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Genossenschaften brauchen Zuspruch

Frank Oehl über das Scheitern der "Neuen Altstadt Kamenz" 

Von Frank Oehl
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Frank Oehl kommentiert das Scheitern der "Neuen Altstadt Kamenz".
Frank Oehl kommentiert das Scheitern der "Neuen Altstadt Kamenz". © Matthias Schumann

Der Liedermacher Wenzel hat am Dienstag in der St. Annen Kirche den Zuhörern seiner Kamenzer Rede knallhart vor Augen geführt, wofür Neoliberalismus und Globalismus stehen. Für die Zementierung von Ungerechtigkeit, die in den herrschenden Eigentumsverhältnissen fußt. Das ist zweifellos richtig, aber was können wir dagegen tun? Das Staatseigentum hat es jedenfalls nicht gebracht, so viel sollten wir gerade im Osten gelernt haben. Was dann?

Formen des gesellschaftlichen Besitzes hat es immer schon gegeben. Und sie hatten es nie leicht. Einerseits sind sie ein Dorn im Fleisch des Privatkapitals, der herausgerissen wird, falls er Schmerzen verursacht. Anderseits ist das gemeinsame Zusammenwirken vieler zeitaufwendig, weil es auf Konsens aufbauen muss, wenn es erfolgreich sein will. Steile Konzernhierarchien gewährleisten hohes Tempo bei Risikoentscheidungen – mit möglichen katastrophalen Folgen, die dann zumeist andere ausbaden.

Dass es anders geht, wollte die Genossenschaft „Neue Altstadt Kamenz“ beweisen. Sie steht vor dem Ende, obwohl sie sogar ein Inklusionsprojekt forcierte. Es droht ausgerechnet an den Gesetzen des Kapitalmarktes zu scheitern, weil entscheidender Zuspruch ausblieb. Das ist tragisch und aufschlussreich zugleich.