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Neustart im Hotel Stadt Löbau

Sascha Ehlert kommt aus Berlin und übernimmt das Traditionshaus. Er sieht großes touristisches Potenzial für die Oberlausitz.

Von Markus van Appeldorn
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Sascha Ehlert hat das Hotel "Stadt Löbau" übernommen. Er kommt aus Berlin in die Oberlausitz.
Sascha Ehlert hat das Hotel "Stadt Löbau" übernommen. Er kommt aus Berlin in die Oberlausitz. © Matthias Weber

Das "Hotel Stadt Löbau" an der Weißenberger Straße ist eine der traditionsreichsten Adressen der Stadt. Bis ins Jahr 1796 reicht die Geschichte des Hauses zurück. Einst hieß es "Feldschlösschen", dann "Reichshof". Seinen heutigen Namen erhielt es erst während der DDR-Zeit. In über 200 Jahren sah das Restaurant und Hotel weit über 20 Besitzer und Betreiber. Manche blieben nur Monate, manche über Jahrzehnte. Mit seinem neuen Eigentümer Sascha Ehlert startet das Haus jetzt in eine neue Zukunft.

"Ich bin ein Vollblut-Gastronom", sagt Sascha Ehlert. Und das muss man wahrscheinlich auch sein, wenn man mitten in der Corona-Krise am 27. April ein Hotel und Restaurant in Löbau übernimmt - und bisher noch keinen einzigen Tag öffnen durfte. Nach zahlreichen beruflichen Stationen etwa in Schottland, der Kanaren-Insel Fuerteventura und einigen Berliner Hotels leitete der gebürtige Darmstädter zuletzt das "Best Western" in Lübbenau im Spreewald.

Doch immer schon träumte er von der beruflichen Selbstständigkeit, einem eigenen Hotel. "Ich möchte für meine Erfolge selbst verantwortlich sein - und auch für meine Fehler", sagt er. Zum "Hotel Stadt Löbau" kam er dann durch eine Zufallsbegegnung. "Ich saß auf der Terrasse meines Hotels in Lübbenau, da sprach mich ein Gast an, ob ich der Chef sei und mich für ein Hotel interessieren würde", erzählt Ehlert. Es stellte sich heraus, dass der Mann als Vermittler für die vorherigen Eigentümer des "Hotel Stadt Löbau" unterwegs war.

Berlin war mal cool

Zuerst wollte Sascha Ehlert für seinen Chef, der mehrere Hotels im Portfolio hat, mehr wissen. "Aber der winkte ab", erzählt er - mit 35 Zimmern sei das Löbauer Haus nicht rentabel genug. Da witterte Ehlert seine Chance. "Im August 2019 bin ich erstmals mit meiner Frau nach Löbau gefahren, um mir das Hotel anzuschauen", erzählt er. Und Ehlert war sofort blitzverliebt . "Das Haus hat Geschichte, das mag ich", sagt er. Und besonders von der Region ist er angetan. "Man redet die Provinz ja gerne schlecht", sagt er, "aber die Gegend hier ist wunderschön und die Oberlausitz hat sehr viel touristisches Potenzial."

Und seinen bisherigen Wohnort Berlin, er hat ihn auch ein bisschen satt. "Berlin ist Szene pur und vor 15 Jahren fand ich das vielleicht auch cool", sagt Ehlert. Aber irgendwann kann das auch gehörig nerven. "Wir wohnen in Mitte, ganz nah am Hauptbahnhof. Und wenn einem da jeden Morgen irgendwelche Besoffenen über den Weg stolpern, ist das nicht mehr so meins", sagt der 47-Jährige. Dann eben lieber Provinz. "Ich bin begeistert, wie aufgeschlossen die Menschen hier sind und wie freundlich ich als Hesse hier aufgenommen wurde", sagt er.

Haus für Familien und jüngeres Publikum öffnen

Das Team des "Hotel Stadt Löbau" hat Sascha Ehlert vom Vorgänger übernommen. "Zwei weitere Mitarbeiter habe ich noch selbst mitgebracht", sagt er. Nun will er sich rasch daranmachen, das touristische Potenzial des Hauses zu entwickeln. "Die Übernachtungsgäste sind bisher überwiegend Dienstreisende", sagt er. Ehlert möchte die Gäste-Klientel künftig wesentlich um Menschen erweitern, die zur Erholungssuche in die Oberlausitz kommen. "Es gibt hier ein hohes Potenzial für Familien- und Wandertourismus mit hohem Freizeitangebot. Und auch die historischen Via Regia und Via Sacra sind ein Pfund für Kulturreisende", sagt er.

Der Vorbesitzer des Hauses habe seinen Focus stärker auf das Restaurant gelegt, als auf das Hotel. Dieses Verhältnis will Sascha Ehlert umkehren - und dennoch das Gastronomie-Angebot des Hauses ausbauen. "Im Restaurant gibt es ein vorwiegend älteres Stammpublikum", sagt er. Das möchte er auch weiter im Haus sehen. An der Speisekarte will er deshalb erst mal auch nichts ändern. "Das Haushofmeisterschnitzel mit Champignons und die Rinderpökelzunge sind bei diesen Gästen der Renner", sagt er. 

Gleichzeitig will er auch ein jüngeres Publikum in sein Haus locken. "Wir wollen das Haus mit dem Motto ,Tradition trifft Moderne' beleben", sagt Ehlert. Diese Moderne soll etwa eine trendige Cocktail-Karte schaffen. Und der Innenhof und der benachbarte gepachtete Parkplatz biete auch Nutzungsmöglichkeiten für eine Außengastronomie. Um das "Hotel Stadt Löbau" künftig weiter aufzuwerten, denkt Sascha Ehlert perspektivisch auch auf den Einbau einer Sauna. "So weit ich weiß, gibt es in Löbau keine Sauna", sagt er.

Sascha Ehlert ist glücklich, an diesem Wochenende endlich auch wieder eröffnen zu dürfen. "Zur Eröffnung am 17. Mai haben wir von 11 bis 14 Uhr warme Küche", sagt er. Regulär gebe es künftig montags bis sonnabends von 17 bis 21 Uhr warme Küche. "Aber wir werfen die Gäste natürlich nicht um 21 Uhr raus, sie können bis 21 Uhr Essen bestellen", sagt er. An Pfingsten würden die Gäste dann durchgehend von 11 bis 21 Uhr bekocht.

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