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Bautzens Landrat wettert gegen Wolfsbericht

Nach einer aktuellen Erhebung gibt es in Sachsen mehr Rudel, und auch mehr Nutztier-Risse. Michael Harig findet deutliche Worte.

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Bautzens Landrat reagiert auf die aktuellen Zahlen zur Entwicklung des Wolfsbestands.
Bautzens Landrat reagiert auf die aktuellen Zahlen zur Entwicklung des Wolfsbestands. © dpa, SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Mit scharfer Kritik hat Bautzens Landrat Michael Harig (CDU) auf den Bericht über die Zunahme der Wolfsrudel in Sachsen reagiert. Das Lupus-Institut für Wolfsmonitoring und -forschung hatte am Dienstag aktuelle Zahlen zur Entwicklung des Wolfsbestands im Freistaat vorgelegt. 

Demzufolge sind fünf neue Rudel bestätigt. Zugleich vermehrte sich die Zahl der Nutztier-Risse durch Wölfe in Sachsen innerhalb eines Jahres um 20 Prozent (von 280 auf 342). Dies treffe vor allem die Tierhalter mit kleinen und mittleren Beständen, so Harig. 

Heftig kritisiert Bautzens Landrat in diesem Zusammenhang die Wolfsmanagementverordnung. Sie regelt, wann ein Wolf geschossen werden darf. In der Praxis sei sie das Papier nicht wert, auf dem sie steht: „Wir leisten uns eine philosophische Diskussion über Massentierhaltung und entziehen der natürlichen die Grundlagen.“ 

Das schreibt Landrat Harig wörtlich in seinem offenen Brief.

"An Zynismus nicht zu überbieten"

"Das Wölfchen ,Juli‘ muss sich ein neues Plätzchen suchen. Ist das zumutbar? Ich wäre dafür, die Bergbausanierung zu stoppen.

Wir feiern uns dafür, dass wir nun in Sachsen fünf Wolfsrudel mehr haben. Und das Schönste: Es ist laut Fachstelle Wolf kein „Problemwolf“ dabei.

Nun können wir die Bewegung der Wölfe auch wieder beobachten. Möglich wurde das durch eine Besenderung. Um den Tieren kein Leid anzutun werden „Soft-Catch-Traps“- Fallen zum Einsatz gebracht. Die Welt ist schön.

Etwas gestört wird dieses Bild freilich durch ältere Tierhalter, die zu faul und zu dumm sind, einen sachgerechten Herdenschutz zu betreiben. Aber auch das wird sich ja bald erledigen – biologisch – es sind ja die Alten.

Der genannte Artikel ist für die Menschen in den Wolfsgebieten an Zynismus nicht zu überbieten. Es wird lapidar festgestellt, dass sich die Nutztier-Risse in nur einem Jahr um 20 Prozent (von 280 auf 342) vermehrt haben. Über die Qualen der elendig zu Grunde gehenden Kreaturen mit herausgerissenen Gedärm- und Kehlbissen natürlich kein Wort. 

In Zerna trieben Wölfe kürzlich Schafe durch die Garage eines Rohbaus, in Panschwitz-Kuckau fraßen Wölfe am helllichten Tage innerorts ein Schaf. Alles kein Problem, – an den Wölfen liegt das nicht. 

"Krankhaftes Rotkäppchen-Syndrom"

Die Bürgermeister in den Wolfsgebieten berichten über besorgte Eltern in ihren Sprechstunden. Diese bringen hervor, dass ihre Kinder bei Dunkelheit zur Schule oder zum Bus müssen. Sie hätten Angst. Auch das natürlich kein Problem – einfach nur ein krankhaftes „Rotkäppchen-Syndrom“ geht es nach den Fachleuten des Lupus-Institutes.

Das in Sachsen zuständige Ministerium verweist auf die neue Wolfsmanagementverordnung. In der Praxis ist diese in Konfliktfällen nicht das Papier wert, auf welchem sie steht. Die Landräte könnten ja Entnahmen anordnen, – so die Verordnung. Die Beweislast wird aber durch das LfLuG – eine Behörde des Freistaates festgestellt. Das ist so, als wenn in Berlin geblitzt wird, und Bautzen für den Erlass des Bußgeldbescheides zuständig wäre. Wie dann Gerichte entscheiden, ist unschwer zu erahnen.

Die Probleme werden sich lösen. In absehbarer Zeit werden wir keine Tierhalter – zumindest kleiner und mittlerer Bestände – mehr haben. Wir leisten uns eine philosophische Diskussion über Massentierhaltung und entziehen der natürlichen die Grundlagen. Aber dann hat es „Juli“ einfacher. Und die Welt ist dann noch schöner."