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Friseur-Bestellbücher sind schon prallevoll

Ab Montag dürfen Salons wieder öffnen - mit jeder Menge Auflagen und Bitten an die Kunden in Radebeul, Meißen, Riesa und Großenhain.

Von Catharina Karlshaus & Nina Schirmer & Peter Redlich
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Ab Montag geht es los mit dem Haarekürzen. Wer noch keinen Termin hat, muss allerdings mitunter bis zu zwei Wochen warten.
Ab Montag geht es los mit dem Haarekürzen. Wer noch keinen Termin hat, muss allerdings mitunter bis zu zwei Wochen warten. © Arvid Müller

Radebeul/Meißen/Riesa/Großenhain. Es sieht nicht mehr schön aus. Oben zu lang, die Seitenhaare wachsen über die Ohren, die Kanten ausgefranst. Da hilft auch kein Gel oder sonst was mehr. Der Friseurtermin ist längst überfällig - aber bislang unmöglich. Mancher ließ sich heimlich zu Hause frisieren. Ab Montag ist das wieder offiziell möglich. Allerdings mit strengen Auflagen.

Nur noch Nassschnitt

Abstand zwischen den Stühlen zwei Meter. Mund-Nasen-Schutz müssen Friseusen wie auch die Kunden anlegen. Wer in den Salon eintritt, muss sich die Hände waschen oder desinfizieren. Und: Es geht nur noch mit Nassfrisieren. Jedem müssen die Haare gewaschen werden.

Das alles ist Pflicht. Verordnet von der Sachsen-Regierung. Empfohlen wird allen Kunden, beim Friseur die Kontaktdaten zu hinterlassen - also Telefon, Adresse, E-Mail. Damit mögliche Infektionsketten nachvollzogen werden können.

Ute Schrader-Bölsche ist die Vorsitzende der Genossenschaft Charmant. Sie sagt: „Wir werden ein Buch auslegen, in dem wir darum bitten, dass sich jeder einträgt.“ 15 Salons zum Haareschneiden und der Fußpflege sowie 76 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehören zur Genossenschaft. Die meisten davon in Radebeul, zwei in Dresden-Cossebaude, zwei in Moritzburg. In den Radebeuler Salons in Altkötzschenbroda ist schon mal der Abstand zwischen den Stühlen hergestellt. Der Wartebereich ist gesperrt. Es dürfen nur Schnittbedürftige in den Laden, die gerade auch dran sind. „Es wird sicher auch zu Wartezeiten kommen“, sagt die Friseurmeisterin und Betriebswirtin.

Nach jeder Bedienung müssen alle Geräte, die Umhänge, die Stühle abgewischt und desinfiziert werden. Das braucht mehr Zeit und mehr Aufwand überhaupt. Deshalb wurde den Friseuren bundesweit empfohlen, zwischen ein und zwei Euro zur Frisur extra zu berechnen. „Wir nehmen 1,50 Euro“, sagt Ute Schrader-Bölsche, „und werden Ende Mai durchrechnen, ob wir damit hinkommen.“

Einmalumhänge angeschafft

Noch gewissenhafter bereitet sich gerade Friseurmeister Rainer Thielemann in seinem Riesaer Salon in der Körnerstraße 1 vor. Thielemann ist der Innungsobermeister dieses Handwerks im Kreis Meißen. Er will, gegenüber bisher, zusätzlich montags öffnen. Einmalhandschuhe und Einmalumhänge hat er sich besorgt. Selbst Mundschutz für vergessliche Kunden habe er da. „Das gibt zwar mehr Müll, geht aber auch schneller“, sagt er. Wer die Haare gefärbt bekommen möchte, wird im Garten platziert, während die Farbe einwirkt.

17 Punkte umfasst der Maßnahmenkatalog für Friseure, damit sie ihre Geschäfte wieder öffnen können. Friseur Hagen Krast hat alles sorgsam vorbereitet, von Abstandsregeln über Mund/Nase Schutz für seine Mitarbeiter und Desinfektion.
17 Punkte umfasst der Maßnahmenkatalog für Friseure, damit sie ihre Geschäfte wieder öffnen können. Friseur Hagen Krast hat alles sorgsam vorbereitet, von Abstandsregeln über Mund/Nase Schutz für seine Mitarbeiter und Desinfektion. © Claudia Hübschmann

Der Kundenzu- und -abtritt erfolgt über eine Einbahnstraße, sagt Meister Thielemann. Rein geht es vom Parkplatz aus. Raus dann an der Kasse. Wie hoch er den Zusatzbetrag ansetzen will, müsse er noch zwischen ein oder zwei Euro überschlagen, sagt der Riesaer.Im Salon Thielemann sind die ersten zwei Wochen im Bestellbuch schon voll. Bei Charmant gibt es noch einige wenige Lücken. Wer jetzt bestellen will, bekommt Termine ab der dritten Maiwoche, sagen die meisten Friseure.

