SZ + Niesky
Merken

Horka nimmt den Kampf mit der Enso auf

Der Gemeinderat blockiert ein Großprojekt des Energieunternehmens und will ein Zeichen gegen Ökostrom setzen. Doch das ist schwierig.

Von Frank-Uwe Michel
 4 Min.
Teilen
Folgen
Anschließend an dieses Solarfeld am Rande von Biehain hätte ein weiteres entstehen sollen. Horkas Gemeinderäte und Bürgermeister Christian Nitschke lehnten das jedoch ab.
Anschließend an dieses Solarfeld am Rande von Biehain hätte ein weiteres entstehen sollen. Horkas Gemeinderäte und Bürgermeister Christian Nitschke lehnten das jedoch ab. © André Schulze

Beschlussvorlage Nr. 7 schien Formsache im Horkaer Gemeinderat zu sein. Dabei ging es um den Bau einer Fotovoltaikanlage als Ergänzung zu einem bereits bestehenden Solarfeld in Biehain. Ein privater Investor hatte den Antrag dazu gestellt und sich dabei auf einen früheren Beschluss der Räte berufen, die schon im August 2009 den Weg frei gemacht hatten für neue Photovoltaikanlagen auf diesem Areal. Erst jüngst war den Gemeinderäten aber das Begehren des Stromnetzbetreibers Enso sauer aufgestoßen, zwischen Horka und Niesky einen riesigen Verteilknoten zu bauen, sobald die in der Region erzeugte Menge an grüner Energie dies nötig macht. Man könne sich nicht einerseits gegen das Enso-Projekt wehren und andererseits erlauben, dass in der Gemeinde noch mehr Strom aus erneuerbaren Quellen produziert werde. Mit jeder genehmigten Solaranlage rücke der Bau des Netzknotens näher, so die Argumentation. Jörg Koltermann aus Biehain stellte klar, dass man mit einer Ablehnung ein Zeichen setzen könne. „Der Osten muss endlich einsehen, dass er nicht endlos grünen Strom produzieren kann, der dann in den Westen fließt.“ Und so votierten die Gemeinderäte mehrheitlich gegen die Photovoltaikanlage.

Wie lange sich der avisierte Netzknoten vor den Toren von Horka mit solchen Investitionsabsagen noch hinausschieben lässt, ist jedoch ungewiss. Laut Enso-Sprecherin Claudia Kuba sei eine pauschale Aussage, wie groß die Energiereserve sei, ehe die Station gebaut werden müsse, nicht möglich. Dies hänge nicht nur von der festen installierten Leistung ab, sondern davon, welche Leistung an welchen Standorten erzeugt werde und von dort auf das Netz wirke. „Für jede Anfrage zum Einspeisen einer größeren Strommenge wird eine konkrete Netzuntersuchung durchgeführt. Wenn sich daraus die Notwendigkeit des Netzknotens ergibt, dann wird mit dem Bau begonnen.“ Die Enso-Sprecherin macht das am Beispiel des von den Übertragungsnetzbetreibern erstellten Netzentwicklungsplanes deutlich. Der geht für die Stromtrasse Hagenwerder – Niesky – Miltitz – Schmölln von einer insgesamt zu erwartenden installierten Leistung von bis zu 150 MW aus Windkraftanlagen (das sind etwa 50 Windräder mit je drei MW) und circa 330 MW aus Photovoltaikanlagen (das entspricht zwei bis drei Millionen Quadratmetern Solarpaneelen) aus. „Dies beinhaltet alle Spannungsebenen, für Photovoltaikanlagen also auch die Summe aller belegten Hausdächer in der betreffenden Region“, erklärt Claudia Kuba. Die tatsächliche Realisierung dieser Anlagen hänge jedoch sehr stark von den künftigen Förderbedingungen und den verfügbaren Flächen ab. Auch durch Maßnahmen im Rahmen des beschlossenen Kohleausstiegs könnten sich noch deutliche Änderungen ergeben. Bezogen auf die möglichen Standorte meint die Sprecherin: „Es könnten noch wesentlich mehr Anlagen für die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Quellen gebaut werden.“

Für die Netzplanung ist der Leistungsfluss im ungünstigsten Fall relevant. Dabei ist es unerheblich, dass in Horka 2018 etwa 130 Prozent der im Ort verbrauchten Energie aus erneuerbaren Quellen erzeugt wurde und die maximale Rückspeisung ins Netz damit bei rund 6,7 MW lag. Im gesamten Enso-Gebiet, das im Wesentlichen

Ostsachsen umfasst, kamen 34 Prozent des Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen.

Die Aussage des Horkaer Gemeinderats Jörg Koltermann, der Osten könne nicht endlos grünen Strom produzieren, will Claudia Kuba so nicht stehen lassen. „Im Vergleich zu anderen Bundesländern entstehen in Sachsen vergleichsweise wenige Wind- und Solaranlagen. Andere Gebiete stehen da wesentlich stärker im Fokus – so zum Beispiel Norddeutschland für Windkraftanlagen und Süddeutschland für Solaranlagen. Dort ist auch der Netzausbaubedarf deutlich größer.“ Generell sei es so, dass die Anlagen bevorzugt dort gebaut würden, wo Flächen für Windkraft- und Solaranlagen zur Verfügung stünden. „Der Netzbetreiber muss dann sein Netz entsprechend ausbauen.“

www.netzentwicklungsplan.de

Mehr Lokales unter:

www.sächsische.de/niesky