepios-Klinik Radeberg. Nach dem Alarm waren die Rettungskräfte schnell am Einsatzort, darunter Fahrzeuge der Wehren Radeberg-Stadt, Liegau, Großerkmannsdorf und Ullersdorf. Verletzte Personen lagen auf dem Boden. Eine Drehleiter wurde zum Bergen der Verletzten vorbereitet. Insgesamt waren rund 50 Rettungskräfte im Einsatz. Die Übung fand unter realitätsnahen Umständen statt. Die Klinik war vollständig belegt. Fazit des Einsatzleiters: „Die Feuerwehren waren in einer guten Zeit vor Ort, und auch die Rettung der Verletzten gelang schnell.“


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