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Hilferuf per Knopfdruck

Ein Kasten mit vier bunten Tasten und ein Knopf: Das ist der moderne Notruf. Wie er funktioniert und was er kostet.

Von Heike Sabel
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Kleiner Knopf, große Wirkung: Der Kasten wird in der Wohnung installiert und ist die Verbindung zur Hilfe.
Kleiner Knopf, große Wirkung: Der Kasten wird in der Wohnung installiert und ist die Verbindung zur Hilfe. © Norbert Millauer

Allein zuhause und dann passiert es: Gestürzt. Das Telefon und damit Hilfe weit weg. Die 85-jährige Hiltrud Fink hat das erlebt und war in dem Moment ihren Enkeln dankbar. Die nämlich hatten ihr schon vor Jahren ein Hausnotrufgerät mit allem Drumherum geschenkt. Was es mit diesem Gerät auf sich hat, was es kostet und wie es sich bewährt, erklären die Johanniter als ein Anbieter. Es gibt auch andere Anbieter von Hausnotrufen mit verschiedenen Leistungen und Kosten. Das Prinzip aber ist immer gleich.

Bei den Johannitern haben aktuell 1.650 Personen zwischen Anfang 40 und 101 Jahren einen Hausnotruf-Vertrag. Das Durchschnittsalter beträgt 81 Jahre. Die Jüngeren sind Schwerkranke oder Behinderte, sagt Rene Seidler, der bei den Johannitern für den Hausnotruf Zuständige. 

Viele Fehlalarme und fünf Reanimationen

Aktuell gehen nicht mehr Notrufe ein als sonst - und die meisten sind nach wie vor Fehlalarme. Vor allem nachts passiert das leichter und öfter. Entweder die Personen geben selbst Zeichen und sagen, es ist alles in Ordnung, oder die Retter melden sich und klären, was los ist. Wenn sie keine Antwort bekommen, fährt zum Beispiel Einsatzfahrer Carsten Stephan vor Ort. Das passierte in seiner jüngsten Schicht nicht ein einziges Mal, in der vorherigen vier Mal. Ein Mal war es ein Fehlalarm, eine Person musste ins Krankenhaus eingewiesen werden, zwei waren gestürzt - und wären nicht mehr in der Lage gewesen selbständig jemanden anzurufen, selbst wenn sie das Telefon zur Hand gehabt hätten. Insgesamt fünf Mal konnten Menschen aufgrund der schnellen Hilfe durch Reanimation gerettet werden, sagt Rene Seidler. 

Das Notrufgeräte an sich besteht aus zwei  Teilen - einem Kasten und einem Knopf, den man wie eine Kette um den Hals oder wie ein Armband trägt. Der Kasten wird fest installiert, den Knopf trägt man immer am Körper. Der Kasten hat einen großen roten und drei kleinere Tasten. Die rote Taste ist zum Alarmieren, genau wie der Knopf, den man immer bei sich trägt. Die gelbe Taste ist die Tages-Taste. Sie kann unterschiedlich programmiert werden. Zum Beispiel, dass man ihn jeden Morgen nach dem Frühstück drückt. Dann weiß die Zentrale, alles in Ordnung bei Frau Fink zum Beispiel. Die graue Taste ist für den Service und die grüne fürs Abmelden, zum Beispiel, wenn man ins Krankenhaus muss. Dann weiß die Zentrale, dass sich jetzt jemand anderes kümmert. 

Mit Pflegegrad billiger

Bei den Johannitern kostet der Anschluss 49 Euro, das monatliche Komplett-Paket 44 Euro. Ab Pflegegrad 1 übernimmt die Pflegekasse einen Teil, so dass monatlich 26 Euro und vom Anschlusspreis 39 Euro übrig bleiben. Das Basispaket von 23 Euro wird komplett von der Kasse bezahlt. Von den 1.650 Johanniter-Kunden haben sich 1.200 für das umfangreiche Servicepaket entschieden. Dazu gehört unter anderem, dass auch ein Wohnungsschlüssel bei den Johannitern deponiert und die Verwandten informiert werden. Die Luxusvariante ist der mobile Notruf, den aber bei den Johannitern aktuell nur zehn Personen nutzen. Er lohnt sich erst, wenn jemand viel außerhalb der Wohnung unterwegs ist. Der mobile Notruf beinhaltet die Ortung der betreffenden Person. 

Hiltrud Fink wohnt im Heidenauer Johanniter-Zentrum, trägt ihren Knopf jeden Tag und ist froh. "Bis jetzt ist alles gut gegangen." Der Knopf beruhigt sie genauso wie ihre Enkel. Und er ermöglicht ihr ein immer noch selbstständiges Leben.

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