Cunewalde. Wie oft er schon oben war? Rolf Kalauch hebt lächelnd die Schultern. Nein, das kann er beim besten Willen nicht sagen. Über die unzähligen Male hat er nicht Buch geführt. „Schon als Kind war ich mit meinen Eltern auf dem Czorneboh; im Sommer wie im Winter, oft sogar mit den Skiern“, erzählt der Mann, der in Weigsdorf-Köblitz aufgewachsen ist und bis heute wohnt. Mit den eigenen Kindern und Enkeln besuchte und besucht er oft den nördlich von Cunewalde gelegenen Berg, ebenso mit Freunden, Kameraden der Feuerwehr und 15 Jahre lang auch als Wanderleiter mit ganz unterschiedlichen Gruppen. Jetzt ist er 78 Jahre alt und immer noch begeistert vom Czorneboh.
76 Stufen bis zur Aussichtsplattform
„Das Besondere hier oben ist der Aussichtsturm, es ist der älteste in der Oberlausitz“, betont der ehemalige Wanderleiter, der dieses Ehrenamt erst kürzlich an Jüngere abgegeben hat. Für den 23 Meter hohen steinernen Turm wird kein Eintritt verlangt, nur um Spenden zur Erhaltung und Säuberung gebeten. In seinem Inneren sind 76 Stufen zu bewältigen; zuerst auf einer Stein-, dann auf einer Holztreppe. Die Aussichtsplattform hat ein Dach und ringsum verglaste Fenster. So sind die Besucher vor Wind geschützt. Gen Süden und Osten verdecken große Bäume die Sicht. Doch gen Norden bietet sich ein beeindruckender Blick. Links ist sogar Bautzen mit dem Stausee zu erkennen.
Schön am Czorneboh findet Rolf Kalauch auch, dass der 556 Meter hohe Gipfel über sehr viele verschiedene Wege zu erreichen ist; aus jeder Richtung. Unter anderem führt der Weg der Deutschen Einheit über den Czorneboh; ein Fernwanderweg, der sich auf reichlich 1 000 Kilometer Länge zwischen Görlitz und Aachen erstreckt. Aber auch kleinere Touren streifen den Gipfel wie die Oberlausitzer Schlange, die von Bautzen nach Beiersdorf führt, oder der Cunewalder Rundweg. Wegweiser findet man an vielen Stellen.
Wo sich der Teufel die Hände wäscht
Auf den Touren gibt es viel zu entdecken. Am Aufstieg von Weigsdorf-Köblitz aus über den Sieben-Hügel-Weg zum Beispiel das Waschbecken des Teufels. In einem großen Stein befindet sich eine Vertiefung, in der immer Wasser steht. „Sie trocknet wirklich nie aus“, betont Rolf Kalauch und zeigt auf eine kleine Delle gleich daneben: „Das ist die Seifenschale.“ Ein Stück weiter liegt wenige Schritte abseits des Weges die nächste Attraktion; das Teufelsfenster. In zerklüfteten Felsen befindet sich ein ganzes Stück über Kopfhöhe eine kleine nahezu quadratische Öffnung. Nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene animiert sie, mit Steinen hinein zu zielen. Viele treffen auch. „Doch das Loch wird nie voll“, berichtet Rolf Kalauch und lächelt verschmitzt, ohne das Geheimnis zu lüften. – 200 Meter weiter ist dann der Gipfel des Czorneboh erreicht und damit die höchste Erhebung der nördlichen Oberlausitzer Bergkette. Nach der Anstrengung des Aufstiegs kommt die dort stehende Baude gerade recht. Errichtet wurde sie auf Initiative des damaligen Oberförsters des Bautzener Stadtwaldes, Ernst Robert Walde, zwischen 1850 und 1852, nachdem der Bautzener Stadtrat zugestimmt hatte. Seitdem gehören Haus und Turm der Stadt. Vor wenigen Jahren ließ Bautzen das Gebäude umfassend sanieren, ohne dass dabei der Baudencharme verloren ging. Für rund 1,2 Millionen Euro wurden das Dach neu gedeckt, die Wände gedämmt, die Fußböden erneuert, Heizung, Lüftung, Elektrik und Sanitäranlagen modernisiert, die Küche komplett neu ausgestattet und vieles mehr. Auch die Wasserleitung erfuhr eine Erneuerung und eine Pflanzenkläranlage wurde installiert.
Warmes Essen, frisch gekocht
Seit der Wiedereröffnung betreibt Elmar Ladusch, der schon während der Bauzeit Bergbesucher an einem Kiosk verpflegt hatte, mit seiner Familie den Gasthof. Warmes Essen gibt es den ganzen Tag durchgehend. Alles wird frisch gekocht. Besonders beliebt bei den Gästen sind Wildgerichte. Bei schönem Wetter bleibt Sonntagmittag kein Stuhl frei. Deshalb empfiehlt der Wirt für solche Tage, vorher zu reservieren. Das Gasthaus auf dem Czorneboh ist aber nicht nur am Wochenende gut besucht. Auch in der Woche kommen Wanderer und Radler auf den Berggipfel. Motorisiert bis ganz nach oben zu fahren, ist nur in Ausnahmefällen erlaubt. Autos können auf dem Wanderparkplatz abgestellt werden, der auf der Hälfte der rund vier Kilometer langen Zufahrt liegt, die von der Straße zwischen Cunewalde und Halbau abzweigt.
Rolf Kalauch empfiehlt ohnehin den Aufstieg zu Fuß. „Durch die Bewirtschaftung kann man auf dem Gipfel gut eine Pause einlegen und sich stärken, ohne alles im Rucksack mitschleppen zu müssen“, sagt der begeisterte Wanderer. Bei schönem Wetter sind besonders die Plätze im Freien beliebt. Hölzerne Tische und Stühle laden unter einer riesigen Linde zum Ausruhen ein. Sie wächst auf der Terrasse, die ihre besondere Atmosphäre dadurch bekommt, dass sie an zwei Seiten von der Baude eingerahmt wird. Rolf Kalauch hat schon oft dort gesessen und hofft, dass noch etliche Male dazu kommen.