Es gibt wieder Löbauer Nudeln

Es gibt sie wieder, die Anker-Nudeln. In einem Holzregal stehen sie in Plastikverpackungen mit dem typischen blau-orangenen Etikett im Löbauer Stadtmuseum - als Spiralen, Bandnudeln und in zwei weiteren Sorten. Allerdings stammen sie nicht aus Löbau, aber immerhin aus Sachsen.
Das Museum beleuchtet derzeit in einer Sonderausstellung die Geschichte der bekannten Löbauer Nudelfabrik. Und hat sich dafür etwas besonders ausgedacht: Die Firma Riesaer, die bis heute Nudeln produziert, hat für die Löbauer eine Sonderedition Anker-Nudeln hergestellt. Die Sonderedition gibt es nur im Stadtmuseum zu kaufen. Und die Anker-Nudeln sind nur in begrenzter Stückzahl produziert worden.
Zwei Monate haben die Vorbereitungen für die aufwendige Schau gedauert, die an die Geschichte der bekannten Löbauer Nudelfabrik erinnern soll. Dazu gehörten auch die Fahrten nach Riesa, die Museumsleiterin Corinna Wandt und ihre Kollegen unternommen haben, um die Herstellung der besonderen Nudeln abzusprechen.
Auch für die Besucher der Ausstellung sollte es eigentlich nach Riesa gehen. Gemeinsam mit einem Busunternehmen hatte das Museum Touren nach Riesa in die Teigwarenfabrik organisiert. Dort sollten sich die Besucher anschauen, wie die Nudeln hergestellt werden. Denn wie in Riesa wurde früher auch in Löbau produziert. Wegen Corona fällt das nun aus. Genauso wie die große Eröffnungsveranstaltung für die Nudel-Sonderausstellung.
Die sollte bereits Anfang April in der Johanniskirche mit vielen Programmpunkten stattfinden. "Wir hoffen jetzt, dass wir das zum Ende der Schau nachholen können", so Corinna Wandt. Die Ausstellung ist nun bis November verlängert, da sie aufgrund der Corona-Pandemie und der Schließung aller Einrichtungen erst später starten konnte. Seit rund zwei Wochen hat das Stadtmuseum wieder geöffnet und damit auch die Sonderausstellung unter dem Motto "Fest verAnkert" in Anlehnung an den Namen der Löbauer Fabrik.
Das gibt's unter anderem zu sehen:
Bis 1992 wurden in Löbau selbst Teigwaren hergestellt - und das 118 Jahre lang. Nach dem Aus nutzte der Lehrbauhof noch Teile der großen, markanten Fabrik an der Äußeren Bautzner Straße. Schließlich stand das historische Gebäude leer. Die Stadt Löbau erwarb es aus der Zwangsversteigerung - mit großen Plänen. Unter anderem soll das Museum dort einziehen und in Verbindung mit dem benachbarten Haus Schminke Besucher locken, so die Vorstellungen. Familie Schminke hatte die Nudelfabrik betrieben und sich seinerzeit gleich nebenan vom Bauhaus-Architekten Hans Sharoun eine Villa bauen lassen.
Um hier ein Museum oder eine andere Einrichtung zu eröffnen, müsste das Gebäude aber erst einmal umfassend saniert werden - für viele Millionen. Aufgrund des baulichen Zustands der alten Fabrik wird es bis dahin aber noch etliche Jahre dauern. In der Zwischenzeit soll die Geschichte trotzdem nicht in Vergessenheit geraten. Immerhin haben hier viele Löbauer gearbeitet.
Dass die Nudelfabrik ein wichtiger Bestandteil von Löbau ist, merken Corinna Wandt und ihre Kollegen an den Resonanzen der Menschen. Mehrmals haben schon Führungen durch die Nudelfabrik stattgefunden. Und jedes Mal kamen viele: Ehemalige Mitarbeiter, ehemalige Azubis aus dem Lehrbauhof, aber auch viele jüngere Löbauer und Menschen, die sich für die Architektur interessieren. Denn auch hier gibt es viele wertvolle Details vom Architekten Hans Sharoun. Es ist weit und breit der einzige Industriebau von Sharoun.
Wie kommt die Nudel in die richtige Form?
Wie die Nudelproduktion hier funktionierte, zeigt das Stadtmuseum nun. Dazu haben sich die Löbauer etliche Utensilien von Riesaer ausgeliehen. Zum Beispiel die so genannten Matrizen, mit denen der Nudelteig in die gewünschte Form gebracht wurde, also zum Beispiel als Spaghetti oder Buchstabennudeln herauskam.
Einige Teile fanden die Museumsmitarbeiter auch noch in der Löbauer Fabrik. Eine Besonderheit sind zum Beispiel die Original-Spinde der Mitarbeiter von 1939. Sie wurden sogar von den Schülern im Lehrbauhof zuletzt noch genutzt. Zu sehen ist auch, dass die Fabrikantenfamilie Schminke seinerzeit schon viel Wert auf Marketing legte.
Genauso kommen ehemalige Mitarbeiter in der Ausstellung zu Wort. Sie erzählen auch von den vielen gemeinsamen Aktivitäten der Belegschaft - auch außerhalb des Betriebes. Der Zusammenhalt war damals sehr stark und ging über die gemeinsame Arbeit hinaus.
Geöffnet ist das Stadtmuseum Löbau wieder Dienstag bis Freitag jeweils von 10 bis 17 Uhr; Sonnabend und Sonntag von 13 bis 17 Uhr. Zu sehen ist neben der Sonderausstellung zur Nudelfabrik auch die Dauerausstellung "Zünftiges Löbau" zur Geschichte des Handwerks in der Stadt.