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Klaus Novotny ist Rothenburgs Radel-Guide

Auf dem Drahtesel zeigt er allen Interessenten die Schönheit der Region. Im Sommer hat er jedoch ein anderes Ziel.

Von Frank-Uwe Michel
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Wahrscheinlich niemand kennt sich so gut mit den Radwegen diesseits und jenseits der Neiße aus wie Klaus Novotny. Jedes Jahr lädt er zu geführten Fahrradtouren ein.
Wahrscheinlich niemand kennt sich so gut mit den Radwegen diesseits und jenseits der Neiße aus wie Klaus Novotny. Jedes Jahr lädt er zu geführten Fahrradtouren ein. © André Schulze

Der Frühling ist für Klaus Novotny eine besonders spannende Zeit. Zwar genießt der Rothenburger, der früher als Ermittler bei der Bundespolizei gearbeitet hat, seit 2010 seine Rente und kann sich somit einrichten, was er wann macht. Doch wenn die Temperaturen nach oben gehen, holt er sein Fahrrad wieder häufiger heraus. 

Nicht nur, um selbst regelmäßig Runden zu drehen, sondern für alle Interessenten geführte Fahrradtouren anzubieten. Klaus Novotny ist der Radel-Guide in der Neißestadt. „Nur zu Hause rumsitzen konnte ich noch nie. Deshalb musste ich mir eine neue Beschäftigung fürs Alter suchen. Mit dem Fahrrad war ich schon immer gerne unterwegs. Meine Frau hatte zu der Zeit eine Schneiderwerkstatt im Erlichthof. Deshalb begann ich, von Rietschen aus den Leuten Radtouren schmackhaft zu machen.“ 

2014 kam er mit Neiße-Tours-Chef Tino Kittner ins Gespräch – und Klaus Novotny verlagerte seine Aktivitäten in die Heimat. Seitdem hat er vor allem Polen als interessantes Radelterrain für sich und die Teilnehmer der von April bis September monatlich stattfindenden Touren entdeckt. „Die Gegend hinter der Neiße ist touristisch unheimlich interessant. Die Dörfer sind ursprünglich, die Leute offen. Man kommt ins Gespräch. Ressentiments spielen da überhaupt keine Rolle mehr.“ 

Zudem gebe es viele geschichtsträchtige Orte. Novotny nennt Kohlfurt als Beispiel, das früher ein riesiger Verkehrsknotenpunkt gewesen sei und durch die Elektrifizierung der Bahnstrecke auf deutscher Seite auch heute wieder eine größere Rolle spiele. Aber auch Tormersdorf, das direkt gegenüber von Rothenburg auf der anderen Neißeseite liegt, hatte der 68-Jährige schon als Ziel. „Das war eine besonders schöne Tour, weil einige meiner Mitradler aus ihrem Kindheitserleben eine ganz spezielle Beziehung dazu haben.“ 

Obwohl – auf die schönste Strecke will sich der gebürtige Oderwitzer, den vor der Wende der Dienst auf dem Rothenburger Flugplatz hierher verschlagen hat, nicht festlegen lassen. „Es gibt so viel, was man machen kann. Auch kombinierte Touren mit Radeln, Wandern und Boot.“ Besonders freut ihn, dass das Nachbarschaftliche zwischen Deutschen und Polen – auch durch seine Initiativen – immer stärker in den Vordergrund rückt.

Die Ziele seiner Touren hat Novotny schon zum Jahresbeginn im Kopf, wenngleich er sie im Winter nicht vorher abradeln kann. „In den meisten Orten war ich aber schon. Wenn es kalt draußen ist, beschränke ich mich aufs Wandern.“ Das ist übrigens seine zweite Leidenschaft. Im Auftrag der Touristischen Gebietsgemeinschaft (TGG) Neißeland ist er in den zurückliegenden Monaten 20 Wanderwege abgelaufen. 

Und er schwärmt, welche verträumten, sehenswerten, an Natur und Geschichte reichen Strecken die Landschaft zwischen der brandenburgischen Grenze im Norden und dem Görlitzer Umland im Süden zu bieten hat. „Ich war zum Beispiel in Bad Muskau, vom Fürst-Pückler-Park aus im Tal der Räderschnitza – einem idyllischen kleinen Bach – unterwegs. Oder an der Hohen Dubrau, in den Königshainer Bergen, auf dem Rotstein bei Sohland oder am Berzdorfer See in Richtung Aussichtsturm.“ 

Die Schönheit der Gegend entdecke man oft erst auf den zweiten Blick, dann aber sehr intensiv. Novotny stellte fest, dass die Markierung auf den Wegen verbessert werden muss und dass auch manche Rastplätze zu erneuern sind. Das, meint er, seien überschaubare und mit geringem Aufwand reparierbare Mängel. Seiner Begeisterung für die Heimat tut das keinen Abbruch. „Wenn ich davon einiges auf meine Wander- und Radelfreunde übertragen kann, wenn es ihnen Spaß macht, bin ich glücklich und zufrieden.“

Im Spätsommer gibt es allerdings eine Pause bei den geführten Fahrradtouren. Dann gönnt sich Klaus Novotny zusammen mit seiner Frau einen zweimonatigen Abstecher auf eine einsame Tiroler Alm. „Das war schon immer ein Traum von mir. Auch wenn dieser Urlaub wahrscheinlich arbeitsintensiv wird. Denn da oben wird jede helfende Hand gebraucht.“ Was natürlich ganz im Sinne des Rothenburgers ist, denn Langeweile ist ja sowieso nicht sein Ding.

Die nächsten geführten Radtouren finden am 28. April, 26. Mai, 23. Juni und 14. Juli statt. Anmeldungen unter Telefon 0152/26590266

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