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Hier steht der älteste Aussichtsturm der Oberlausitz

Sommerserie: Der Czorneboh bei Cunewalde ist über viele Wege zu erreichen. Unterwegs wartet so manche Überraschung.

Von Katja Schäfer
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Auf dem Gipfel und an den Hängen des Czorneboh kennt Rolf Kalauch sich bestens aus. Seit seiner Kindheit ist er unzählige Male über den Berg gelaufen. 15 Jahre lang hat er als Wanderleiter Gruppen unter anderem zu diesem Ziel geführt.
Auf dem Gipfel und an den Hängen des Czorneboh kennt Rolf Kalauch sich bestens aus. Seit seiner Kindheit ist er unzählige Male über den Berg gelaufen. 15 Jahre lang hat er als Wanderleiter Gruppen unter anderem zu diesem Ziel geführt. © SZ/Uwe Soeder

Cunewalde. Wie oft er schon oben war? Rolf Kalauch hebt lächelnd die Schultern. Nein, das kann er beim besten Willen nicht sagen. Über die unzähligen Male hat er nicht Buch geführt. „Schon als Kind war ich mit meinen Eltern auf dem Czorneboh; im Sommer wie im Winter, oft sogar mit den Skiern“, erzählt der Mann, der in Weigsdorf-Köblitz aufgewachsen ist und bis heute wohnt. Mit den eigenen Kindern und Enkeln besuchte und besucht er oft den nördlich von Cunewalde gelegenen Berg, ebenso mit Freunden, Kameraden der Feuerwehr und 15 Jahre lang auch als Wanderleiter mit ganz unterschiedlichen Gruppen. Jetzt ist er 78 Jahre alt und immer noch begeistert vom Czorneboh.

76 Stufen bis zur Aussichtsplattform

„Das Besondere hier oben ist der Aussichtsturm, es ist der älteste in der Oberlausitz“, betont der ehemalige Wanderleiter, der dieses Ehrenamt erst kürzlich an Jüngere abgegeben hat. Für den 23 Meter hohen steinernen Turm wird kein Eintritt verlangt, nur um Spenden zur Erhaltung und Säuberung gebeten. In seinem Inneren sind 76 Stufen zu bewältigen; zuerst auf einer Stein-, dann auf einer Holztreppe. Die Aussichtsplattform hat ein Dach und ringsum verglaste Fenster. So sind die Besucher vor Wind geschützt. Gen Süden und Osten verdecken große Bäume die Sicht. Doch gen Norden bietet sich ein beeindruckender Blick. Links ist sogar Bautzen mit dem Stausee zu erkennen.

Schön am Czorneboh findet Rolf Kalauch auch, dass der 556 Meter hohe Gipfel über sehr viele verschiedene Wege zu erreichen ist; aus jeder Richtung. Unter anderem führt der Weg der Deutschen Einheit über den Czorneboh; ein Fernwanderweg, der sich auf reichlich 1 000 Kilometer Länge zwischen Görlitz und Aachen erstreckt. Aber auch kleinere Touren streifen den Gipfel wie die Oberlausitzer Schlange, die von Bautzen nach Beiersdorf führt, oder der Cunewalder Rundweg. Wegweiser findet man an vielen Stellen.

