SZ + Meißen
Merken

Großbrände haben ein Nachspiel

Zwei Einsätze auf der Klipphausener Humus-Anlage innerhalb von anderthalb Jahren sorgen bei der Feuerwehr für Frust.

Von Peter Anderson
Teilen
Folgen
NEU!
Sieht idyllisch aus, ist es aber nicht. Im August 2018 und vor gut einer Woche mussten zahlreiche Feuerwehren zu zwei schwierig zu bekämpfenden Bränden ins Humuswerk Otto in Klipphausen ausrücken.
Sieht idyllisch aus, ist es aber nicht. Im August 2018 und vor gut einer Woche mussten zahlreiche Feuerwehren zu zwei schwierig zu bekämpfenden Bränden ins Humuswerk Otto in Klipphausen ausrücken. © Claudia Hübschmann

Klipphausen. Klipphausens Bürgermeister Mirko Knöfel (parteilos) nimmt kein Blatt vor den Mund. „Die Brände stellen eine außerordentliche Belastung für unsere Feuerwehren dar, da beide Einsätze lange dauerten und sehr materialaufwendig waren“, sagt der Rathauschef.

Das letzte Großfeuer liegt gerade gut eine Woche zurück. Am 21. Februar wurden die Feuerwehren aus Klipphausen, Röhrsdorf, Sora, Scharfenberg und Meißen in den frühen Morgenstunden zu einem Brand zwischen Röhrsdorf und Naustadt gerufen. Im Humuswerk Otto brannte ein großer Komposthaufen. Die Flammen loderten meterhoch in den Nachthimmel. 

Die Kameraden aus Meißen unterstützten die Arbeiten eigenen Angaben zufolge mit Drehleiter und Tanklöschfahrzeug. Der starke Wind sorgte für eine schnelle Ausbreitung der Flammen. Zeitweise musste die Kreisstraße 8032 zwischen Röhrsdorf und Naustadt wegen des Einsatzes gesperrt werden. Erst nachdem mit Baggern der Haufen gelockert wurde, war ein effektives Ablöschen möglich. Insgesamt waren sechs Wehren mit 60 Kameraden über zehn Stunden im Einsatz.

Die Schilderung erinnert fatal an den 7. August 2018. Gleicher Ort, ähnliche Lage. Damals musste sogar 100 Kameraden, Mitarbeiter des Technischen Hilfswerkes (THW) und Sanitäter zusammengezogen werden, um an gleicher Stelle ein Großfeuer zu bekämpfen. Vermutet wurde damals, dass sich der Humushaufen durch die bei der Gärung im Inneren entstehende Hitze möglicherweise selbst entzündet haben könnte.

Für Klipphausens Bürgermeister Mirko Knöfel ist klar, dass es so nicht weitergehen kann. „Wenn die Untersuchungen abgeschlossen sind und die Gemeinde alle Kosten zusammengetragen hat, müssen wir eine Lösung für die Problematik finden“, teilt er auf Anfrage der SZ mit. 

Es werde sicher nicht auszuschließen sein, dass es in Zukunft auf der Anlage nochmals brenne. Allerdings sorgten solche zeitaufwendigen Materialschlachten bei den Kameraden berechtigterweise für Frust, so Knöfel. Im schlechtesten Falle müsse zudem die Gemeinde die Kosten übernehmen.

Ähnlich lautet die Aussage des Landratsamtes. Für die Feuerwehrwehrleute seien solche Situation extrem stressig, heißt es von dort. Zudem kündigte die Behörde diese Woche an, dass Mitarbeiter des Kreisumweltamtes die Lage in dem Humuswerk zwischen Röhrsdorf und Ullendorf prüfen würden. SZ-Informationen zufolge ist dies auch bereits erfolgt. Ein Straftatverdacht besteht der Polizeidirektion Dresden zufolge nicht.

Abgesehen von den beiden Vorfällen in Klipphausen sind Brände in Abfall-Verwertungsbetrieben allgemein keine Seltenheit. „Generell lässt sich beobachten, dass in Deutschland die Anzahl von Bränden in diesen Anlagen zunimmt“, sagt der Meißner Wehrleiter Frank Fischer. Solche Einsätze seien immer mit einem großen Material- und Personalaufwand verbunden.

 Hinzu komme die Belastung durch das Tragen von Atemschutzgeräten. Wenn es in der gleichen Anlage in kurzen Abständen brennt, stellt sich aus seiner Sicht immer die Frage, welche konkreten Maßnahmen nach dem ersten Brand getroffen wurden, um eine Wiederholung zu vermeiden. 

Prinzipiell sind die Brandschutzanforderungen bei Verwertungsbetrieben nach Angaben Fischers sehr hoch. Die biologische Selbstentzündung organischer Abfälle berge ein erhöhtes Risiko, das mit geeigneten Mitteln verringert werden könne.

Vor Ort im Humuswerk haben Geschäftsführer Lars Otto und seine Mitarbeiter in den letzten Tagen alles Menschenmögliche getan, den Betrieb wieder zum Laufen zu bringen. Dies sei gelungen, so der Unternehmer am Freitag. Für ihn sei schwer nachvollziehbar, wie sich beim jüngsten Brand ein Haufen aus Wurzeln, Ästen und Strauchwerk selbst hätte entzünden sollen. 

Bei der Bekämpfung des Feuers habe der neue, 150 Kubikmeter umfassende Wasserspeicher geholfen. Für die Zukunft kündigte Otto an, brennbares Material schneller zu verarbeiten, um so vorbeugend Brandschutz zu betreiben. Viele andere Möglichkeiten sehe er nicht.