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Hoffnung für die Fährmannstraße

Die Stadt verkauft vier Häuser. Nun können Pläne zur Modernisierung aus der Schublade geholt werden.

Von Harald Daßler
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Die Fährmannstraße soll wieder eine gute Adresse in der Stadt werden. Ins Erdgeschoss des Hauses der Fährmannstraße 1 (l.) könnte eine Gaststätte einziehen.
Die Fährmannstraße soll wieder eine gute Adresse in der Stadt werden. Ins Erdgeschoss des Hauses der Fährmannstraße 1 (l.) könnte eine Gaststätte einziehen. © Claudia Hübschmann

Meißen. Ins Erdgeschoss soll eine Gaststätte einziehen. Ein Teil der Fläche, die nach dem Abriss des Eckgebäudes an der Fährmannstraße angelegt wurde, könnte im Sommer Raum für Freisitze bieten – mit Blick auf die Triebisch. In den Häusern der Fährmannstraße 1 bis 3 und 5 könnten moderne und geräumige Wohnungen entstehen. Das Gebäude in der Nummer 4 könnte durch einen Neubau ersetzt werden, dessen Fahrstuhl auch die sanierten Wohnhäuser in der Fährmannstraße 3 und 5 barrierefrei erschließt. In den neu angelegten Innenhöfen könnten einige Pkw-Stellplätze eingerichtet werden.

Zugegeben – noch braucht es allerhand Fantasie, um sich diese Zukunft für die Häuserzeile in der Fährmannstraße vorstellen zu können. Grobe Pläne dafür gibt es. Seit zwei Jahren liegen sie in der Schublade. Damals ging es um Ideen, wie die immer mehr verfallenden Häuser, deren Fassaden  nicht nur aus denkmalpflegerischer Sicht erhaltenswert sind, vor dem Abriss bewahrt werden können.

Nun haben die Stadträte den Weg frei gemacht, um diese Pläne auch umsetzen zu können. Zunächst einmal ist die Eigentumsfrage geklärt: Für insgesamt 160.000 Euro und im Zuge eines Grundstückstausches erwirbt die Stadtentwicklungs- und -erneuerungsgesellschaft (Seeg) die seit Jahren zum Teil leerstehenden Häuser in der Fährmannstraße 1 bis 4 von der Stadt. Bei fünf Enthaltungen stimmten die Stadträte in der vorigen Woche diesem Geschäft zu. 

Zunächst Maßnahmen zur Notsicherung

Gemeinsam mit dem Haus in der Fährmannstraße 5, das bereits in ihrem Besitz ist, will die Seeg die gesamte Häuserzeile sanieren und neu gestalten. In diesem Sommer sollen Planungen für die Notsicherung an den Häusern in der Fährmannstraße 1 und 2 beginnen. Im Herbst sollen sie erledigt werden. Am dringendsten sind Reparaturen am Dach des Hauses 1 nötig, um die Substanz nicht weiter zu gefährden. Ein Jahr später sollen die Ausschreibungen für die Sanierung der beiden Häuser erfolgen – und parallel dazu der Abriss des Hauses in der Fährmannstraße 4, wo ein Neubau die Lücke wieder schließen soll.

In einem zweiten Bauabschnitt sind die Adressen an der Fährmannstraße 3 bis 5 an der Reihe. Hier soll im Zuge der Bauarbeiten auch eine Durchfahrt zu den Pkw-Stellplätzen entstehen, skizziert Birgit Richter die groben Planungen. Der Abriss von Nebengebäuden in den Hinterhöfen schafft auch den Platz für den Anbau von Balkonen.

Bei den Planungen muss die Hochwassergefahr bedacht werden. Das verlangt eine besondere Dämmung, die nicht fault, ebenso wie die Installation der Haustechnik oberhalb der Hochwasserlinie. Die vorhandenen Keller werden nach der Sanierung wohl nicht nutzbar sein. Stattdessen sollen in Nebengelassen und im Erdgeschoss Abstellräume entstehen, so Birgit Richter.

Bis 2023/24 sollen in der Zeile Fährmannstraße 1 bis 5 insgesamt um die 20 Wohnungen und die eingangs erwähnte Gewerbeeinheit im Erdgeschoss des Hauses in der Fährmannstraße 1 entstehen. Für das gesamte Vorhaben rechnet die Seeg mit Kosten von vier bis fünf Millionen Euro. Genaue Zahlen sowie die Aussichten auf Fördermittel für einen Teil der Baukosten werden die weiteren Planungen für dieses Bauvorhaben bringen. Eine mögliche Förderung aus Programmen zur denkmalgerechten Sanierung  macht das Projekt für Meißens größten Vermieter wirtschaftlich interessant – sie bietet auch eine Gewähr, dass die in der Zeile neu entstehenden Wohnungen zu bezahlbaren Mieten angeboten werden.

Chance für ein ganzes Quartier

Seeg-Geschäftsführerin Birgit Richter nennt das Vorhaben ein „liebenswertes Projekt“. Es bietet die Chance, ein ganzes Quartier zu entwickeln und somit aufzuwerten, erläutert sie. In den vergangenen zwei Jahren hätten sich private Investoren  zwar für das Projekt interessiert, sich aber schwer damit getan, eines oder mehrere Häuser zu erwerben und zu sanieren.

Die Häuser in der Fährmannstraße 1 bis 4 einzeln zu veräußern, hatte die AfD-Stadtratsfraktion in einem Antrag vorgeschlagen, der unmittelbar vor der Beschlussfassung zum Geschäft der Stadt mit der Seeg auf der Tagesordnung stand. Mit der Aussicht auf derzeit günstige Baukredite hatte Fraktionschef Thomas Kirste den Antrag begründet. „Die Seeg ist bereit und in der Lage, die Objekte zu sanieren“, entgegnete Oberbürgermeister Olaf Raschke (parteilos). Lediglich fünf Stadträte wollten dem Antrag der AfD folgen. Fraktionschef Thomas Kirste sieht dennoch einen Erfolg, „da auf unsere Anfrage vom Oktober letzten Jahres noch von keinem Baustart auszugehen war. Nunmehr hat der Oberbürgermeister ausdrücklich betont, dass die Gebäude der Fährmannstraße umgehend saniert werden.“

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