Wo sich der Teufel die Hände wäscht

Auf den Touren gibt es viel zu entdecken. Am Aufstieg von Weigsdorf-Köblitz aus über den Sieben-Hügel-Weg zum Beispiel das Waschbecken des Teufels. In einem großen Stein befindet sich eine Vertiefung, in der immer Wasser steht. „Sie trocknet wirklich nie aus“, betont Rolf Kalauch und zeigt auf eine kleine Delle gleich daneben: „Das ist die Seifenschale.“ Ein Stück weiter liegt wenige Schritte abseits des Weges die nächste Attraktion; das Teufelsfenster. In zerklüfteten Felsen befindet sich ein ganzes Stück über Kopfhöhe eine kleine nahezu quadratische Öffnung. Nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene animiert sie, mit Steinen hinein zu zielen. Viele treffen auch. „Doch das Loch wird nie voll“, berichtet Rolf Kalauch und lächelt verschmitzt, ohne das Geheimnis zu lüften. – 200 Meter weiter ist dann der Gipfel des Czorneboh erreicht und damit die höchste Erhebung der nördlichen Oberlausitzer Bergkette. Nach der Anstrengung des Aufstiegs kommt die dort stehende Baude gerade recht. Errichtet wurde sie auf Initiative des damaligen Oberförsters des Bautzener Stadtwaldes, Ernst Robert Walde, zwischen 1850 und 1852, nachdem der Bautzener Stadtrat zugestimmt hatte. Seitdem gehören Haus und Turm der Stadt. Vor wenigen Jahren ließ Bautzen das Gebäude umfassend sanieren, ohne dass dabei der Baudencharme verloren ging. Für rund 1,2 Millionen Euro wurden das Dach neu gedeckt, die Wände gedämmt, die Fußböden erneuert, Heizung, Lüftung, Elektrik und Sanitäranlagen modernisiert, die Küche komplett neu ausgestattet und vieles mehr. Auch die Wasserleitung erfuhr eine Erneuerung und eine Pflanzenkläranlage wurde installiert.

Warmes Essen, frisch gekocht

Seit der Wiedereröffnung betreibt Elmar Ladusch, der schon während der Bauzeit Bergbesucher an einem Kiosk verpflegt hatte, mit seiner Familie den Gasthof. Warmes Essen gibt es den ganzen Tag durchgehend. Alles wird frisch gekocht. Besonders beliebt bei den Gästen sind Wildgerichte. Bei schönem Wetter bleibt Sonntagmittag kein Stuhl frei. Deshalb empfiehlt der Wirt für solche Tage, vorher zu reservieren. Das Gasthaus auf dem Czorneboh ist aber nicht nur am Wochenende gut besucht. Auch in der Woche kommen Wanderer und Radler auf den Berggipfel. Motorisiert bis ganz nach oben zu fahren, ist nur in Ausnahmefällen erlaubt. Autos können auf dem Wanderparkplatz abgestellt werden, der auf der Hälfte der rund vier Kilometer langen Zufahrt liegt, die von der Straße zwischen Cunewalde und Halbau abzweigt.

Rolf Kalauch empfiehlt ohnehin den Aufstieg zu Fuß. „Durch die Bewirtschaftung kann man auf dem Gipfel gut eine Pause einlegen und sich stärken, ohne alles im Rucksack mitschleppen zu müssen“, sagt der begeisterte Wanderer. Bei schönem Wetter sind besonders die Plätze im Freien beliebt. Hölzerne Tische und Stühle laden unter einer riesigen Linde zum Ausruhen ein. Sie wächst auf der Terrasse, die ihre besondere Atmosphäre dadurch bekommt, dass sie an zwei Seiten von der Baude eingerahmt wird. Rolf Kalauch hat schon oft dort gesessen und hofft, dass noch etliche Male dazu kommen.

Wandern oder in die Pedale treten

Hinkommen

Zahlreiche Wanderwege führen auf den Gipfel des Czorneboh. Von Kubschütz aus beträgt die Strecke acht, von Bautzen aus rund 13, vom Großpostwitzer Bahnhof elf Kilometer. In Cunewalde kann man zum Beispiel am ehemaligen Bahnhof Köblitz starten, wo es auch einen Wanderparkplatz gibt. Bis zum Gipfel sind es fünfeinhalb Kilometer. Die Strecke führt über den Sieben-Hügel-Weg und ist ausgeschildert; bis zum Sportplatz Schönberg mit einem grünen Punkt, dann mit einem grünen Strich. Auch per Fahrrad gelangt man zum Gipfel, zum Beispiel über die Czorneboh-Runde. Sie führt im Uhrzeigersinn rund um Cunewalde, ist insgesamt 12,6 Kilometer lang, mit einem blauen Logo markiert – und bietet zusätzlich einen gut vier Kilometer langen Abstecher zum Berggipfel. Er beginnt am Schützenplatz (wo man gut parken kann) und führt über den Streitbuschweg und den nördlichen Kammweg.

