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Zulassungsstelle seit Wochen geschlossen

Wegen eines Einbruchs bleibt das Amt zu. Die Autohändler sind genervt, die Bürger sauer. Und es kommt noch schlimmer.

Von Annett Heyse
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Bereits Anfang Januar wurde eingebrochen, doch die KfZ-Zulassungsstelle bleibt vorerst weiter geschlossen.
Bereits Anfang Januar wurde eingebrochen, doch die KfZ-Zulassungsstelle bleibt vorerst weiter geschlossen. © Karl-Ludwig Oberthuer

Das Infoblatt steckt in einer Klarsichtfolie, ist mit Klebeband an der Tür fixiert und sollte dort wohl nur ein paar Tage provisorisch hängen. "Aus technischen Gründen bleibt die KfZ-Zulassung und Fahrerlaubnisbehörde ... bis auf Weiteres geschlossen", ist darauf zu lesen. Doch inzwischen ist aus dem Provisorium ein wochenlanger Dauerzustand geworden. Seit nunmehr sieben Wochen ist die Behörde zu. Wer in Freital einen Führerschein abholen oder ein Auto abmelden beziehungsweise zulassen möchte, muss nach Pirna oder Dippoldiswalde ausweichen. 

Das strapaziert bei manchen die Geduld. Insbesondere Autohändler, die in der Regel mehrmals die Woche auf dem Amt zu tun haben,  müssen nun weitere Wege und lange Fahrzeiten in Kauf nehmen. "Wir müssen das akzeptieren, was soll man machen", sagt Ulrich Bütter, Inhaber des Peugeot- und Citroenautohauses in Kleinnaundorf. Büttner muss zwei bis dreimal wöchentlich auf die Zulassungsstelle. Er fährt dafür nun nach Dippoldiswalde. Nicht so sehr die höheren Ausgaben für Benzin, sondern vor allem der höhere Zeitaufwand falle ins Gewicht. "Da muss man mindestens das Doppelte einrechnen, wenn das mal reicht", sagt Büttner.  

Aber auch manche Bürger sind sauer. Vor allem, weil bei der Suchmaschine Google die Behörde als geöffnet angegeben wird. "Ich habe frühmorgens auf dem Handy nach den Öffnungszeiten geschaut und bin dann nach Freital gefahren", erzählt eine Tharandterin. Dort stand sie jedoch vor verschlossener Tür - übrigens nicht als einzige. Dem Hinweisschild an der Pforte zufolge hätte sie nach Pirna fahren müssen. "Das ist mir nun wirklich zu weit, Dippoldiswalde ist doch viel näher." In Dippoldiswalde aber seien die Mitarbeiter nicht gerade erbaut gewesen, dass neben der Tharandterin auch noch weitere Freitaler ihre Anliegen vortrugen.

Im Landratsamt heißt es dazu, in Dippoldiswalde arbeiten nur zwei Mitarbeiter. Durch den Ausfall in Freital seien diese an der Belastungsgrenze. Deshalb auch der Hinweis an alle Bürger, doch bitte nach Pirna zu fahren, denn dort ist die Zulassungsstelle mit sechs Leuten besetzt. "Dadurch sind die Wartezeiten in Pirna in aller Regel auch kürzer", sagt Karin Kerber, Sprecherin des Landratsamtes. Führerscheinangelegenheiten werden ohnehin nur in Pirna bearbeitet.

"Aufgrund technischer Probleme...", heißt es, sei die Stelle geschlossen. Fakt ist: Die Büros sind unbenutzbar, weil wichtige Schränke und Tresore fehlen.
"Aufgrund technischer Probleme...", heißt es, sei die Stelle geschlossen. Fakt ist: Die Büros sind unbenutzbar, weil wichtige Schränke und Tresore fehlen. © Karl-Ludwig Oberthuer

Das Chaos mit der Zulassungsstelle begann in der Nacht vom 6. zum 7. Januar mit einem Einbruch. Diebe stellten eine Leiter an das Bürogebäude in der Hüttenstraße, hebelten ein Fenster in der ersten Etage auf und verschafften sich Zutritt zu den Arbeitsräumen. Dort öffneten sie mit Gewalt Aktenschränke und Tresore. Klauten die Gannoven Formulare, Plaketten, Stempel, Geld - womöglich, um damit illegal Fahrzeuge zuzulassen? Die Polizei möchte das nicht kommentieren. "Die Ermittlungen laufen noch", sagt ein Sprecher lediglich. Täter seien bisher nicht ermittelt worden. Der Sachschaden wurde mit rund 32.000 Euro angegeben.

Genau dieser Sachschaden ist es jetzt, der die Wiedereröffnung der Zulassungsstelle verhindert. Bei dem Einbruch gingen die Täter äußerst rabiat zu Werke. Sie hebelten unter anderem eine Brandschutztür auf, die nun erst einmal ersetzt werden muss. Das ist Sache der Stadt Freital, der das Gebäude gehört. "Die Schließanlage ist Mitte der Woche eingetroffen und wird nun eingebaut. Die benötigten Stahltüren sind mit Lieferdatum Mitte März terminiert - hier gibt es Lieferschwierigkeiten mit zeitlichen Verzögerungen", teilt eine Stadtsprecherin mit.

Viel schwerer wiegt aber, dass in den Büros spezielle Aktenschränke und Tresore stark beschädigt wurden. Diese sind nun unbenutzbar und müssen ersetzt werden. Allerdings gibt es die Möbel nicht von der Stange, wie die Landkreis-Sprecherin ausführt: "Die Schränke und Tresore müssen extra neu angefertigt werden." Das dauert. darauf verzichten und provisorisch erst einmal andere Regale zu nutzen, gehe allerdings nicht. "Es gibt da genaue Dienstanweisungen, denn in der Zulassungsstelle wird nicht nur mit Geld, sondern auch mit sensiblen Daten gearbeitet." Unterlagen, Formulare, Belege - all das muss sicher verschlossen werden. Per Vorschrift. 

Für alle Freitaler bedeutet dass, sich noch ein paar Wochen zu gedulden. Wie lange genau, kann derzeit keiner sagen. Aus dem Landratsamt heißt es, man hoffe, noch im März wiedereröffnen zu können. Es könnte aber auch April werden.