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Glück in Dosen für die Eibauer Brauerei 

Die Geschäftsführerin Julia Böhmer hat eine Bier-Freundschaft mit einem böhmischen Nachbarn geschlossen. Das kurbelt die Export-Maschine an. 

Von Markus van Appeldorn
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Eibaus Brauereichefin Julia Böhmer füllt jetzt tschechisches Dosenbier ab.
Eibaus Brauereichefin Julia Böhmer füllt jetzt tschechisches Dosenbier ab. © Foto: Matthias Weber

Ein sanftes Scheppern klingt durch die Abfüllhalle in der Privatbrauerei Eibau. Zigtausend Aluminium-Hülsen fahren hier eng an eng auf Fließbändern Achterbahn und Karussell. Und das alles geht so rasend schnell. "Die Anlage kann pro Stunde 15.000 Bierdosen abfüllen", sagt Brauereichefin Julia Böhmer - gut vier pro Sekunde. Dabei gehört die Eibauer Anlage noch zu den langsamen ihrer Art. In großen Industriebrauereien arbeiten Dosenabfüller mit einer Kapazität von 90.000 Dosen.

Für Julia Böhmer aber reicht ihre Anlage mehr als aus. "Die kann mehr abfüllen, als wir brauen können", sagt sie. Die erst 2014 in Betrieb genommene Dosenabfüllung ist im Wortsinn Julia Böhmers Export-Maschine. Neben dem heimischen Markt verkaufen die Eibauer ihr Bier erfolgreich in China, Russland, Korea oder Japan. "Das Bier, das wir hier in Dosen abfüllen, geht zu 99,8 Prozent ins Ausland", sagt Julia Böhmer. Und weil die Maschine noch viel mehr könnte, ist die Brauereichefin froh, die Dosenabfüllung nun noch besser auslasten zu können - allerdings nicht mit eigenem Bier. Schon bald wird hier böhmisches Bier auf Dosen gezogen. Ein willkommenes Zusatz- und Zufalls-
Geschäft für Julia Böhmer, das mit einer Geschmacks-Erlebnisreise in die Oberlausitz begann.

Jene Reise unternahm irgendwann im Jahr 2018 Marek Vávra. Der tschechische  Unternehmer hat vor einigen Jahren die Schlossbrauerei Frydlant (Friedland) bei Liberec neu belebt. Als Spitzensorte braut er dort das "Albrecht"-Bier. Auf einer Reise ins Zittauer Gebirge kam er allerdings auf einen ganz anderen Geschmack. "Bei einem Aufenthalt im Olbersdorfer Hof hat er Eibauer Schwarzbier getrunken", erzählt Julia Böhmer. Und von dessen Geschmack war er so begeistert, dass er es auch in Böhmen vermarkten wollte. Vávra trat an die Industrie- und Handelskammer (IHK) Zittau heran und bat um eine Kontaktaufnahme zur Eibauer Brauerei. "Er fragte dort, ob ich interessiert sei, ihn kennenzulernen und ob ich seine Brauerei besichtigen wolle", erzählt Julia Böhmer. Ein tschechischer Mitarbeiter der IHK vermittelte den Kontakt und Böhmer besuchte ihren böhmischen Nachbarn. "Das Engagement und der Enthusiasmus, mit dem er seine Brauerei betreibt, sind bewundernswert", sagt sie.

Bei einem Gegenbesuch von Marek Vávra in Eibau kam es dann zum Handel. "Herr Vávra wird in Gastronomiebetrieben, die er beliefert, unser Schwarzbier und Hefeweizen anbieten", sagt Julia Böhmer und: "Für uns ist das ein riesiger Erfolg, weil wir viele Jahre erfolglos versucht haben, auf den tschechischen Markt zu kommen." Die Frydlant-Brauerei wird sogar die Produktion des eigenen Weizenbiers einstellen und stattdessen nur noch das aus Eibau vertreiben. 

Doch das ist längst nicht alles. Denn Vávra hatte noch ein kleines Problem: Eine tschechische Handelskette will sein "Albrecht"- Bier verkaufen - allerdings in Dosen, nicht in Flaschen. Aber die Frydlant-Brauerei hat keine Dosenabfüllanlage. Deshalb kam es zum zweiten Teil des Handels: Das böhmische Bier wird demnächst in Eibau abgefüllt. "Zunächst wird immer ein Tanklaster mit 260 Hektolitern (26.000 Liter - Hinweis der Redaktion) hierher kommen. Und wir schicken das Bier dann in Dosen abgefüllt zurück nach Frydlant", erklärt Julia Böhmer. In vier bis sechs Wochen soll es losgehen. "Zurzeit wird noch die Dose designt, dann wollen wir loslegen", sagt Böhmer. Eigentlich sei sie gar kein Fan von Lohnabfüllung, dieser Auftrag sei aber etwas Besonderes: "Ich mache das nur, weil es wirklich so ein guter Kontakt zu Herrn Vávra ist", sagt Böhmer.

Auf der Konventa in Löbau wurde der Deal dann jüngst ganz offiziell im Beisein von Ministerpräsident Michael Kretschmer am Stand der IHK besiegelt. Und damit steht die lausitzisch-böhmische Bier-Freundschaft erst am Anfang. Denn Julia Böhmer überlegt auch ihrerseits, ob sie dem Frydlant-Bier hierzulande auf den Markt hilft. Erst einmal startet sie ganz klein. "In unserem Eibauer Werksverkauf bieten wir jetzt das Albrecht-Bier an", sagt sie. Wenn es Anklang findet, will sie auch Bierverleger aus ihrer Vertriebskette für den böhmischen Sud gewinnen. 

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