Masken und Spuckschutz

Auch im Friseursalon Magie in Weinböhla ist das Terminbuch gut gefüllt. Seit feststeht, dass Friseure wieder öffnen dürfen, haben so viele Kunden angerufen, dass die nächste Woche schon komplett ausgebucht ist, sagt Inhaberin Tina Vetter. Auch für die übernächste Woche konnte sie schon viele Termine vereinbaren. „Die Leute warten wirklich darauf, dass es wieder losgehen kann“, sagt die Friseurin.

Aber auch während der erzwungenen Schließzeit haben viele nachgefragt, wie sie helfen können und beispielsweise Gutscheine gekauft. Für den Start am Montag sind sie und ihr Team vorbereitet, Mundschutze und Einmalhandtücher liegen bereit. Von der Berufsgenossenschaft kam ein sechsseitiges Schreiben mit allen Vorschriften, die jetzt gelten. „Die Kunden fragen vor allem, wie das Schneiden und Färben mit der Mundschutzmaske klappen soll“, sagt die Friseurmeisterin. Eine genaue Antwort hat sie darauf im Moment auch noch nicht. „Das werden wir ausprobieren.“

Unumgänglich werden Preiserhöhungen sein. Grund ist, zum einen der zeitliche Mehraufwand, der durch den Schutzstandard entsteht. Außerdem sind ja auch die Haare der Kunden länger geworden, sagt Tina Vetter. „Bis jetzt hatten aber alle Kunden am Telefon Verständnis für die Preiserhöhung“, erklärt sie.

In den kleinen Salon von Heike Veres auf der Sachsenstraße in Coswig passen ohnehin nur zwei Kunden, trotzdem mussten auch dort Vorbereitungen für die Wiedereröffnung getroffen werden. „Wir haben die Sitzecke rausgeräumt und es gibt jetzt einen Spuckschutz an der Kasse“, sagt die Friseurin. Auch jede Menge Desinfektionsmittel und selbst genähte Masken hat sie besorgt. Letztere können die Kunden kaufen, wenn sie ihre vergessen haben. „Wir sind sehr froh, dass es wieder losgeht, denn die sechs Wochen waren eine harte Zeit. Man hat Abzüge ohne Ende, aber die Kosten bleiben dieselben.“ Bis zum 15. Mai sind in Heikes Haartraum die Termine schon vergeben.

Längere Öffnungszeiten in Großenhain

Der Ansturm auf Termine ist auch in Großenhain nach wie vor ungebrochen. „Wir haben erst am Dienstag mit der Vergabe begonnen und sind inzwischen bei Ende Juni“, verrät Friseurmeisterin Anett Englowski. Ihre zwei Haarstudios verfügten zwar jeweils über 14 Plätze, an welchen ihr zwölfköpfiges Team alles dafür tun könnte, die Haare der Kunden wieder in Form zu bringen. Dagegen sprächen indes bekanntlich aber die geltenden Vorschriften hinsichtlich der Abstände zu den einzelnen im Geschäft befindlichen Personen.Um den Wünschen der Frauen und Männer nach einem Schnitt und frischer Farbe dennoch gerecht werden zu können, verlagere man die Arbeitszeit. Von 7 bis 21 Uhr solle künftig bei reduzierter Stuhlzahl geöffnet sein.

Ausgestattet selbstverständlich mit nach jedem Kunden gewechselten Mundschutz und Desinfektionsmittel. Anett Englowski macht dabei keinen Hehl daraus, dass sicherlich auch in Großenhain kommen könnte, was bereits seit Tagen hinter vorgehaltener Hand diskutiert werde. „Die Ausgaben für all die Dinge, welche wir laut Verordnung zur Verfügung stellen müssen, tragen sicherlich dazu bei, das die Preise etwas angehoben werden müssen.“ Um wie viel, könne sie momentan noch nicht sagen.

Gedanken, die man sich sicherlich auch in den drei Läden der Coiffeur Elegant GmbH macht. Abgesehen davon, dass seit Montag ununterbrochen die Telefone klingeln würden, mache man sich dort auch Sorgen, ob es tatsächlich bei den bisher bekannten Vorschriften bliebe. Die Herausforderung bestehe wirklich darin, die notwendigen Abstände einzuhalten. Aber ebenso wie im Friseursalon Ismer seien laut der Geschäftsführung alle notwendigen Vorkehrungen getroffen.

Und: Keiner müsse Angst haben, nicht dran zu kommen. Innerhalb der nächsten zwei Wochen – so die Prognose – werde sich die Situation sicher wieder normalisieren.

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