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Ebay-Betrügern auf der Spur

Im Namen einer Zittauer Oldtimerfirma werden im Internet Autoteile verkauft, ohne sie zu liefern. Der Schaden ist hoch. Jetzt läuft ein Verfahren wegen Geldwäsche.

Von Holger Gutte
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Jens Neumann-Weinbeer und sein Oldtimerbetrieb wurden Opfer von Ebay-Betrügern.
Jens Neumann-Weinbeer und sein Oldtimerbetrieb wurden Opfer von Ebay-Betrügern. ©  Rafael Sampedro

Die schlimmste Zeit ist für Jens Neumann-Weinbeer jetzt hoffentlich vorbei. Derart wütende Anrufe und Beschimpfungen wünscht sich der Geschäftsführer des jungen Unternehmens "Saxonia Oldtimers" in Zittau nie wieder. Was er seit dem zweiten  Weihnachtsfeiertag durchgemacht hat, ist kaum zu beschreiben.

In seinem Namen beziehungsweise dem seiner Firma verkaufte jemand übers Internet bei Ebay-Kleinanzeigen Autoteile. Die Kunden bezahlten. Bekamen im Gegenzug aber nie die Waren. "Ich habe mit vielen Geschädigten telefoniert. Alle hatten so einen dicken Hals und haben mich teilweise auf das Übelste beschimpft und einen Betrüger genannt", erzählt Jens Neumann-Weinbeer.

Verfahren wegen Verdachts der Geldwäsche eingeleitet

Wie die SZ auf Nachfrage von Irene Schott, Oberstaatsanwältin der Staatsanwaltschaft Görlitz erfuhr, wurde bereits aufgrund der Aktenvorlage gegen die vermeintlichen Betrüger bei der Staatsanwaltschaft Göttingen zwischenzeitlich ein Verfahren wegen des Verdachts der Geldwäsche gegen eine Kontoinhaberin eingeleitet.

 "Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen und dauern an", informiert Irene Schott. Wahrscheinlich sind die Täter vom Raum Göttingen aus tätig gewesen, vermutet Jens Neumann-Weinbeer. 

Das war passiert: Am 27. Dezember hatte Neumann-Weinbeer den Internetbetrug bemerkt. Er war nur mal schnell ins Büro seiner Firma gegangen und wollte nach dem Rechten sehen.  Das Telefon zeigte ihm einen Anruf in Abwesenheit an. "Ich hatte zurückgerufen", berichtet er. 

Vom Anrufer erfuhr er, dass dieser Interesse an einem Ersatzteil für einen Porsche hätte, dass Jens Neumann-Weinbeer auf dem Internet-Portal anbiete. "Name, Adresse und Telefonnummer meiner Firma sind dort korrekt angegeben gewesen", sagt er. Allerdings die angegebene E-Mail-Adresse und noch ein paar andere Dinge waren falsch.

Die Kripo hat sofort reagiert

Jens Neumann-Weinbeer hatte sofort bei der Polizei in Zittau Anzeige gegen Unbekannt wegen Betruges gestellt. "Und die Kripo dort hat wirklich sofort reagiert", lobt er die Kriminalpolizisten. Denn nach Neujahr hätten sie die Namen der vermeintlichen Betrüger nicht mehr ermitteln können. Die IP-Adressen der Anbieter werden nach sieben Tagen im Internet gelöscht. 

Und obwohl Jens Neumann-Weinbeer sofort das Internetportal sperren ließ und auch die Betrugs-Angebote bei Ebay-Kleinanzeigen am 1. Januar gelöscht wurden, sind doch viele Personen betrogen worden. Die Täter hatten in dieser kurzen Zeit 136.736 Euro für Waren erhalten, die es gar nicht gab, schildert der Zittauer Firmenchef.

Am 2. Januar hätte fast noch ein Betrug verhindert werden können. "Ich bin bei meiner Bank gewesen und dort haben wir am Computer verfolgen können, dass gerade 25.000 Euro an die Betrüger flossen. "Wir haben das aber nicht verhindern können, weil es schon zu spät war und online überwiesen wurde", schildert er. 

Die Betrüger haben voll darauf spekuliert, dass zwischen Weihnachten und Neujahr viele Oldtimerfreunde etwas kaufen wollen und der Betrug erst nach den Feiertagen auffällt, und man an die Betrüger dann nicht mehr rankommt", sagt er.

Die Opfer haben wahrscheinlich ihr Geld eingebüßt

In den sozialen Netzwerken hat Jens Neumann-Weinbeer sofort auf den Internetbetrug aufmerksam gemacht. Immer wieder muss er Leute am Telefon vertrösten, dass er nichts für den Betrug kann. "Ich verstehe den Ärger der Leute. Denn sie haben wahrscheinlich ihr Geld eingebüßt", meint er. 

Dass so schnell gegen sie Anzeige erstattet wird, hat allerdings auch die Betrüger verunsichert. Denn die haben versucht, Jens Neumann-Weinbeer einzuschüchtern. An einem Tag klingelte ununterbrochen zwischen 17.45 Uhr und 7.45 Uhr sein Festnetz-Telefon. Dann bekam Jens Neumann-Weinbeer auf sein Handy eine komische Nachricht von Unbekannt.

 "Wo bleiben unsere Teile", stand da. Als er zurückschrieb, dass das eine Betrugsmasche sei, und er Anzeige erstattet habe, bekam der Firmenchef den Verdacht, dass einer der Täter ihm hier schrieb. Denn nach dem Hinweis mit der Anzeige, antwortete der Unbekannte: "Lass das sein. Wir kennen deine Adresse."

Die Täter drohen sogar und schüchtern ein

Kurz darauf tauchten im Internet auch Fotos von seinem Firmengelände mit der Anschrift dazu auf. "Da hast du schon ein komisches Gefühl", gesteht er. "Ich hatte danach zu meinen Mitarbeitern gesagt, dass sie vorsichtig die Tür oder das Werkstatt-Tor öffnen  sollen, wenn es klopfen sollte", schildert er. 

Nach den Ermittlungen der Polizei wurde inzwischen gegen drei Männer und eine Frau ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Geldwäsche eingeleitet, weiß Jens Neumann-Weinbeer. Er hofft, dass die Täter gefasst und verurteilt werden.

Doch dafür muss den Tätern nachgewiesen werden, dass sie die Internet-Betrüger sind. "Ich wünsche, dass keinem Unternehmen so etwas passiert. Wenn er auch selber keinen direkten finanziellen Schaden hatte, der Image-Schaden ist groß", meint er. Jens Neumann-Weinbeer baut mit seiner Firma "Saxonia Oldtimers" in Zittau Oldtimer wieder auf. Bis zu 300.000 Euro teure Wagen aus vergangenen Jahrzehnten verlassen hier wie neu die Werkstatt und wurden über Monate und manchmal Jahre restauriert.

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