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Gestatten – Meister!

Am Sonnabend erhielten aus der Region sechs Handwerksmeister ihren Meisterbrief. Die SZ besuchte zwei davon auf Arbeit.

Von Kathrin Krüger
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Dirk Herold aus Großenhain arbeitet als Elektrotechniker bei Wacker Nünchritz.
Dirk Herold aus Großenhain arbeitet als Elektrotechniker bei Wacker Nünchritz. © Foto: Kristin Richter

Landkreis. Das Lernen ist ihm nicht schwergefallen. „Ich war in der Schule ganz gut, da hat es mich gereizt, noch mehr als die Berufsausbildung zu wagen und persönlich voranzukommen“, sagt Dirk Herold. Der 40-jährige Großenhainer ist Elektromechaniker und nun Elektromeister des Handwerks. Seit 2012 arbeitet er bei Wacker Nünchritz in der Instandhaltung. Schon bei seiner früheren Firma interessierte er sich für eine Meisterausbildung, nun hat es bei Wacker geklappt. Doch die drei Jahre waren für ihn eine harte Zeit. „Es war zwar von Vorteil, dass ich viele praktische Erfahrung mitbringe“, so Dirk Herold. Na und Mathe, dass kenne er durch seine Kinder, die noch zur Schule gehen, gut.

Doch die Weiterbildung fraß vor allem viel Freizeit. Abends musste er zu Hause lernen und für Prüfungen üben. Auch samstags und nach der Arbeit war Unterricht im BTZ Großenhain oder in Dresden. Die Fahrerei dorthin war nervig. Dirk Herold musste verzichten, wenn andere am Wochenende mit ihren Familien Ausflüge machten.

„Man muss diese Entbehrungen aufbringen, und die Familie sollte einem möglichst den Rücken freihalten“, gibt der frisch gebackene Meister seine Erfahrung weiter. Bei ihm sei das glücklicherweise so gewesen. Alle aus seiner Gruppe haben bestanden und erhalten den Meisterbrief. Mit 37 Meistern stellen sie die größte Einzelgruppe bei der Handwerkskammer Dresden. „Wir treffen uns zum Teil heute noch, die Ausbildung hat uns zusammengeschweißt“, blickt der Großenhainer zurück. Sie haben in der Ausbildungszeit gemeinsam gegrillt und danach gelernt. „Gute Truppe“, freut sich Dirk Herold.

Und erzählt, wie er manchmal den Lernstoff verinnerlichte. Als ehemaliger aktiver Inlineskater zog er sich die Rollschuhe an, legte die Bücher auf einen Tisch im heimischen Hof und fuhr dann solange herum und zum Tisch, bis er alles wusste. Vom einfachen Handwerker hat sich Dirk Herold also zum Vorarbeiter und Meister-Stellvertreter in seinem Bereich hochgearbeitet. Wacker hat seine Ausbildung zu 50 Prozent bezahlt. Und seine Kollegen machten seine Arbeit mit, wenn er wegmusste.

Kai-Uwe Liebe, auch Großenhainer, trägt Verantwortung bei Elmbau Lampertswalde.
Kai-Uwe Liebe, auch Großenhainer, trägt Verantwortung bei Elmbau Lampertswalde. © Foto: Kristin Richter

Bei Kai-Uwe Liebe war es ähnlich. Der Installateur und Heizungsbauer schaffte seinen Abschluss in zweieinhalb Jahren. Der 49-Jährige ging nach der Wende nach München und machte sich dort selbstständig. 25 Jahre war der Großenhainer als freier Firmenmitarbeiter tätig. „Als alleinerziehender Vater brauchte ich dann aber die Großeltern“, sagt Kai-Uwe Liebe. Er kam zurück, wurde bauleitender Monteur und ging vor neun Jahren zur Hausbaufirma Elmbau im Lampertswalder Gewerbegebiet. Als hier der Fachbereichs-Meister kündigte, fragte man den Großenhainer, ob er sich eine Meisterschule vorstellen könnte.

Liebe konnte es sich vorstellen. „Aber ich war 30 Jahre aus der Schule raus – das wurde sehr anspruchsvoll“, resümiert er. Den jüngeren Meisterschülern sei die Qualifizierung leichter gefallen. Auf „heftiges“ Lernen hatte sich Kai-Uwe Liebe aber eingestellt. Im Vorbereitungskurs zeichnete sich allerdings ab, dass bei ihm gerade Mathe zur Achillesferse werden könnte.

Letztlich hat der Heizungsbauer kräftig gebüffelt und von seiner Berufserfahrung gezehrt. Erstaunlicherweise gelang es Kai-Uwe Liebe sogar, sich nebenbei sogar selbst ein Haus zu bauen. „Ich habe die letzten Jahre wirklich wenig geschlafen“, gibt der Großenhainer zu.

Stolz verweist der Meister, der schon vor einem Jahr die letzten Prüfungen hatte, dass er alles gleich bestanden hat. „Es gab bei uns auch Prüflinge, die durchgefallen sind“, so der Großenhainer. Er wollte nicht der Beste sein, er wollte es nur schaffen.

Nun arbeitet er schon eine ganze Weile als verantwortlicher Meister für den Bereich Sanitär und muss die Einsätze für zwölf Monteure koordinieren. 60 Mitarbeiter hat die Elmbau-Niederlassung insgesamt. Im Durchschnitt 100 Häuser fertigt Elmbau pro Jahr – sachsenweit und bis Berlin. Die Anforderungen sind sehr hoch, Kai-Uwe Liebe trägt viel Verantwortung. Doch er hat jetzt noch einen zweiten Meister an seiner Seite. Für ihn zählt, dass es, eine gute Perspektive und geregelte Arbeitszeiten gibt. „Auch mich hat meine Familie natürlich unterstützt“, sagt Kai-Uwe Liebe. Und gibt zu, dass er wegen der Anspannung manchmal schlechte Laune hatte ...

Dazu muss man außerdem wissen, dass der Großenhainer vier Jahre seinen Urlaub ansparte, um den Teil Ausbildereignung kompakt absolvieren zu können. Auch Überstunden hat Kai-Uwe Liebe für die Qualifizierung summiert, um Arbeit und Meisterschule gut zu verzahnen. Nun ist er froh, dass die Doppelbelastung geschafft ist und er sich als Meister vorstellen kann.