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Kamenzer Gaststätten bleiben leer

Ob Pizzeria oder Eisbar - wegen des Coronavirus kommen kaum noch Gäste weg. Für einige Gastronomen wird es langsam eng.

Von Ina Förster
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Lars Engelhardt vom Eiscafé Emilia in Kamenz sieht wie alle anderen Kollegen in der Gastro-Branche schweren Zeiten entgegen.
Lars Engelhardt vom Eiscafé Emilia in Kamenz sieht wie alle anderen Kollegen in der Gastro-Branche schweren Zeiten entgegen. © René Plaul

Kamenz. Zwei Anrufe in einer Stunde. Natürlich Absagen. Durch die Bank weg.  Vieles hat sich in der Kamenzer Gastro-Branche seit ein paar Tagen verändert. Der  allgemeinen Stimmung zuträglich ist das nicht. Das Coronavirus ist allgegenwärtig. Auch in den Köpfen derer, die dem Trend noch trotzen. Und immer noch in den Gaststätten der Stadt einkehren. Es sind allerdings verschwindend wenige. 

In den Küchen brodelt es noch in den Töpfen. Es gibt es kein einheitliches Verbot seitens der Landesregierung.  Dennoch herrscht irgendwie leise Weltuntergangsstimmung. "Tischreservierungen werden abgesagt, Händeschütteln geht gar nicht mehr", sagt Kerstin Osmani vom Italienischen Ristorante La Piazza in der Altstadt.  Gerade diese persönliche Herzlichkeit  war es immer, die viele Gäste herzog. "Es wird natürlich auch extrem auf Hygiene geachtet", sagt sie. Desinfektion steht überall bereit. Man hat sie flächendeckend für Gäste wie Personal aufgestellt. Ein Muss in diesen Zeiten.

Über Geld redet man nicht, und dennoch kann momentan jeder eins und eins zusammenzählen: "Umsatzeinbruch? Ja. Momentan schaffen wir es  zwar gerade noch so, den Umsatz einzufahren, den wir am Tag zum Überleben brauchen", sagt Kerstin Osmani. Weniger Gäste dürften es aber nicht werden. Auch in den anderen Filialen der weit verzweigten Familie in Bautzen und Oppach sieht es nicht anders aus. Kaum noch jemand traut sich in die Gaststätten. Es wird wahrscheinlich wieder mehr daheim gekocht. Geselligkeit in diesen düsteren Zeiten? Fehlanzeige!

Mittagessenversorger für Kita und Schule verunsichert

"Durch unsere noch gut gefüllten Reservierungsbücher klappt alles soweit, aber die Laufkundschaft ist schon etwas rückläufig. Könnte mir vorstellen, dass die Kollegen ähnliche Beobachtungen haben", sagt auch Kevin Schneider von der Altertumsschänke in Kamenz. Bei ihnen kommt erschwerend dazu, dass die Gaststätte an der Pulsnitzer Straße Mittagessenversorger für die Grundschule am Gickelsberg ist. Und zum Großteil auch von diesen Einnahmen lebt. 

Da ab Montag sachsenweit schulfrei angeordnet wurde, kommen auf  Chefin Ulrike Ehlert ungewisse Zeiten zu. "Durch die noch nicht ganz klare Lage, was Schulen und vor allem die Kitas betrifft, agieren wir in dem Bezug von einem Tag auf den anderen. Vielen Fragen beschäftigen uns dabei: Gibt es weiterhin eine Notbetreuung in der Schule? Wenn ja, gibt es Gemeinschaftsverpflegung? Schließen auch die Kitas noch", fragt Kevin Schneider. Am Wochenende war man stundenlang damit beschäftigt, Eltern zu kontaktieren, ob ihr Kind ab Montag trotzdem noch ein Mittagessen braucht oder nicht. 

Viele vergessen in dieser schnelllebigen Zeit, dass sie eigentlich das Essen abbestellen müssten. Sie haben anderes zu tun.  Aber massenweise umsonst auf gut Glück kochen, ist auch keine Option. "Und  genau so unsicher läuft es derzeit in der Gaststätte. Mittelfristig planen kann man kaum, denn keiner weiß, ob nicht bald auch eine Zwangspause aus Dresden angeordnet wird", heißt es. 

"Ein flaues Gefühl ist da schon mit dabei, geht es immerhin auch um Existenzen", sagt Kevin Schneider. Natürlich soll es staatliche Hilfen geben. Doch in welchem Maß, und wann diese überhaupt zum Tragen kommen könnten - das weiß noch niemand im Detail.

Eis-Saison müsste eigentlich jetzt starten

Ebenso von der Krise betroffen sind die Eiscafés in Kamenz und Bischofswerda von Lars Engelhardt und seiner Frau Angelique. Die beiden schauen derzeit nicht gerade optimistisch in die Zukunft.  Noch war das Kamenzer Café unter den Fleischbänken am letzten Wochenende   gut gefüllt. Das Wetter zog den ein oder anderen auch schon zum Straßenverkauf hin. "Doch wir wissen, dass wir uns sprichwörtlich auf dünnem Eis bewegen. Dabei beginnt in wenigen Tagen unsere Hauptsaison", sagt der Kamenzer. 

Bis Ostern muss eigentlich ein Großteil des Umsatzes fürs Jahr eingefahren werden. "Dafür sehen wir momentan schwarz", heißt es. Am meisten genervt sind die beiden erfahrenen Gastronomen von der Unsicherheit. Täglich kommen neue Entscheidungen, werden neue Weichen gestellt. "Das ist ja auch alles richtig und  verständlich und auch wichtig, um die Krise einzudämmen. Aber wir zittern hier um unsere Existenz.  Wenn man wüsste: Ok, jetzt ist mal drei Wochen alles zu, danach geht es weiter, dann hätte man eine kalkulierbare Größe. Doch so ist es nicht. Und wenn man sich vorstellt, dass das hier alles ewig dauern kann, dann wächst natürlich unsere Sorge", sagt Lars Engelhardt.

Nachdem Bayern am Montagmorgen den Notstand ausgerufen hat, gibt es dort auch für die Gaststätten strikte Anweisungen: Unter anderem sollen Restaurants nur von 6 Uhr bis 15 Uhr geöffnet sein, Tische müssen Sicherheitsabstand haben. Der Katastrophenfall gilt ab sofort. Kommt so etwas auch auf Sachsen zu? "Wir müssen von allem ausgehen", sagt Lars Engelhardt. "Solange machen wir weiter wie gehabt und sind für unsere Kunden da. Wir müssen alle durchhalten."

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