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Fotogrüße für Oma und Opa

Die Kunstwerke zum Fest der Sinne im Stadtpark sind zum Teil schon fertig. Bei den Kießlings wachsen einem bunte Flügel.

Von Kathrin Krüger
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Bärbel und Horst Kießling stellen 40 Engelflügel auf.
Bärbel und Horst Kießling stellen 40 Engelflügel auf. ©  Anne Hübschmann

Großenhain. Freudig erregt stürmen die Kinder zu den bunten Flügeln am Pavillonhügel. „Das ist meiner“, ruft einer. „Und der ist für mich“, sagt ein anderer. Die Kindergruppe, die für ein kulturpädagogisches Angebot im Stadtpark ist, hat die bunten Holzplastiken sofort ins Herz geschlossen. Einige sind mit Handys ausgestattet und lassen sich vor der Skulptur ihrer Wahl fotografieren. Grüße für Oma und Opa. „Ja, bei uns wachsen einem Flügel“, scherzt Horst Kießling.

Mit seiner Frau ist der Künstler aus Franken zum vierten Mal beim Künstlerworkshop zum Erlebnisfest der Sinne dabei. „Dieser Tage haben uns schon Großenhainer angesprochen, die uns bereits kennen“, freuen sich die Kießlings. So wie einst ihre roten Kussmünder dürften auch die kleineren und größeren bunten Flügelwesen aus OSB-Platten die Lieblinge der Festbesucher werden. Von allen Seiten im Park sind sie gut zu erkennen. Ihre Kunst sehen die Kießlings mit Humor, ganz eindeutig wollen sie eine optimistische Lebenssicht verbreiten.

Frank Sicker und André Dörschel vom Bauhof helfen dem Paar, das mit Wohnwagen angereist ist, beim Zurechtsägen der Ständer und beim Befestigen mit Schrauben. Ein Flügelpaar sieht etwas anders aus als die übrigen – auch das ist gewollt. Vielleicht sind die Engel der Kießlings wie bei Maler Paul Klee mit menschlichen Befindlichkeiten ausgestattet. Diese „Angeli novi Großenhainenses“ sind eindeutige die Kunstwerke, die im Stadtpark am weitesten fortgeschritten sind.

Hermann Beneke zeigt seinen Metallengel. 
Hermann Beneke zeigt seinen Metallengel.  ©  Anne Hübschmann

100 Kilo schwerer Stahlengel

Hermann Beneke aus Wettin konnte man im Park noch nicht über die Schulter schauen. Denn er hat die ersten beiden Tage auf dem Bauhof gearbeitet. Dort hat er seinen Metallengel mit Löchern durchbohrt. Ausgelasert, also ausgeschnitten, wurde er bei der Firma Taupitz, erzählt der junge Künstler aus dem Sachsen-anhaltinischen. 

Am Mittwoch wurde das Fundament aufgestellt und der Engel darauf schließlich festgemacht. An die 100 Kilo ist der schwer, so Beneke. Während er arbeitet, dringt Jimi-Hendrix-Musik aus seiner geöffneten Kofferraumklappe. In die nahe Röder habe er einen Kasten Bier zum Kühlen gestellt, sagt der Künstler und wischt sich den Schweiß von der Stirn. 

In die Löcher des Stahlengels sollen Festbesucher übrigens Bänder und Stricke einbinden und so am Kunstwerk mitarbeiten. Den Großenhainer Stadtpark als Kunstort empfindet Hermann Beneke als schöne Mischung aus wild und gebändigt.

Bauhofmitarbeiter richten das Wassertreten ein.
Bauhofmitarbeiter richten das Wassertreten ein. ©  Anne Hübschmann

Das ist auch Kerstin Bennewitz aufgefallen, die mit dem Rad unterwegs ist. „Auf einem stehengelassenen Blühstreifen Scharfgarbe habe ich gerade Libellen gesehen“, ist Bennewitz begeistert. Ansonsten wäre der Stadtpark „so was von ordentlich“. 

Dieses Lob habe sie auch der Bauhofchefin Kerstin Mai schon direkt gesagt. Neugierig war die Großenhainerin an der archäologischen Grabung der lokalen Künstlerin Cornelia Fischer. Auch diese vier Sandkästen am Anfang der Bäckerwiesen sind Teil des Kunstpfades. 

Das Gelände ist mit Flatterband abgesperrt, doch wer an der offenen Seite hineinlugt, sieht unter der Folie in einem der aufgebrochenen Rasenstücke Scherben aus der Vergangenheit. Sie sind Zeugnis früherer Generationen. Was werden wir unseren Nachfahren hinterlassen? In einem der Sandkästen liegt ein Gebilde aus Plastik, das hier nicht näher beschrieben werden soll. Die Besucher sollen es nämlich selbst ausgraben.

Vor dem Fest wurden die Wiesen im Stadtpark nach der neuen „Puppenstuben-Strategie“ gemäht, d.h. streifenweise. Damit sollen Insekten mehr Chance auf Entwicklung gegeben werden.
Vor dem Fest wurden die Wiesen im Stadtpark nach der neuen „Puppenstuben-Strategie“ gemäht, d.h. streifenweise. Damit sollen Insekten mehr Chance auf Entwicklung gegeben werden. ©  Anne Hübschmann

Nicht alle Künstler im Park

Stürmisch biegt sich der Weidenengel von Bianca Seidel. Er hat einen exponierten Platz auf freier Fläche bekommen. Künstlerin Kristina Lorentz soll direkt an einer der Röderbrücken arbeiten. Die Grundrisse ihres „Wendepunktes“ sind zu erkennen. Doch es heißt, sie müsse noch mal was umbauen und ist deshalb nicht im Park. Auch die anderen Künstler sind leider nicht zu sehen.

Dafür aber fleißige Stadtmitarbeiter. Sie stellen die große Bühne auf – die im Sommerblumengarten ist schon fertig. Sie haben Holzhütten im Park verteilt und die Absperrzäune für die Abendkonzerte. Die Duftorgel ist an ihrem Platz, der Bereich fürs Wassertreten in der Röder wird mit Holzhackschnitzeln versehen. Die Wege sind von Unkraut befreit, die Wiesen teilweise gemäht. Der Wachdienst wird nachts alles gut im Auge haben müssen.

Das Erlebnisfest beginnt am Freitag 18 Uhr und endet am Sonntagabend. Bis 14 Jahre ist der Eintritt auch für die Abendveranstaltungen kostenfrei. Karten gibt es im Vorverkauf in der Großenhain-Info und im Kulturschloss.