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Leere Kneipen-Stühle vor dem Goldenen Anker

Über 30 Gastwirte aus Radebeul verlangten am Freitag eine Lockerung der Bestimmung zur Bewirtung. Von der Stadt erwarten sie Hilfe.

Von Peter Redlich
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Mandy Hähnel, Betreiberin mehrerer Gaststätten in Altkötzschenbroda, und Robert Jugel, Küchenchef vom Goldener Anker, haben die Stühle-Aktion wesentlich mit organisiert.
Mandy Hähnel, Betreiberin mehrerer Gaststätten in Altkötzschenbroda, und Robert Jugel, Küchenchef vom Goldener Anker, haben die Stühle-Aktion wesentlich mit organisiert. © Arvid Müller

Radebeul. So dicht hätte keiner sitzen dürfen. Sollte auch keiner – auf den Stühlen, die über 30 Gastwirte am Freitagvormittag vor dem Goldenen Anker in Altkötzschenbroda aufgestellt hatten. Mit der Aktion, die auch in Dresden und vielen anderen Städten stattfand, wollen die Restaurantbetreiber auf ihre derzeitige Misere aufmerksam machen.

Mandy und Torsten Hähnel, die am Anger zum Beispiel die Alte Apotheke und den Sonnenhof betreiben, hatten in den letzten drei Tagen die Aktion organisiert. Mandy Hähnel: „Nächsten Mittwoch soll es wieder eine Beratung zur Lockerung der Einschränkungen gen. Wir hoffen, dass wir dann wenigstens draußen unsere Gäste bewirten dürfen.“

Ihr Mann sagt, dass bei ihnen davon 53 Mitarbeiter abhängig sind. Nach dem März müsse jetzt das zweite Mal Lohn gezahlt werden. Vom Kurzarbeitergeld sei bei ihnen noch nichts angekommen. Hähnel: „Wir stocken auf 90 Prozent auf. Unsere Mitarbeiter sollen auch weiter zu uns halten und brauchen das Geld.“ Auch von den vom Wirtschaftsministerium avisierten Zuschüssen sei noch kein Cent angekommen. 

Die gesamte Werbegilde hat sich für die Aktion stark gemacht. Auch Wirte aus anderen Ortsteilen waren dabei, etwa Manja Handrack von der Naundorfer Weinstube. Ihr gehe die staatliche Bevormundung zu weit. Jeder habe doch jetzt Verständnis, wenn Abstand eingehalten werden muss. „Sollen die Leute doch selbst entscheiden, ob sie bewirtet werden wollen oder nicht“, sagt sie.

Eine klare Forderung der Wirte am Anger: Sie wollen wieder bewirten.
Eine klare Forderung der Wirte am Anger: Sie wollen wieder bewirten. © Arvid Müller

Schmiede-Wirt Ralf Morgenstern sagt, dass er im Hof genügend Abstand zwischen den Gästen herstellen könne. Er hatte schon das Whisky-Festival aufs nächste Jahr verschieben müssen. Ostern ohne Gäste, und Himmelfahrt steht bevor - „uns fehlen die Touristen, die nur kommen, wenn die Kneipen was anbieten können“, sagt er.

Organisatorin Mandy Hähnel hat ein Schreiben aufgesetzt. Darüber steht geschrieben: Auf ein DANACH in der Coronakrise. Sie und auch die anderen Wirte aus der Werbegilde fordern in dem Schreiben die Stadt auf, mehr miteinander zu reden. Einen regelmäßigen Stammtisch sollte es geben, an dem Themen und Ziele besprochen werden. Um für Tourismus und die heimische Wirtschaft zu werben, schlagen die Wirte einen Imagefilm vor, der gezielt diese Seite Radebeuls vorstellt. Auch Willkommensfeste seien eine Möglichkeit, wirtschaftlich wieder aufzuholen. Dafür sollte im Radebeuler Haushalt eine Summe von 25.000 Euro eingestellt werden. Zum Weihnachtsfest sollte alle Sonntage geöffnet werden dürfen.

OB Bert Wendsche (parteilos) und Ordnungsbürgermeister Winfried Lehmann (CDU) waren während der Stühle-Aktion auch dabei. Bert Wendsche geht auf die Vorschläge ein: „Nächsten Dienstag wird es eine Runde mit den Gewerbetreibenden aus Ost, der Bahnhofstraße und von Altkötzschenbroda sowie dem Ältestenrat des Stadtrates geben. Wir wollen beratschlagen, wie wir als Stadt helfen und begleiten können.“

Beschlüsse gebe es bereits. Etwa dass keine Sondernutzungsgebühren in diesem Jahr für Flächen vor den Restaurants verlangt werden. „Das mit den Gesprächen üben wir jetzt in Corona-Zeiten - und wenn es funktioniert, wird es anschließend fortgesetzt. Zum Beispiel als regelmäßiger Stammtisch“, so der Oberbürgermeister.

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