Einkehren

Die Baude auf dem Czorneboh hat Montag, Mittwoch, Donnerstag und Sonntag von 10.30 bis 19 Uhr geöffnet, Freitag und Sonnabend von 10.30 bis 21 Uhr. Kontakt unter Telefon  035877 899168 oder 0172 7973899.

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Weitere Ausflugstipps für das Oberland:

Eine Scheune voller Oldtimer

Cunewalde. Von außen lässt das Gebäude nicht erahnen, was es im Inneren verbirgt: In der großen Scheune des Dreiseitenhofes am Haus des Gastes „Blaue Kugel“ in Cunewalde stehen auf drei Etagen rund 70 Oldtimer – vom Zündapp-Motorrad bis zum Auto der Marke Amilcar. Viele Fahrzeuge werden in Inszenierungen präsentiert, die mit viel Liebe zum Detail gestaltet wurden. So gibt es zum Beispiel eine Straßenszene mit Tankstelle zu sehen, aber auch eine Werkstatt und einen Scheunenfund.

Im Erdgeschoss ist eine Ausstellung über die Geschichte des ehemaligen Cunewalder Motorenwerkes zu sehen. Außerdem informiert derzeit eine Sonderschau über das Hochwasser, das 2010 in Cunewalde großen Schaden anrichtete. Betrieben wird das Museum vom Verein Oberlausitzer Kfz-Veteranen-Club. (SZ/ks)

Geöffnet ist das Kraftfahrzeug- und Technikmuseum an der Czornebohstraße 2 von Mai bis Oktober jeden Sonnabend und Sonntag von 13.30 bis 17 Uhr. Erwachsene zahlen drei Euro Eintritt, Kinder ab sechs Jahre einen Euro.

www.oldtimermuseum-cunewalde.de

Besondere Häuser in Kleinformat

Cunewalde. Umgebindehäuser sind eine Besonderheit der Oberlausitz. Zahlreiche Exemplare, deren Originale in verschiedenen Orten stehen oder einst standen, können Besucher in Cunewalde auf einem Fleck betrachten – im Umgebindehauspark. Dort sind 16 Modelle im Maßstab 1:5 ausgestellt. Sie wurden von Mitarbeitern der Sächsischen Bildungsakademie Bauwesen in Bautzen originalgetreu nachgebaut; mit beeindruckender Liebe zum Detail.

Der Umgebindehauspark liegt zwischen dem Gemeinde- und Bürgerzentrum (Hauptstraße 19) und der Cunewalder Kirche, die als größte evangelische Dorfkirche Deutschlands gilt und ebenfalls einen Besuch wert ist. (SZ/ks)

Der Umgebindehauspark ist von Ostern bis Ende Oktober zu besichtigen. Eintritt wird nicht verlangt. Führungen bietet die Tourist-Information an,  Telefon 035877 80888.

Radeln, wo einst Züge fuhren

Halbendorf/Löbau. Radeln wo einst Züge fuhren – diese Möglichkeit bietet der Bahnradweg. Er führt von Halbendorf/Gebirge durchs Cunewalder Tal bis nach Löbau und folgt dabei immer der ehemaligen Bahntrasse. Die zwischen 2011 und 2015 abschnittsweise ausgebaute Strecke ist 15 Kilometer lang, durchgehend asphaltiert und sehr abwechslungsreich. Mal führt sie vorbei an Umgebindehäusern, mal durch weite Wiesen, mal durch tiefen Wald. Wer mit dem Auto und aufgeladenen Rädern anreist, kann zum Beispiel am ehemaligen Köblitzer Bahnhof parken. Dort gibt es rund 20 kostenlose Stellplätze. Zu erreichen ist das Gelände über die Straße Am Bahnhof, die kurz vor dem Hotel Alter Weber von der Hauptstraße abzweigt. (SZ/ks)

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