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Dresden wird zum Zentrum digitaler Medizin

Eine private Stiftung gibt 40 Millionen Euro für die Dresdner Universitätsmedizin.  Jetzt entsteht hier etwas in Deutschland völlig Neues für die Patienten. 

Von Stephan Schön
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Schnelle medizinische Hilfe aus mobilen Patientendaten - in Dresden wird nun genau daran gearbeitet.
Schnelle medizinische Hilfe aus mobilen Patientendaten - in Dresden wird nun genau daran gearbeitet. © McPhoto

Dresden. Mit einer für Deutschland bisher beispiellosen Investition setzt sich die Dresdner Universitäts-Medizin  digital an die Spitze. Hier entsteht ein neues Zentrum für digitaler Medizin. Im Wettbewerb mit 26 anderen Universitäten deutschlandweit hat sich die TU Dresden mit ihrem Klinikum als einzige für dieses 40 Millionen Euro-Paket durchgesetzt. Diese Summe wird nun  die  Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS) der Dresdner Universität innerhalb von zehn Jahren zur Verfügung stellen zum  Aufbau eines  „Else Kröner-Fresenius-Zentrum für Digitale Gesundheit“. 

Das wird kein Krankenhaus, so wie wir es bisher kennen. Hier soll einerseits das Dresdner Uni-Klinikum als Krankenhaus mit seiner unmittelbaren Patientenbetreuung mitwirken und anderseits sind dort neben der Medizin technische TU-Fakultäten wie Elektrotechnik und Informatik beteiligt. Selbst externe Dresdner Forschungsinstitute werden an dem neuen digitalen Zentrum mitarbeiten wie das  Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf. Damit biete sich eine einzigartige Chance, auf dem Dresdner Campus ein international führendes Zentrum der High-Tech-Medizin zu schaffen, begründete der wissenschaftliche Vorstand der Stiftung, Michael Madeja, die Auswahl. „Hier sehen wir das größte Potenzial, ein Reformmodell der Hochschulmedizin und ein auch international wichtiges Forschungszentrum aufzubauen.“ Neue Kommunikationstechnologien mit 5G, Robotik, Sensorik, neuen Materialien und künstliche Intelligenz sollen hier unmittelbar die Behandlung der Patienten unterstützen. Dies vor dem Hintergrund neuer ethischer und moralischer Herausforderungen durch die Digi-Med Fragen.

Bessere medizinische Hilfe

Ein „Living Lab“ als neue Struktur der patientennahen Forschung ist geplant, mit der sich die Zeit bis zur Einführung von Innovationen in den Versorgungsalltag deutlich verkürzen lässt. Dafür muss auch gebaut werden. Für das Zentrum wird ein einzigartiger eHealth Campus direkt auf dem Gelände des Dresdner Uni-Klinikums entstehen. Dort werden erstmalig Mediziner und Ingenieure gemeinsam lehren und forschen, sagt Medizinprofessor Jochen Hampe  der Sächsischen Zeitung. Er wird das neue Zentrum leiten. „Schon heute ist ein Großteil unseres medizinischen Wissens und unsere klinische Dokumentation digital. Die Vorteile der Digitalisierung kommen aber noch viel zu wenig bei den Patienten und unseren Kolleginnen und Kollegen im medizinischen Arbeitsalltag an." Fünf Professoren werden berufen und bauen dann  auch ihre Teams auf. Bereits am 1. November werde das neue Zentrum als Einrichtung der medizinischen Fakultät seine Arbeit aufnehmen, sagt Hampe. Vom sächsischen Wirtschaftsministerium sind Projektgelder um die 20 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Mit ersten Ergebnissen und Prototypen rechnet Jochen Hampe in etwa zwei Jahren. 

Die Entwicklung neuer Technologien von der Krebs-OP bis zur Kardiologie bildet einen Schwerpunkt der Zusammenarbeit mit der Elektrotechnik und Informationstechnik. Es geht hier um vernetzende mobile Systeme zur kontaktlosen Erfassung von Patientendaten. Miniaturisierte Implantate sollen mit neuartigen nanoelektronischen Schaltungen versehen werden. Digitale Medizin als Assistenz der Ärzte wird Therapien nicht nur besser, erfolgversprechender nutzen, sondern viele Entscheidungen auch schneller treffen können. Die Dresdner Region setze sich damit national und international an die Spitze der Entwicklung von cyber-medizinischen Systeme der Zukunft, erklärt Uwe Aßmann, Informatik-Dekan der TU Dresden.

Letztlich ist die bessere Behandlung bei günstigeren Kosten das Ziel. „Steigende Gesundheitskosten gehören zu den größten volkswirtschaftlichen Herausforderungen", sagt Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. Seine Forschungs-Organisation werde sich daher angefangen mit der Optik über neuartige Sensorik bis hin Werkstoffen für Medizinprodukte der Zukunft beteiligen. Dresden so Neugebauer, sei ein Muster für künftige Forschungskooperationen in Deutschland. Gleich vier seiner Institute werden bei Digi-Med mitarbeiten. Dabei wird binnen weniger Jahre in Dresden etwas für Deutschland ganz Neues entstehen, kündigt Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Dresdner Uni-Klinikums an. „Wir schaffen den ersten wirklich integrierten eHealth Campus auf dem Gelände eines Universitätsklinikums." Ähnlich sieht es TU-Rektor Hans Müller-Steinhagen: "Dresden wird mit dem neuen Zentrum auf diesem Forschungsgebiet eine mindestens europaweit führende Rolle einnehmen.“