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Hospizverein zieht in die Hundert

Der ehemalige Konsum wird umgebaut. Die neuen Räume lassen alle Facetten der Arbeit zu. Und sie haben eine Symbolik.

Von Heike Heisig
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Ehe die neue Anlaufstelle des Hospizvereins „Lebenszeit“ im ehemaligen Konsum an der Chemnitzer Straße/Ecke Lindenplatz in Leisnig am 5. Februar eröffnet werden kann, haben Diana Fischer (links) und Cornelia Rieper noch einiges zu tun.
Ehe die neue Anlaufstelle des Hospizvereins „Lebenszeit“ im ehemaligen Konsum an der Chemnitzer Straße/Ecke Lindenplatz in Leisnig am 5. Februar eröffnet werden kann, haben Diana Fischer (links) und Cornelia Rieper noch einiges zu tun. © Dietmar Thomas

Leisnig. Wie die Nomaden sind die Mitglieder des Vereins „Lebenszeit“ bisher häufig umhergezogen. Das eine Mal trafen sie sich im Stadtgut, ein andermal in der Begegnungsstätte. Aus gutem Grund.

Sie brauchen unterschiedlich viel Platz für öffentliche Aufklärungs- und Informationsversammlungen, für die Treffen der Mitglieder, für Letzte-Hilfe-Kurse und Beratungen in kleiner Runde. Für all das werden jetzt Räume an der Chemnitzer Straße/Ecke Lindenplatz geschaffen.

Der Verein zieht in die ehemalige Konsumverkaufsstelle, von den Einheimischen beinahe liebevoll „die Hundert“ genannt. Konkret lassen Diana Fischer und die übrigen Mitglieder des Vorstandes zwei Büros und zwischendrin einen großen langgestreckten Bereich – den ehemaligen Verkaufsraum – zu einem Multifunktionsraum umbauen. Stühle und Tische werden dort genauso wenig fehlen wie eine zweckmäßige Teeküche. Denn einige Veranstaltungen dauern einen halben Tag und länger.

Dazu gehören die Letzte-Hilfe-Kurse, die Patrick Prestin gestaltet. Außerdem plant der Verein, den großen Raum künftig für die theoretische Ausbildung zum ehrenamtlichen Hospizbegleiter zu nutzen. „Wann wir mit dem nächsten Kurs starten, steht noch nicht fest“, sagt Diana Fischer. 

Mitte Dezember sei erst einmal die zweite Ausbildungsrunde zu Ende gegangen. Alle 18 Teilnehmer haben sozusagen bestanden und können stationär im Hospiz am Hasenberg oder ambulant bei Familien oder Alleinlebenden zuhause eingesetzt werden. Nachdem den ersten Kurs ausnahmslos Frauen bestritten hatten, waren beim zweiten vier Männer dabei.

Darüber freut sich Cornelia Rieper. „Manchmal ist es einfach auch ein Gespräch unter Männern, das Betroffenen guttut“, sagt sie. Die Leipzigerin koordiniert seit vergangenem Herbst den ambulanten Hospizdienst. Das sind die Helfer, die Sterbende daheim, aber auch in Pflegeeinrichtungen wie dem „Sonnenblick“ oder dem Heim in Paudritzsch begleiten. 

Die Diplom-Sozialpädagogin/-arbeiterin und systemische Therapeutin hat ähnliche Aufgaben schon im Kinderhospiz „Bärenherz“ in Leizpig erledigt. Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung sei sie auf die Ausschreibung des Vereins Lebenszeit gestoßen. Dieser finanziert im Moment auch noch die Stelle der Koordinatorin. „Wir hoffen, dass es dafür perspektivisch eine Förderung der Krankenkassen gibt“, so die Vereinsvorsitzende.

Aus der Vereinskasse wird wohl auch das Geld für die Ausstattung zumindest eines Teiles der neuen Räume kommen. „Den großen Raum würden wir gern mit einheitlichen Stühlen und Tischen bestücken“, sagt Diana Fischer. Ansonsten steht im neuen Büro am Eingang auch eine Art Schrankwand, die der Verein gespendet bekommen hat. I

n diesem Raum sollen sich die Leisniger, wie jetzt in der Anlaufstelle an der Chemnitzer Straße 18 gewohnt, weiter rund um die ehrenamtliche Hospizarbeit erkundigen oder nach dem Kuchenbasar ihre Backformen abholen können. 

Das zweite Büro ist für individuelle Gespräche bestimmt: mit Angehörigen und Ratsuchenden, die möglicherweise erst vor kurzem die schlimme Diagnose bekommen haben, dass die Medizin ihnen nicht mehr helfen kann. Auch für sie ist Cornelia Rieper Ansprechpartnerin, wenn es darum geht, welche Unterlagen noch wo einzuholen sind, welche Dinge noch erledigt werden müssen.

Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht sind häufig zwei davon. Darum geht es auch in der nächsten öffentlichen Informationsveranstaltung von Lebenszeit am 4. Februar ab 18 Uhr im Stadtgut. 

Einen Tag später wird das erste Büro in der „Hundert“ eröffnet. Von 10 bis 12 Uhr steht es an diesem Tag zunächst Neugierigen offen. Danach ist es jeden Mittwoch zur gleichen Zeit für allgemeine Fragen zur Hospiz- und Vereinsarbeit geöffnet.

Die übrigen Räume sollen ab 1. April genutzt werden können, hoffen Diana Fischer und ihre Mitstreiter. Dann sollen sich dort auch die Kreativen treffen, die Kleinigkeiten herstellen, die bei Festen verkauft werden können. 

Auf diese Einnahmequelle kann und will der Verein nicht verzichten, wenngleich über Spenden von Firmen oder Initiativen ungleich größere Summen eingespielt werden können. Erst vor ein paar Tagen konnte das Hospiz eine Spende in Höhe von 660 Euro von Maika Blum, Teammanagerin von Tupperware, entgegennehmen. 

Das Geld stammt aus der Aktion „Tupper verschenkt Herz“. Etwa 20 Berater aus der Region rund um Leipzig haben sich daran beteiligt. „Ich freue mich riesig, dass das Geld in das Leisniger Projekt geflossen ist, sagt Maika Blum.

Termine: 4. Februar: 18 Uhr, Infoveranstaltung zu Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht im Stadtgut,

5. Februar, 10 bis 12 Uhr, Eröffnung des neuen Büros des Hospizvereins „Lebenszeit“ im Haus Chemnitzer Straße/Ecke Lindenplatz

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