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Kämmerin in Probezeit entlassen

Erst im Frühjahr wurde sie eingestellt, das Problem schien nach Jahren gelöst. Doch es war ein Trugschluss.

Von Jürgen Müller
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Jemand, der sich mit Finanzen auskennt, wird in Stauchitz dringend gesucht. In vier Jahren gab es vier Kämmerinnen. Jetzt trennte man sich erneut von einer Finanzchefin.
Jemand, der sich mit Finanzen auskennt, wird in Stauchitz dringend gesucht. In vier Jahren gab es vier Kämmerinnen. Jetzt trennte man sich erneut von einer Finanzchefin. © dpa

Stauchitz. Und ewig grüßt das Murmeltier. Die Gemeinde Stauchitz ist mal wieder auf der Suche nach einem Kämmerer oder einer Kämmerin. Neu ist das Problem in der Gemeinde nicht. 

In den letzten  vier Jahren war diese Stelle von vier verschiedenen Personen besetzt. Bis März 2015 hatte die langjährige Kämmerin Sabine Sickert diesen Posten inne. Mit 63 Jahren ging sie in den Ruhestand, arbeitete ihre Nachfolgerin Wencke Krause noch ein. Doch sie blieb nicht lange. Der Grund war eigentlich ein erfreulicher. Sie bekam ein Kind. Und so verabschiedete sie sich nach sieben Monaten in den Schwangerschaftsurlaub und in die Elternzeit. Im September 2015 übernahm dann David Aloe aus Oschatz für ein Jahr in Elternzeitvertretung den Posten. Doch Wencke Krause wurde erneut schwanger. Die Stelle wurde deshalb neu ausgeschrieben. Elke Goers setzte sich unter 14 Bewerbern durch. Die neue Kämmerin kündigte die Probezeit.

Erst im Oktober vorigen Jahres hatte sie ihren neuen Job angetreten. Am 30. November warf sie das Handtuch. Doch der Grund lag weniger im Fachlichen. Einen Tag vor ihrer Kündigung hatte Elke Goers in einer nicht öffentlichen Gemeinderatsitzung harte Kritik geäußert. Sie, die als Außenstehende in die Gemeindeverwaltung kam, hatte 30 Kritikpunkte aufgelistet. Von einem lähmenden Führungsstil war die Rede, von fehlenden Führungsqualitäten, fehlender Organisation bei Mitarbeiterversammlungen. Die Belegschaft werde in Entscheidungen nicht einbezogen, die Mitarbeiter würden nicht motiviert, Qualifizierung nicht gefördert. Für das neue Haushaltsrecht, die Doppik, sei keine Ausbildung erfolgt.

Zwischen der Leitungsebene und Mitarbeitern bestehe kein Vertrauensverhältnis in beiden Richtungen, kritisierte sie. Die Arbeit werde nicht wertgeschätzt, es bestehe ein gefühltes Missverhältnis zwischen Bauamt und Kämmerei. Bestehende Konflikte zwischen Mitarbeitern würden nicht ausgeräumt, es gäbe keine Schlichtungsversuche. Generell fehle es in der Gemeinde an Transparenz.

Die Stelle wurde neu ausgeschrieben, die Zahl der Bewerber hielt sich in Grenzen. Im Frühjahr dann wurde eine Kämmerin eingestellt. Doch nun ist die Stelle im Amtsblatt erneut ausgeschrieben worden. „Wir haben uns von der Kämmerin innerhalb der sechsmonatigen Probezeit getrennt“, sagt Bürgermeister Frank Seifert (parteilos). Konkrete Gründe will er nicht nennen. „Es hat nicht gepasst“, sagt er nur.

Die Zeit drängt, immerhin muss der Haushaltsplan aufgestellt werden. Gesucht werde eine verantwortungsbewusste, kompetente, zielorientierte, aufgeschlossene Führungspersönlichkeit, die die Finanzverwaltung mit Fach- und Sozialkompetenz sowie Einfühlungs- und Durchsetzungsvermögen leiten kann und sich durch persönliches Engagement aber auch ausgeprägte Entscheidungsfähigkeit, Loyalität und Integrität auszeichne, heißt es in der Ausschreibung. Es handelt sich um eine Vollzeitstelle, die nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes vergütet wird.

Noch bis 17. Oktober können Bewerbungen eingereicht werden. Die Gemeinde hofft, dass sich diesmal ein passender Bewerber oder eine passende Bewerberin finden werden.