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Linke kritisieren Schilderchaos

Die Umleitung während der Plossen-Sperrung sei dilettantisch organisiert worden, sagen die Stadträte.

Von Peter Anderson
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Widersprüchliche Einbahnstraßenschilder auf der Plossen-Umleitung.
Widersprüchliche Einbahnstraßenschilder auf der Plossen-Umleitung. © Linkspartei/Meißen

Meißen. Linken-Stadtrat Ingolf Brumm hat am Sonnabend die Probe aufs Exempel gemacht. Er testete die während der eintägigen Plossensperrung geltende Umleitungsstrecke. Seinen Angaben zufolge verwies ein Schild von oben die Autofahrer in den Goldgrund hinein. Im Goldgrund habe ein anderes Schild jedoch genau das Gegenteil signalisiert, nämlich eine Einbahnstraße, allerdings in falscher Richtung. Am Kleinen Plossen wurden dem Bauunternehmer zufolge die Einfahrtverbote von oben ignoriert. Kontrollen durch die Polizei habe es nicht gegeben.

Diese Schilderung dürfte den Anlass für eine Pressemitteilung geliefert haben, den die Stadtratsfraktion der Linkspartei am Sonntag verschickte. Darin kritisieren die Mitglieder Tilo Hellmann, Andreas Graff und Ingolf Brumm die Informationsqualität des Landesverkehrsamtes und der Stadtverwaltung zum Verlauf der Plossen-Umleitungen. 

Die kurze zeitliche Abfolge von mehreren Presseinformationen habe die Meißner und ihre Gäste verunsichert. „Sofortige Hinweise von Stadträten unserer Fraktion zu den berechtigten Fragen der Bevölkerung fanden fast keine Beachtung“, schreiben die Genossen. Die Ignoranz gegenüber den Sorgen der Plossen-Bewohner sei gerade wegen des geplanten Neubaus der Bergstraße „generell unverständlich“.

Bauunternehmer Brumm schlug den Bogen noch etwas weiter und bemängelte die Art und Weise der Arbeiten am Plossenaufstieg. Dort werden derzeit Sträucher und Bäume entfernt. Es sei für ihn nicht nachvollziehbar, wie hier „Gelder zum Fenster hinausgeworfen“ würden. Ein Kettenbagger mit Tieflader sei herangebracht worden, nur um Grünschnitt vom Hang zu sammeln. Aus seiner Erfahrung würde ein Wartungsvertrag mit einem örtlichen Gartenbau- oder Galabaubetrieb zum jährlichen Nachschnitt mit Schreddern vor Ort jährlich nur ein paar Tausend Euro kosten. 

Was eine kleine Firma mit relativ geringem technischen Aufwand mit einer halbseitigen Teilsperrung sicher hätte bewältigen können, werde hier mit Großgeräten realisiert. „Abgesehen vom finanziellen Aufwand werde ich das Gefühl nicht los, es soll den Bürgern vor dem Bürgertreff zum Thema Plossen signalisiert werden, dass der geplante Ausbau nicht ohne Vollsperrung und eine großräumige Umleitung über Siebeneichen funktioniert“, so Brumm.

So sieht die zuständige Behörde den Vorgang

Am Montagnachmittag  reagiert das Landesverkehrsamt auf das kritische Statement der Meißner Linksfraktion. Der Auftrag für die Baumfällarbeiten sei Mitte November 2019 vergeben worden. Bewusst und abgestimmt mit der Verkehrsbehörde der Stadt Meißen habe die Behörde auf Fällarbeiten und damit einhergehende Sperrungen im Dezember verzichtet.

"Die Vorbereitung der nun am 13. Januar begonnenen Arbeiten war aus unserer Sicht ordentlich", heißt es weiter. In einer ersten Pressemitteilung vom 9. Januar 2020 sei über die Arbeiten sowie die halbseitige Verkehrsführung informiert worden. Die Vollsperrung an Wochenenden wurde dabei erwähnt, aber auf eine weitere Information unmittelbar vor dieser verwiesen. Am 15. Januar 2020 erhielt die Öffentlichkeit Details zu den Vollsperrungen am Wochenende 18. und 19. Januar sowie den drei darauf folgenden Wochenenden.

Kurzfristig ergab es sich laut Landesverkehrsamt danach, durch technologische Möglichkeiten der beauftragten Baufirma auf alle geplanten sonntäglichen Sperrungen verzichten zu können, ohne das Bauziel terminlich zu gefährden. Die Vermeidung von Vollsperrungen habe immer große Bedeutung. Diese Änderung wurde der Öffentlichkeit einen Tag später mitgeteilt.

Am 18. Januar waren Vertreter der zuständigen Polizeibehörde sowie des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr vor Ort. Dabei stellte sich ein weitestgehend reibungsloser Ablauf von Bauarbeiten und Verkehr dar.

Für die am 25. Januar wiederum von 6.30 Uhr  bis 17 Uhr geplante Vollsperrung nimmt das Amt die gegebenen Hinweise hinsichtlich Beschilderung am Goldgrund sowie dem Kleinen Plossen auf. Vermutlich habe der Nachunternehmer der Baufirma hier nicht alle Festlegungen umgesetzt. Mögliche Verbesserungen der Beschilderung würden im Vorfeld mit der Verkehrsbehörde besprochen. 

Schild neu ausgerichtet

Wenig später äußerte sich auch die Pressestelle der Stadt Meißen. "Uns ist bekannt, dass Stadtrat Ingolf Brumm sich am Sonnabend gegen 9 Uhr an das Ordnungsamt wandte und bat, die Schilder zu überprüfen", heißt es in einem Schreiben auf Anfrage der SZ. Der Vollzugsdienst habe dies getan und festgestellt, dass alles in Ordnung gewesen sei. Ein im Goldgrund aufgestelltes Schild musste neu ausgerichtet werden. 

Nach Auskunft des Ordnungsamtes gab es einzelne Verkehrsteilnehmer, welche die Beschilderung vorsätzlich ignorierten. Eine Rückfrage bei im betroffenen Bereich wohnenden Mitarbeitern der Stadtveraltung habe ergeben, dass auch aus deren Sicht den Umleitungshinweisen problemlos zu folgen war.

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